… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Der Herr des Waldes

»Ich hoffe, Ihr seid schon im Bett?!«

Dann können wir uns ja gemeinsam auf den Weg machen zu unseren Freunden in dem fast friedlichen Wald …

Don Carlos lief noch immer mit puterrotem Kopf dem Schäfchen Marie, der Adlerdame Amira und unserem Wanderer Öseblöm, von Öseblömhausen, Öseblöm, hinterher. Dabei wackelte sein in Blätter eingewickelter Popo lustig von links nach rechts und wieder zurück. Amira gefiel ihm, aber das wollte er lieber für sich behalten. Es war ihm einfach zu peinlich, dass Amira ihn mit einem Pfeil in seinem Popo gesehen hatte.

Von der Ferne hörten sie eine Stimme: »Ich bin Busch. Ein freundlicher Busch. Ein buschiger Freund, ja, ich bin Busch!«

Als unsere Vier den freundlichen Busch erreichten, erkannte dieser sofort das Schäfchen Marie und seine Blätter zitterten vor Freude. Dabei wechselten sie von einem saftigen Grün, zu einem zärtlichen Rosa, um danach in noch leuchtenderem Grün zu strahlen.

»Hallo mein Freund«, begrüßte Öseblöm den Busch, dessen einstiger Zorn für immer verflogen schien.

»Oh, Öseblöm«, rief der Busch erfreut. »Schön, Dich zu sehen!« Zur Begrüßung ließ er seine Blätter in allen Regenbogenfarben erstrahlen. »Habt Ihr gefunden, was Ihr suchtet?«

»Wir suchen den Herrn des Waldes«, erklärte Öseblöm.

»Ja«, sagte der Busch und schwieg dann eine Weile. Er schien darüber nachzudenken.

»Weißt Du, wo wir den Herrn des Waldes finden können?« Öseblöm bemühte sich, geduldig zu sein. Der Busch brauchte wohl ein wenig Zeit. Wobei Zeit genau das war, was unsere Vier am wenigsten hatten. Sie mussten Pepe finden, bevor es zu spät war.

Nach einer ganzen Weile sprach der Busch: »Ich bin Herr. Bin ich Wald? Ich bin im Wald. Ich bin Herr im Wald. Herr Wald? Nein, Herr Busch! Ich bin Herr des Busches! Äh, ein buschiger Herr, NEIN …, ein buschiger FREUND, ich bin HERR FREUND, ich bin der Herr des Freundes …!«

Öseblöm erkannte schnell, dass der freundliche Busch ihnen nicht weiterhelfen konnte. Deshalb verbeugte er sich höflich, wünschte dem Busch noch alles Gute und verabschiedete sich. Seinen Freunden gab er ein kurzes Handzeichen, dass sie ihm folgen sollten.

Sie stapften den Weg entlang, den sie ursprünglich gekommen waren. Dabei kamen sie gut voran und die Stimme des Busches verlor sich langsam in den Weiten des Waldes: »Ich bin ein buschiger HERR, Herr Freund, ich bin Herr des Freundes, ein freundlicher Herr, Herr Busch …«

Nach kurzer Zeit erreichten Sie wieder den riesigen Baum, den sie auf ihrem Hinweg hatten links liegen lassen. Auf einem der Äste saß immer noch die niemals schlafende Eule.

»Wer da und wohin? Und bleibe er auf jeden Fall stehen!«,  ertönte die strenge Stimme dieses mächtigen Waldbewohners. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung saß die Eule nur auf einem Fuß und hatte beide Augen geschlossen. Trotzdem entging ihr nichts.

»Hallo, liebe Freundin«, begrüßte Öseblöm die Eule, die sofort beide Augen öffnete, als sie Öseblöms Stimme vernahm. »Wir sind wieder zurück und nun auf der Suche nach dem Herrn des Waldes. Kannst Du uns vielleicht sagen, wer in DEINEM Wald der HERR DES WALDES ist?«

Öseblöm grinste bei der Frage, denn er hatte nicht vergessen, wie sich die Eule aufgespielt hatte, bei ihrer ersten Begegnung.

»Nun ja,« die Eule wirkte etwas verlegen, »es ist zwar MEIN Wald, aber wenn man es genau nimmt, gibt es schon noch jemanden …«

»Und wo finden wir den Herrn des Waldes?«, wollte Öseblöm wissen. Jetzt drängte er, denn er spürte, dass sie sich beeilen mussten. Pepe war in Gefahr. Er brauchte dringend Hilfe und zwar sehr bald!

»Das ist ganz leicht«, antwortete die Eule. »Ihr folgt einfach dem Weg dort, bis ihr zu einer Gabelung kommt. Dort haltet Ihr Euch links, dann ist es nicht mehr weit. Niemand kann den Herrn des Waldes übersehen.«

»Vielen Dank«, sagte Öseblöm mit einer leichten Verbeugung. Dann wandten sich die Vier in die beschriebene Richtung.

»Dass Ihr mir aber nicht LINKS und RECHTS verwechselt!«, rief die Eule noch hinterher. Öseblöm blieb stehen und drehte sich noch einmal um. »Ich weiß, wo RECHTS und LINKS ist, das ist ganz leicht!«

»Beweis es, junger Wanderer«, forderte die Eule unseren Helden heraus.

Öseblöm schmunzelte verschmitzt und antwortete mit einem Rätsel: »LINKS ist da, wo RECHTS einst war. Mach einen Kreis und es ist wunderbar.« Dabei deutete er mit seinen Händen einmal nach links, dann nach rechts und zeichnete abschließend einen Kreis in die Luft.

»Links ist da, wo rechts einst war? Wie soll das denn gehen?« Die Eule schien echt verwirrt. »Ich soll mich im Kreis aufstellen? Aber wie soll ich alleine einen Kreis bilden? Da wird mir ja ganz windelig, wenn ich versuche, mich im Kreis aufzustellen. Und überhaupt, wenn ich hier auf meinem Ast im Kreis sitze.« Die Eule stutzte bei dieser Überlegung. Irgendetwas stimmte nicht an dem Gedanken.

Unsere Freunde gingen derweil weiter und folgten dem beschriebenen Weg. »LINKS ist links und RECHTS ist rechts. LINKS ist auf keinen Fall rechts, auch nicht, wenn ich im Kreis sitze. Aber ich kann ja gar nicht im Kreis sitzen. Also wo ist jetzt LINKS?« Die Stimme der Eule wurde mit jedem Schritt unserer Freunde leiser. Unser Öseblöm jedoch war aufgeregt, wie selten zuvor in seinem Leben. Gleich würde er dem Herrn des Waldes gegenüberstehen. Darauf hatte er schon lange gewartet …

Für heute aber, müssen wir die Erzählung schließen. Ihr wisst schon, was jetzt kommt?

»Gute Nacht und träumt recht schön, denn morgen wird es weiter gehen.«