Ende gut, alles gut?
»Ich hoffe, Ihr konntet letzte Nacht gut schlafen …?«
Dann lasst uns jetzt schauen, wie es weitergeht, denn schließlich warten unsere fünf Burschen ganz ungeduldig und voller Sorgen auf ihren neuen Freund Öseblöm. Also …, zudecken, kuscheln, Augen zu und Ohren auf!
Betty, das Eichhörnchen, war bereits wieder sicher auf ihrem Ast, hoch oben in den Bäumen. Pepe saß nicht weit entfernt von ihr. Er hatte ihren mutigen Einsatz staunend mit angesehen. Nur Öseblöm war noch am Boden, hinter einem Baum versteckt.
Der Braunbär brüllte immer noch vor Schmerz. Nachdem er aber weit und breit niemanden mehr sehen konnte, zog er sich erst einmal in seine Höhle zurück, um seine Wunden zu lecken.
Amira nutzte die Gelegenheit.
»Warte hier,« wies sie Pepe an, »ich hole Öseblöm.«
Mit zwei, drei kurzen Flügelschlägen war sie bereits neben ihrem Freund gelandet.
»Komm schnell,« sagte sie, »bevor er wieder herauskommt.«
Öseblöm ließ sich das nicht zweimal sagen, schwang sich auf Amiras Rücken und gemeinsam flogen sie hoch zu den anderen auf einen sicheren Ast.
»Das war aber ganz schön mutig von Dir«, sagte Amira zur kleinen Betty, die bei diesem Lob leicht errötete.
Jetzt wandte sich unser Öseblöm dem kleinen Eichhörnchen zu: »Vielen Dank«, sagte er. »Du hast mir wohl das Leben gerettet.«
»Das kann ich von Dir aber auch sagen«, antwortete Betty und erinnerte sich daran, wie sie noch vor kurzem in einem großen Adlernest auf ihr Ende wartete.
»Sind wir jetzt Freunde?«, fragte Betty noch immer ein wenig unsicher.
»Ja, wir sind Freunde!«, antwortete Öseblöm. Er nahm die Kleine vorsichtig auf den Arm und drückte sie an sein Herz. Amira trat etwas verlegen von einem Fuß auf den anderen.
»Bitte entschuldige«, sagte sie.
»Aber wofür denn?«, entgegnete Betty.
»Dass ich so schroff zu Dir gewesen bin und dass ich Dir nicht vertraute!« Amira machte sich jetzt echte Vorwürfe.
»Du hast etwas gut bei mir«, erklärte sie schließlich.
»Bei mir auch!«, ergänzte Pepe, der immer noch nicht so ganz verstehen konnte, was da gerade eben passiert war.
»Freunde?«, fragte Betty.
Amira schaute kurz zu ihrem Freund Öseblöm herüber. Der nickte nur und lächelte.
»Ja, lass uns Freunde sein«, stimmte die Adlerdame jetzt feierlich zu.
»Es wird Zeit für uns«, drängte Öseblöm. »Meine neuen Freunde warten bestimmt schon.«
So verabschiedeten sich die Drei von der kleinen Betty, versprachen aber, sie immer wieder einmal zu besuchen. Diesen Wald konnten sie nach oben hin verlassen, denn die Baumkronen versperrten ihnen nicht den Weg. Das war natürlich der schnellste Weg. Rasch gewannen sie an Höhe, flogen zielstrebig in Richtung des hohen Berges und weiter zu unserem kleinen Dorf, mit den fünf Burschen, die noch nie zuvor ein richtiges Abenteuer erlebt hatten …
* * *
Unsere fünf Burschen hatten in der Zwischenzeit genug damit zu tun, Öseblöms Zimmer wieder aufzuräumen und herzurichten. Nur Mallewutz beteiligte sich nicht daran. Er saß mit finsterer Miene auf der Veranda und weigerte sich, zu erzählen, was denn passiert sei. Don Carlos hatte sich auf das Dach zurückgezogen, weil er von dort einen viel besseren Überblick hatte.
Für Kalle, Malle, Dralle und Balthasar verging die Zeit wie im Fluge. Sie merkten überhaupt nicht, dass die Sonne sich langsam am Horizont verabschiedete.
»Sie kommen, sie kommen!«, rief Don Carlos vom Dach hinunter, der unsere drei Abenteurer als erstes in der Ferne am Himmel entdecken konnte.
»Haben Sie Pepe gefunden?«, fragte Balthasar ganz aufgeregt, der sofort auf die Veranda gestürmt kam. »Ist Pepe dabei?«, wollten nun auch die anderen wissen.
Don Carlos schaute genauer hin. »Ja«, rief er herunter. »Ich kann Öseblöm, Amira und einen jungen Adler erkennen. Das muss Pepe sein!«
War das eine Wiedersehensfreude, als unser Wanderer mit seiner Freundin und dem jungen Pepe auf der Veranda landeten. Vor lauter Aufregung sprachen alle durcheinander, es wurde Limonade auf den Tisch gestellt und herzlich und viel gelacht. Nur Mallewutz saß noch immer betrübt etwas abseits des Geschehens.
Als sich die erste Aufregung gelegt hatte, meinte Kalle: »Gut, dass jetzt alle wieder da sind.« Die anderen stimmten fröhlich zu. – »Nein«, widersprach plötzlich Mallewutz, der sich zum ersten Mal zu Wort meldete. »Sie sind weg!«, sagte er. – »Aber wir sind doch alle da«, korrigierte ihn Kalle, der vorsichtshalber noch einmal alle durchzählte. – »Nein, sie sind weg«, erwiderte Mallewutz einsilbig.
Tja, liebe Kinder, wisst Ihr denn schon, wer oder was weg ist? Aber genug für heute. Vielleicht träumt ihr ja davon. Denn jetzt heißt es wieder …
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«