… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Bettys große Stunde

»Hattet Ihr eine gute Nacht und einen schönen Tag …?«

Und Ihr seid sicher auch schon gespannt, wie unsere Freunde es denn schaffen, den armen Pepe zu befreien. Dann wisst Ihr ja, dass Ihr Euch dafür gut zudecken müsst …

Pepe hatte die Auseinandersetzung mit angehört und  tastete sich  ganz langsam, Schritt für Schritt, in der Dunkelheit voran. Dabei folgte er einfach dem Lärm, der nicht zu überhören war. Schlimm war für ihn, dass er immer noch nichts sehen konnte. Dafür befand er sich schlichtweg zu tief in der Höhle.

Der Braunbär hingegen hatte sich entschlossen, jetzt endlich seine Beute zu verspeisen. Dieser komische »Öseldöm« war verschwunden und so begab er sich  langsam, mit wackelndem Popo, ziemlich siegessicher in seine Höhle.

Amira war ungeduldig und konnte nicht länger warten. Gerade wollte sie aus der Deckung hervor, als Öseblöm sie noch einmal zurückhielt.

»Warte,« sagte er, »Du darfst ihn nicht angreifen. Höre mir jetzt gut zu! Dieser Braunbär erkennt nicht den Unterschied zwischen Dir und Pepe.«

Amira schaute ihren Freund an: »Wie bitte?«, sagte sie voller Entrüstung. »Das sieht doch sogar ein Blinder.«

Das war jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber im Grunde hatte sie recht, denn der Unterschied zwischen ihr und ihrem Sohn war schon deutlich zu erkennen.

»Das mag schon sein,«  erklärte Öseblöm, »aber für den Bären ist ein Adler wie der andere. Ich werde es Dir später erklären. Jetzt musst Du ihn nur ablenken. Geh aus der Deckung und rufe immer nur ganz laut »Oh je, oh je«. Der Bär wird dann glauben, dass Pepe bereits aus der Höhle entkommen konnte. Und dann locke ihn fort. Ich befreie in der Zwischenzeit unseren Pepe.«

Das klang nach einer guten Idee! Amira sprang also hinter dem Gebüsch hervor und rief ganz laut immer wieder »Oh je, oh je. Oh je, oh je.«

Währenddessen schlich sich Öseblöm von der Seite her wieder an den Höhleneingang heran. Sein Plan ging auf. Kaum hörte der Braunbär das ihm bekannte Gejammer, drehte er sich auf der Stelle um und stürzte aus der Höhle heraus. Völlig verwundert sah er die Adlerdame auf der Lichtung stehen. Und tatsächlich verwechselte er Amira mit Pepe!

»Wie bist Du nur aus der Höhle heraus gekommen?«, fragte er voller Verwunderung.

Amira aber hielt sich an Öseblöms Anweisung und rief immer nur:  »Oh je, oh je«, und lockte damit den Braunbären immer weiter von der Lichtung weg.

Öseblöm nutzte die Gelegenheit und huschte schnell in die Dunkelheit hinein. Dabei schaute er immer wieder zurück, um sich an dem Licht am Eingang zu orientieren. Dieses wurde immer schwächer, je weiter er vordrang.

»Pepe, wo bist Du?«, rief er in die Dunkelheit.

»Ich bin hier, Öseblöm«, antwortete Pepe voller Erleichterung. Er war jetzt nur noch wenige Schritte von Öseblöm entfernt. Eins, zwei, drei, jetzt berührte Öseblöm Pepes Flügel. »Endlich«, rief dieser. Beide waren erleichtert! Am Ende der Höhle schimmerte das Eingangslicht, das ihnen nun den Weg wies.

»Lass uns jetzt ganz schnell diese Höhle wieder verlassen«, rief Öseblöm, der den kleinen Pepe zur Eile antrieb. Draußen lockte Amira den Bären immer weiter, zumindest versuchte sie das. Aber plötzlich hielt der Braunbär inne.

»Oh je, oh je«, rief Amira wieder, aber der Bär kümmerte sich plötzlich nicht mehr um die Adlerdame. Vielleicht hatte er ja Verdacht geschöpft. Auf jeden Fall drehte er sich um und machte kehrt. Immer schneller lief er zur Höhle zurück. Amira begriff sofort und erhob sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen in die Höhe, flog über den Bären hinweg zur Lichtung zurück. Sie musste unbedingt Öseblöm warnen, aber es war zu spät!

Öseblöm und Pepe erreichten gerade den Höhleneingang, als der Bär auf die Lichtung stürzte. Mit einem Mal erkannte er, dass unsere Freunde ihn herein gelegt hatten.

»Rette Dich«, rief Öseblöm dem kleinen Pepe zu und gab Amiras Sohn einen kräftigen Stups. Pepe verstand und erhob sich mit ein paar Flügelschlägen in die Höhe. Hier war er in Sicherheit. Amira eilte sofort zu ihrem Sohn und führt ihn zu einem sicheren Ast.

Unser Öseblöm wollte mit einem raschen Sprung das Weite suchen, aber diesmal war der Braunbär schneller. Der hatte nämlich nicht mehr gezögert sondern sprang mit einem riesigen Satz auf unseren Öseblöm. Mit seiner mächtigen Pranke erwischte er unseren Wanderer noch an dessen langen Schwanz und riss ihn zu Boden. Mit gewaltigen Kräften zog er unseren Freund zu sich. Das Maul weit aufgerissen, blitzten seine scharfen Zähne im Sonnenlicht. Nun machte sich sogar unser Öseblöm ernste Sorgen.

Noch während Amira ihren Sohn in Sicherheit brachte, reifte in einem kleinen Eichhörnchen ein tapferer Entschluss. Die kleine Betty hatte alles von ihrem Ast aus mit angesehen. Sie fand es unglaublich mutig, wie diese Freunde zusammenhielten und für einander einstanden.

Als nun dieser wirklich gefährliche Braunbär so über unserem Öseblöm stand und sein Maul aufriss, sprang die kleine Betty ganz beherzt von ihrem Ast aus direkt auf den Kopf des Bären. Noch ein Sprung, und schon war sie auf seiner Schnauze. Dann biss sie den Bären mit ihren äußerst scharfen Zähnen kräftig in die Nase! Der jaulte auf vor Schmerz und ließ sofort von Öseblöm ab. Unser Held brachte sich blitzschnell in Sicherheit. Betty aber war mit zwei, drei Sätzen wieder auf einen Baum gesprungen. Dort zitterte sie noch eine ganze Weile vor Aufregung.

Aber nun, liebe Kinder, ist es wieder soweit.  Jetzt heißt es, wie jeden Abend:

 »Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«