… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Ein mächtiger Bär

»Ich hoffe sehr, dass Ihr schon bereit seid …«

Denn jetzt braucht Ihr all Euren Mut. Wir müssen nämlich in die Bärenhöhle und da ist es dunkel und ziemlich gefährlich. Daher kuschelt Euch ganz fest unter Eure Decke, schließt die Augen und spitzt Eure Ohren. Wir stehen jetzt mit Öseblöm und Amira vor dem Eingang zur Bärenhöhle …

Betty, das kleine Eichhörnchen, hielt sich am Rand der Lichtung hinter einem Gebüsch versteckt. Amira und Öseblöm fanden dort ebenfalls Deckung.

»Da vorn ist der Eingang zur Bärenhöhle«, erklärte Betty mit flüsterleiser Stimme. »Da gehe ich aber nicht hinein.«

»Das brauchst Du auch nicht, Betty«, antwortete Öseblöm, das machen wir schon.

Kaum hatte er ausgesprochen, stürzte Amira bereits aus ihrer Deckung hervor, und marschierte ohne zu warten schnurstracks auf den Eingang zu.

»Halt,« rief Öseblöm, »komm sofort zurück!«

Amira schaute sich um: »Wieso das denn?«, wollte sie wissen.

»Komm auf der Stelle zurück!«, forderte Öseblöm noch drängender. »Wir müssen erst herausfinden, ob der Bär überhaupt zuhause ist, sonst sitzen wir ganz schnell in der Falle!«

Betty schaute mit bewundernden Blicken zu unserem Wanderer herauf. »Wie klug er doch ist«, dachte sie und war froh, nicht in diese dunkle Höhle gehen zu müssen.

Viel zu langsam kam Amira wieder zurück … Da ertönte plötzlich ein Knacken auf der anderen Seite der Lichtung. Amira erschrak und sprang mit einem Satz hinter den rettenden Busch.

Stille.

»Habt Ihr das auch gehört?«, fragte Amira.

»Psst«, machte Öseblöm. Alle lauschten zur anderen Seite der Lichtung herüber. Aber es war weder etwas zu hören, noch zu sehen.

»Ich werde nachschauen«, sagte Öseblöm. »Ihr bleibt bitte hier.«

Amira wollte gerade widersprechen, da legte Öseblöm seine Hand beruhigend auf ihren Nacken. »Meine liebste Freundin,« sagte er, »wenn Du jetzt nicht hier in Deckung bleibst, hättest Du mich nicht um Hilfe bitten sollen.«

Amira blickte zu ihrem Freund und beruhigte sich wieder … ein wenig zumindest.

Mit ein paar raschen Schritten erreichte Öseblöm den Eingang zur Bärenhöhle. Es sah aus, wie ein riesiges schwarzes Loch, das alles Licht sofort verschluckte. Nicht der geringste Schimmer.

»Pepe«, rief Öseblöm in die Höhle hinein. Keine Antwort. »Pepe, bist Du da drin?« Öseblöm rief etwas lauter.

»Oh je, oh je«, ertönte es aus der dunklen Tiefe. »Oh je, oh je.«

»Pepe, kannst Du mich hören? Hier ist Vinidi, Dein Freund!« Unser Held lauschte in die Dunkelheit.

»Öseblöm …?«, erklang eine schwache Stimme aus dem riesigen schwarzen Loch.

Öseblöm war erleichtert. »Pepe lebt«, rief er kurz zu Amira und Betty herüber. Dann wandte er sich wieder zur Höhle: »Pepe,« rief er wieder in die Höhle hinein, »Du kannst jetzt herauskommen. Der Bär ist fort.«

»Das geht nicht, Öseblöm,« antwortete Pepe, »ich kann nichts sehen.«

»Bist Du verletzt?«, wollte Öseblöm wissen.

»Nein«, erklärte Pepe. »Aber es ist so dunkel, dass ich überhaupt nichts erkennen kann. Ich weiß gar nicht, in welche Richtung ich gehen soll.«

Das war ein echtes Problem. Öseblöm mochte auch nicht einfach so hineingehen, denn wenn man wirklich überhaupt nichts mehr sehen kann, fehlt jegliche Orientierung. Wie soll man dann wieder herausfinden? Aber das war nicht sein einziges Problem!

Genau in diesem Augenblick krachte es im Gebüsch. Der Bär war zurück. Mitten auf der Lichtung stand er nun und starrte auf unseren Öseblöm, der noch immer am Eingang zu dieser unheimlichen Höhle stand. Öseblöm fuhr erschrocken herum und blickte diesem garstigen Gesellen in die Augen.

Amira und Betty verhielten sich ruhig und das war auch gut so, denn der Braunbär hatte sie noch nicht bemerkt. Öseblöm nahm seinen ganzen Mut zusammen. Dann verbeugte er sich wieder, wie ein Edelmann, und begrüßte den Bären mit seiner ganzen Freundlichkeit, die er aufbringen konnte:

»Guten Tag,« sagte er, »mein Name ist Vinidi Öseblöm, von Öseblömhausen, Öseblöm. Es ist schön, dass ich Euch endlich gefunden habe. Wie ist das werte Befinden, mein Herr?«

Mittlerweile stand Öseblöm wieder aufrecht, mit höchster Anspannung und bereit, mit einem großen Sprung zur Seite zu entkommen. Dennoch lächelte er  sein freundlichstes Lächeln. Doch Öseblöm ahnte es schon. Der Bär nämlich reagierte überhaupt nicht auf diese liebevolle Freundlichkeit. Ganz im Gegenteil. Der Braunbär richtete sich nun auf und schraubte sich auf zwei Beinen stehend in schwindelerregende Höhen. Es war ein gewaltig großer Bär.

»Verschwinde von hier!«, brüllte er unüberhörbar unserem Freund entgegen. »Sonst fresse ich Dich genauso, wie ich jetzt meine Lieblingsmahlzeit verspeisen werde.« Das hatte Pepe gehört. Ihm wurde angst und bang. »Oh je, oh je«, hörte man sein Wehklagen aus der Höhle. – »Ich glaube, Du wirst heute niemanden verspeisen«, antwortete Öseblöm.

Tja, liebe Kinder. Da könnt Ihr schon sicher sein, dass unser Öseblöm das schafft. Aber wie er das macht, das erfahrt Ihr morgen, denn jetzt heißt es wieder:

 »Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«