… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Endlich daheim

»Seid Ihr wieder bereit …?«

Dann ist es jetzt wieder soweit. Schließt die Augen; Ihr liegt doch hoffentlich schon im Bett? Dann lauscht jetzt der Geschichte von der kleinen Marie und ihrer Herde …

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie glücklich das kleine Schäfchen Marie war, endlich wieder bei ihrer Herde angekommen zu sein. Nachdem die Angst vor dem mächtigen Adler verflogen war, standen nun alle Schafe dicht gedrängt um unsere zwei Freunde herum und begrüßten das verlorene Schaf.

Ein heilloses Durcheinander, weil alle zugleich auf die Kleine einredeten. Don Carlos hielt sich vor lauter Verzweiflung mit seinen Flügeln die Ohren zu.

»RUHE!«, brüllte plötzlich der Anführer. »Nicht alle auf einmal, bitte.«

Die Herde verstummte, aber die Aufregung legte sich noch lange nicht. Alle waren wirklich froh darüber, dass ihr kleines Nesthäkchen wieder zurückgefunden hatte.

»Wo hast Du nur die ganze Zeit über gesteckt?«, fragte nun der Herdenführer unsere kleine Marie. Die strahlte über das ganze Gesicht und fand noch keine Worte. Daraufhin wandte sich der Bock an den Adler: »Danke, Don Carlos vom hohen Berg, dass Du unsere Kleine zurückgebracht hast. Wir hatten schon gefürchtet, der Wolf hätte sie gefressen.«

»Oh, der wird uns nichts mehr tun«, meldete sich jetzt Marie zu Wort. »Don Carlos hat ihn endgültig vertrieben!«

Der Bock staunte nicht schlecht und alle Schafe standen mit offenen Mündern da, als Marie über den Zwischenfall mit dem Wolf berichtete.

»Wir stehen unter Deinem Schutz?«, fragte der Herdenführer noch immer etwas zweifelnd.

Don Carlos lächelte. »Oh ja«, bestätigte er Maries Geschichte. »Ich habe der kleinen Marie sehr viel zu verdanken. Ohne ihren tapferen Einsatz, wäre ich noch immer in dem Wald gefangen. Für diesen selbstlosen Mut bin ich ihr ewig dankbar. Und da dieses liebenswürdige Schäfchen seine Familie braucht, steht diese selbstverständlich auch unter meinem Schutz.«

»Das ist sehr großzügig von Dir,« antwortete der Anführer, »danke. Dann bist Du wohl der Adler, mit einem Pfeil in seinem Popo?«, fragte der Bock, der wieder einmal etwas langsam war.

»Ja,« antwortete der Adler, »dank Eurer kleinen Marie konnte Öseblöm mich finden und hat mich schließlich von dem Pfeil befreit. Aber Du warst doch auch in dem Wald, nicht wahr?«, entgegnete nun Don Carlos. „Du musst mich doch gesehen haben. Schließlich seid Ihr zu dritt dreimal um mich herum gelaufen!“

»Mmmhhh,« machte der Bock, »das ist richtig.«

»Wieso habt Ihr mich nicht befreit?«, fragte jetzt Marie. »Wenn Ihr sogar bei Don Carlos ward, hättet Ihr bei mir vorbeikommen müssen. Habt Ihr mich nicht gesehen?«

»Nein, das haben wir nicht!«, rief der Bock und rätselte noch immer darüber, was genau geschehen war. Don Carlos versuchte nun auch, das Rätsel zu lösen. »Also,«  fasste er zusammen, »nachdem Marie in den Wald gestürmt ist, um mir zu helfen, seid Ihr der Kleinen gefolgt.«

»Ja,« bestätigte der Bock, »nicht sofort, aber nach einiger Zeit schon.«

»Gut,« sagte Carlos, »wir wissen, dass Ihr gründlich seid. Ihr folgtet also der Spur unserer kleinen Marie und kamt schließlich in den Wald. Die Bäume haben Euch einfach so hereingelassen?«

»Hereingelassen?«, wunderte sich der Bock. »Ich rede nicht mit Bäumen!«

»Nun gut«, fuhr der Adler fort. »Ihr seid also in den Wald bis zu dem riesigen Baum mit der Eule. Habt Ihr mit der Eule gesprochen?«

»Nein«, antwortete der Herdenführer. »Erstens schlief die Eule und zweitens kann ich kein „Eulisch“ sprechen.

»Und dann seid Ihr rechts an dem Baum vorbei …«,  sagte jetzt Marie, wurde aber sofort von dem Bock unterbrochen: »Nein, links! Ich gehe immer links und ich gehe niemals den gleichen Weg.«

»Dann konntet Ihr mich gar nicht finden, Ihr seid den falschen Weg gegangen!«, meinte Marie nun etwas vorwurfsvoll.

»Ich gehe niemals den falschen Weg«, murrte der Bock ein wenig verärgert über den leisen Vorwurf.

»Bitte kein Streit, liebe Freunde«, beschwichtigte Don Carlos die Schafe. »Wir sollten besser froh und dankbar sein, dass alles gut ausgegangen ist.«

Von der Ferne ertönte plötzlich das laute Jaulen eines Wolfs. Die Schafe zuckten unwillkürlich zusammen. Aber Don Carlos lächelte. »Nur keine Angst,« sagte er, »der kommt nicht mehr.«

Und tatsächlich wurde das Jaulen immer leiser, bis es schließlich nicht mehr zu hören war.

»Ich muss jetzt weiter«, erinnerte sich Don Carlos an Öseblöms Auftrag.  – »Ich hoffe, unser Öseblöm findet Pepe«, sagte der Bock. Er war zwar langsam im Denken, aber dafür gründlich und er hatte ein gutes Gedächtnis. »Don Carlos vom hohen Berg, Du hast Dich als wahrer Freund erwiesen«, dem Bock war selbst ganz warm ums Herz, als er dies sagte. »Daher nenne mich in Zukunft bei meinem Namen. Ich bin Erik …, Erik von Weidenstamm.« – »Das will ich gerne tun,« antwortet Don Carlos, »wenn Öseblöm mir sein Halstuch überlässt.« Mit diesen Worten breitete er seine mächtigen Flügel aus, schwang sich in die Lüfte und machte sich auf den Weg.

Für Euch liebe Kinder ist es aber wieder Zeit. Denn nun heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, denn morgen wird es weiter gehen.«