… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Herr Öseblöm …

»Seid Ihr schon bereit?«

Dann schließt bitte wieder ganz schnell Eure Augen. Macht es Euch so richtig gemütlich in Eurem Bett, damit wir mit der Geschichte fortfahren können…

Unseren fünf Burschen steckte die Angst noch tief in den Gliedern. Noch niemals in ihrem Leben  sind sie überfallen worden und schon gar nicht von so einem riesigen Adler.  Deshalb  vergaßen sie einfach, sich erst einmal bei dem Fremden zu bedanken.

Wie war nochmal sein Name? Köseldöm –  oder so ähnlich?

Alle fünf schauten den freundlich grinsenden Fremden immer noch entgeistert an. Nach kurzem Zögern fasste sich der zweitgrößte von ihnen ein Herz und fragte mit etwas tieferer Stimme: »Wie ist noch mal Dein Name?«

Diesmal zeigte der Fremde eine makellose Reihe strahlendweißer Zähne, als er mit noch breiterem Grinsen antwortete: »Mein Name ist Vinidi Öseblöm, von Öseblömhausen, Öseblöm. Viele nennen mich einfach Herr Öseblöm, und meine Freunde rufen mich einfach nur –  Öseblöm.«

»Und wie heißt ihr, wenn ich fragen darf?« – Öseblöm schaute sich neugierig  in der Runde um. Dabei betrachtete er jeden einzelnen unserer fünf Burschen ganz genau. Die sprangen, wie auf Kommando, einer nach dem anderen auf. Der Größte zuerst, dann der Zweitgrößte, gefolgt vom Dritten und Vierten und ganz zum Schluss der Kleinste von allen. Wie fünf Orgelpfeifen standen sie nebeneinander und gaben ein lustiges Bild ab. Jeder rief laut seinen Namen, nacheinander natürlich. Der Größte zuerst, der hatte zugleich die höchste Stimme, der Zweitgrößte eine etwas tiefere Stimme und so weiter: »Kalle, Malle, Dralle, Mallewutz«, »und ich bin Balthasar«, antwortete der Kleinste, der die tiefste Stimme von allen hatte.

Öseblöm schaute etwas verdutzt. Die Burschen hatten sich sogleich wieder auf ihre Bänke gesetzt. »Wie heißt ihr noch mal?«, fragte Öseblöm, der sich die Namen nicht sofort merken konnte.

Kaum war die Frage gestellt, da ging das lustige Schauspiel wieder von vorne los. Erneut sprang der Größte mit der höchsten Stimme auf und rief »Ich bin Kalle«, dann der Zweitgrößte mit etwas tieferer Stimme »Ich heiße Malle«, »Mein Name ist Dralle«, antwortete der Drittgrößte, »Mallewutz«, rief der Vierte als er ebenfalls aufsprang, »Und ich bin Balthasar«, sagte der Kleinste mit der tiefsten Stimme,  der genau wie seine vier Freunde mit einem Schwung in die Höhe schoss.

Da standen sie wieder wie fünf Orgelpfeifen nebeneinander und Öseblöm musste lachen.

»Wie heißt ihr?«

»Kalle, Malle, Dralle, Mallewutz und Balthasar«, antworteten die Fünf diesmal wie in einem Chor, danach platze es auch aus ihnen heraus und sie stimmten in das fröhliche Lachen mit ein.

»Setz‘ Dich, Öseblöm, sei unser Gast«, lud Kalle den freundlichen Fremden ein, und deutete dabei auf einen freien Platz zwischen ihnen auf der Bank.

»Woher kommst Du?«, wollte Balthasar wissen. Der Kleinste mit der tiefsten Stimme konnte seine Neugier nicht mehr zurückhalten. Das war aber auch nicht weiter verwunderlich, denn schließlich hatte Öseblöm ihm ja auch das Leben gerettet.

»Von da«, antwortete Öseblöm und zeigte dabei auf den Weg in Richtung des kleinen Waldes.

»Und wohin willst Du?«, fragte diesmal Mallewutz, mit leicht besorgtem Unterton in seiner Stimme. Er befürchtete insgeheim, dass Öseblöm gleich weiterziehen könnte. Öseblöm schaute auf die Straße, die durch das Dorf führte und sich am anderen Ende des Dorfes in eine unbekannte Weite verlor.

»Nach da«, antwortete er und deutete mit seinem Zeigefinger genau in diese Richtung.

»Ich hoffe, Du hast es nicht eilig«, sagte Malle, »denn heute bist Du unser Gast«. Mit diesen Worten stand er auf, ging ins Haus und kam mit einem Krug köstlicher Limonade und ein paar Gläsern wieder zurück.

Öseblöm war sehr angetan über diese freundliche Einladung. Sein langer Schwanz klopfte immer wieder aufgeregt auf den Boden. »Kann ich denn hier übernachten?« fragte er. Nach seiner langen Reise, die er schon hinter sich hatte, schien dies hier ein recht guter Ort zu sein, um eine etwas längere Rast einzulegen.

»Aber natürlich«, rief Balthasar. »Du kannst so lange bei uns bleiben, wie Du willst.«

»Ganz genau«, stimmten die anderen mit ein. »Schließlich hast Du einem von uns das Leben gerettet! Damit bist Du nicht nur ein sehr freundlicher Fremder …«  – »Nein Du bist ein fremder Freund«, rief Balthasar und strahlte über das ganze Gesicht.

Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass sich nun alle sehr viel zu erzählen hatten. Es wurde ein langer Abend. Als Öseblöm und seine neuen Freunde endlich zu Bett gingen, stand der Mond hoch am Himmel und tauchte die gemütliche Veranda in sein silbern glitzerndes Licht. Jeder war auf seine  Art froh. Balthasar war froh darüber, dass er noch lebte, die anderen Burschen darüber, dass sie noch einmal glimpflich davon gekommen waren und Öseblöm war froh, endlich neue Freunde gefunden zu haben. In dieser Nacht erlebten alle einen schönen Traum.

Und darum heißt es nun  »Gute Nacht und träumt recht schön«.