… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Die Rumpel-Kammer

»Ich hoffe, Ihr habt letzte Nacht gut geschlafen und Ihr hattet einen schönen Tag …«

Lasst uns also gleich schauen, wie es weiter geht. Wo aber schauen wir zuerst …? Bei Amira und Öseblöm oder bei unseren Burschen? – Na ja, die Rumpel-Kammer hat mehr mit unseren Burschen zu tun. Daher schlüpft jetzt ganz schnell unter die Decke, und dann kann es losgehen …

Kaum hatte Don Carlos dem großen Burschen seinen Kopf zum Kraulen entgegengestreckt, ließ Kalle sich das nicht zweimal sagen. Es ist schon ein beeindruckendes Erlebnis, wenn man einen Adler kraulen darf.

»Aber wir müssen doch Öseblöm helfen«, rief unser Balthasar, der froh war, dass sich die Sache mit dem Adlerangriff als schreckliches Versehen entpuppte und unsere fünf Burschen einen weiteren Freund gefunden hatten.

»Hast Du schon einmal einen Braunbären gesehen?«, fragte nun Mallewutz. »Die sind so riesig wie unser Haus! Da hat Don Carlos ganz recht, mit ein paar Walnüssen und einem Stock werden wir nicht viel ausrichten.«

»Also so groß sind Braunbären auch wieder nicht,« korrigierte ihn der Adler, »aber dennoch, sind sie sehr gefährlich.«

»Aber Amira ist ein Adler. Sie wird den Bären in die Knie zwingen«, versuchte Malle Mut zu machen.

»Das glaube ich nun nicht, mein Freund«, dämpfte Don Carlos ein wenig die gerade aufkommende Hoffnung. »Wir Adler haben normalerweise nicht viel mit Bären zu tun. Sie lassen uns in Ruhe und wir lassen ihnen ihren Frieden. Und ehrlich gesagt habe ich noch nie davon gehört, dass ein Adler einen mächtigen Braunbären bezwungen hätte …«

»Dann müssen wir hier wirklich warten?«, fragte nun Dralle, den es auch nicht mehr ruhig sitzen ließ. Aufgeregt schritt er auf der Veranda hin und her.

»Habt ein bisschen Vertrauen zu unserem Öseblöm«, versuchte nun der Adler vom hohen Berg die fünf Burschen etwas aufzumuntern. »Ich glaube, dass Amira genau wusste, warum sie Öseblöm um Hilfe bat und nicht irgendeinen befreundeten Adler.«

Während das Gespräch sich weiter um Öseblöm, Amira und den gefährlichen Braunbären drehte, bemerkte niemand, wie Mallewutz sich leise ins Haus zurückzog. Er war so aufgeregt und traurig zugleich, dass er einfach nicht mehr zuhören konnte.

Plötzlich stand er in Öseblöms Zimmer. Das Bett war noch nicht gemacht. Kissen und Decken lagen noch durcheinander, ein paar Sachen standen neben dem Bett. Öseblöm hatte in der Eile nicht alles mitnehmen können. Das Zimmer wirkte so verlassen, dass Mallewutz noch trauriger wurde.

Da fiel sein Blick auf die Wanderstiefel …

Draußen hingegen wurde mittlerweile heftig darüber gerätselt, was Öseblöm  überhaupt für Chancen gegen einen gefährlichen Braunbären hätte. Auf der anderen Seite konnte man Pepe nicht einfach dem Bären überlassen. Soviel war klar.

Mitten in dieses Gespräch ertönte plötzlich ein fürchterlicher Aufschrei, gefolgt von einem lauten Gerumpel und Getöse. Unsere vier Burschen sprangen erschrocken auf. Don Carlos stand wie versteinert vor Schreck, seine Federn ganz eng an seinem drahtigen Körper angelegt.

»Was war das?«, rief Balthasar und stürmte sofort ins Haus. Seine drei Freunde folgten ihm. Nur der Adler vom hohen Berg blieb auf der Veranda und schaute sich nach allen Seiten um. Er hatte wirklich nichts bemerkt.

Die Burschen folgten dem Lärm. Das Getöse und Gepolter führte sie direkt zu Öseblöms Zimmer. Die Tür war jedoch verschlossen! Neben dem Lärm war von drinnen auch ab und zu Mallewutz zu hören: »Halt, hier geblieben!«

Danach klang es so, als verfolgte er jemanden. Hatte Öseblöm das Fenster nicht verschlossen? War vielleicht eine fremde Katze oder ein Dachs in das Zimmer eingedrungen? Und wieso war die Tür verschlossen?

Kalle drückte noch einmal die Klinke herunter und versuchte die Tür zu öffnen. Das gelang ihm …, aber nur zum Teil, denn offensichtlich stand nun der Zimmertisch vor der Tür und versperrte den Zugang. Mallewutz sprang gerade mit einem heftigen Hechtsprung unter den Tisch.

»Hab ich Dich!«, rief er, aber der Kleine griff wohl ins Leere, denn er rutschte unter dem Tisch hindurch und landete mit einem lauten Rumms an der Wand. Wen auch immer Mallewutz verfolgte, der schien nun richtig Anlauf zu nehmen, denn mit einem Mal  trommelte es auf dem Holzfußboden, als würde ein Flamenco-Tänzer Anlauf nehmen. Dann schien er durch das Zimmer zu tanzen. Mallewutz hatte sich wieder berappelt und saß mittlerweile auf seinem Popo, als schlagartig das Getöse verstummte.

Nun schob Kalle die Tür langsam auf. Malle half ihm dabei. Die vier Burschen betraten das Zimmer und betrachteten Mallewutz, der einen bemitleidenswerten Eindruck machte, als er so auf seinem Popo am Boden saß. Dann schauten sie sich um und staunten über das Chaos, das sich hier in so kurzer Zeit ausgebreitet hatte. Decken lagen am Boden verstreut. Das Federkissen war zerrissen und die Federn, wenn sie nicht noch in der Luft schwebten, verteilten sich über das ganze Zimmer. Das Bett war umgekippt, der Stuhl war zerbrochen und vom Kleiderschrank hing eine Tür herab.

»Was ist denn hier passiert?«, fragte Kalle.

»Nichts«, knurrte Mallewutz, dessen Miene sich langsam verfinsterte.

Das Fenster aber  stand sperrangelweit offen. »Wenn das NICHTS ist,« sagte Dralle, »dann möchte ich nicht wissen, wie es aussieht, wenn mal was passiert.« – »Hier sieht es ja aus wie in einer Rumpel-Kammer«, stellte Balthasar fest.

Tja, es hatte ja auch ziemlich gerumpelt. Damit wollen wir für heute schließen …

 »Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«