… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Betty, das Eichhörnchen

»Und wieder ist ein Tag vergangen. Ich hoffe, Ihr seid schon bereit?«

Denn jetzt geht es weiter, mit unserem kleinen Abenteuer …

Das Eichhörnchen hielt still und stand voller ungläubigem Staunen da, als seine Wunden sich schlossen und der Schmerz verschwand. Öseblöm lächelte.

»Wie heißt Du denn, mein Kleines?«, fragte er noch immer mit ganz sanfter Stimme.

»Interessiert uns das?«, knurrte Amira herüber. »Wir müssen weiter.«

Amira hatte von den Vorgängen im Nest nichts, aber auch gar nichts gesehen, denn sie stand ja noch immer mit dem Rücken zu den Beiden. Doch hören konnte sie noch gut! Und alles, was sie hörte, erschien ihr nur reine Zeitverschwendung zu sein. Ihr Blick schweifte wieder und wieder über das weite Land. Dabei wuchsen ihre Sorgen. Wie sollten sie in diesem riesigen Gebiet einen einzelnen Braunbären finden?

Öseblöm ließ sich aber nicht drängen. »Hab keine Angst«, sprach er wieder zu dem Eichhörnchen, das langsam Zutrauen zu ihm fasste.

»Betty,« antwortete die Kleine, »ich heiße Betty.«

Dann fing das kleine Eichkätzchen an zu weinen. Bittere Tränen flossen ihre Wangen herunter.

»Aber warum weinst Du denn?«, wollte Öseblöm wissen. Jetzt war er an der Reihe, erstaunt zu sein.

»Das ist ja ganz lieb von Dir, dass Du mir geholfen hast,« erklärte Betty mit tränenerstickter Stimme, »aber es ist völlig sinnlos.«

»Wieso sollte das sinnlos sein, wenn ich Dir helfe?«, fragte unser Abenteurer. Jetzt wusste Öseblöm gar nichts mehr.

»Das ist doch wohl klar«, erklärte das Eichhörnchen. »Gleich kommt bestimmt der große Adler zurück, der mich gefangen hat. Und der wird mich fressen, dann ist es mit mir vorbei.«

»Ganz genau«, rief Amira dazwischen und wandte sich mit ihrem Kopf nach hinten. »Und wir müssen jetzt weiter, Pepe finden.«

Öseblöm blickte von Betty zu Amira und dann wieder zu Betty.

»Pepe?«, fragte diese jetzt. »Mit dem ist es auch bald vorbei!«

Jetzt fuhr Amira herum. »Du kennst meinen Pepe?«, rief sie voller Überraschung.

»Wer kennt den nicht?«, beantwortete das kleine Eichkätzchen die Frage mit einer Gegenfrage.

Für einen kurzen Moment herrschte Stille. Amira schnappte nach Luft und trat vor Aufregung von einem Bein auf das andere. Betty hingegen schien etwas verwundert, ob dieser Reaktion.

»Kannst Du uns zu ihm führen?«, fragte Öseblöm wieder mit sanfter und beruhigender Stimme.

Betty schaute den Wanderer mit großen, braunen Augen an. Ihr Vertrauen zu Öseblöm wuchs mit jedem Atemzug. Immer noch einen Klos im Hals, nickte sie vorsichtig mit ihrem Kopf.

»Heißt das JA?«, hakte Öseblöm nach. Amira hielt jetzt die Luft an.

Wieder nickte Betty mit ihrem Kopf. »Ja,« antwortete sie, »im Grunde schon.«

»Was soll das heißen, im Grunde schon?«, platzte nun Amira dazwischen. Das kleine Eichhörnchen zuckte erschrocken zusammen.

»Nun ja,« erklärte Betty, »ich sitze hier oben fest und werde gleich gefressen.«

»Du wirst von niemandem gefressen,« entschied Öseblöm, »denn wir nehmen Dich jetzt einfach mit.«

Jetzt war das Eichhörnchen an der Reihe, ganz aufgeregt zu sein.

»Das geht aber nicht«, stellte nun Amira fest.

»Warum das denn nicht?«, bat Öseblöm um eine Erklärung.

»Ich kann Euch nicht beide tragen«, erklärte die Adlerdame und schien selbst etwas enttäuscht. »Ihr seid zusammen zu schwer für mich.«

»Na, dann bringst Du zuerst mich hinunter, danach holst Du die kleine Betty«, schlug Öseblöm vor.

»Das ist nicht gut,« sagte Betty, »das ist gar nicht gut. Sobald ihr fort seid, kommt der große Adler und wird mich fressen!«

»Wenn das so ist,« schlussfolgerte Öseblöm, »dann muss Amira zuerst Dich in Sicherheit bringen und ich warte solange hier oben. Danach kann Amira mich herunterbringen.«

»Das ist keine gute Idee«, wandte Amira ein. »Sobald ich Dich hole, macht sich die Kleine aus dem Staub und verschwindet über alle Berge. Dann ist das Eichhörnchen frei, Don Carlos hat nichts zu essen, und ich finde niemals meinen Pepe wieder.« Es war ganz offensichtlich, dass Amira dem kleinen Eichhörnchen nicht über den Weg traute.

»Dein Pepe?«, fragte nun Betty, die gar nicht überrascht schien, ob des Misstrauens seitens der Adlerdame. Insgeheim hatte sie tatsächlich daran gedacht, die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. Man weiß ja nie, wen man vor sich hat. Aber Öseblöm erklärte dem kleinen Eichkätzchen, dass Pepe Amiras Sohn sei, und dass er, Vinidi Öseblöm, seiner Freundin helfen wolle, ihren Sohn zu finden.

»Wenn das so ist,« beteuerte die kleine Betty fast ein wenig feierlich, »dann werde ich Euch helfen.« – »Ich glaube ihr«, sagte Öseblöm und blickte seiner Freundin fragend in die Augen. Amira zögerte etwas, aber schließlich gab sie sich einen Ruck. »Ich auch«, antwortete sie, und ihr Herz schlug sogar etwas höher dabei.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber wieder  soweit. Ihr wisst schon, was jetzt kommt …?

 »Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«