Mallewutz gesteht
»Seid Ihr auch so froh, dass alles noch einmal gut ausgegangen ist?«
Dann macht Euch jetzt ganz schnell bettfertig, denn am Horizont tauchen bereits die ersten Zeichen eines neuen Abenteuers auf … Doch hören wir uns zuerst einmal an, was Mallewutz zu erzählen hat. Deshalb, wie immer, gut zudecken, Augen zu und Ohren auf!
»Wer ist weg?«, fragte Amira, die auch ganz langsam alle Freunde durchgezählt hatte und niemanden vermisste. Ihr Pepe saß neben ihr und sie war immer noch heilfroh, dass dieses Abenteuer wahrlich zu einem guten Ende kam.
Alle Augen richteten sich nun auf Mallewutz, der immer noch mit finsterer Miene etwas abseits saß.
»Die Schuhe,« sagte er, »sie sind weg.«
»Wieso sind Deine Schuhe weg?«, wollte Dralle wissen, dem jetzt erst auffiel, wie bedrückt unser Mallewutz war. Zwar schaute der immerzu zum Boden, aber alle sahen, wie eine kleine Träne sich ihren Weg bahnte.
»Nicht meine Schuhe«, brachte Mallewutz nun hervor und seine Tränen rannen in immer dickeren Tropfen an seinen rot gefärbten Wangen herunter.
»Die Stiefel«, rief er plötzlich. »Öseblöms Stiefel sind weg!«
Jetzt war es raus, obwohl niemand verstand, worum es ging – bis auf unseren Öseblöm natürlich.
»Und wie schaut das Zimmer jetzt aus?«, fragte Öseblöm, der ganz offensichtlich sofort verstand, was passiert sein musste. »Kann ich da überhaupt noch übernachten?«
Jetzt staunten die Burschen nicht schlecht. Wie konnte Öseblöm wissen, was am Nachmittag geschehen war?
»Oh, Du kannst heute Nacht bei mir bleiben, mein Freund«, bot sich Don Carlos sofort an.
»Ach was«, rief Amira dazwischen. »Öseblöm kommt selbstverständlich mit zu mir!«
Balthasar war ganz erschrocken über diese Idee. Natürlich sollte Öseblöm bei ihnen bleiben, schließlich hatte er ja bei den Burschen ein eigenes Zimmer!
»Solange Du nicht im Schrank übernachten willst, ist alles wieder in Ordnung«, griff nun Kalle in die aufkommende Diskussion zwischen Amira und Don Carlos ein.
Öseblöm lächelte und schüttelte ein wenig den Kopf. »Es ist schön, so gute Freunde zu haben«, erklärte er. »Selbstverständlich bleibe ich hier, bei meinen neuen Freunden! Aber nun erzähl mal, was passiert ist. Hast Du etwa aufgeräumt?«
Damit wandte sich Öseblöm an Mallewutz, der sich seine Tränen am Ärmel abwischte.
»Ja, so war es«, antwortete er. Seine Stimme klang nun schon etwas gefasster.
In diesem Augenblick wurde es gemütlich auf der Veranda. Die Sonne ging langsam unter. Malle sprang auf und holte ein paar Kerzen. »Warte, ich bin gleich wieder da“« rief er noch und war schon im Haus verschwunden. Kalle, der größte unserer fünf Burschen, entzündete ein paar Fackeln. Und die drei Adler, eigentlich ja gefährliche Raubvögel, machten es sich neben den Burschen bequem und streckten ihre Köpfe den Burschen zum Kraulen entgegen.
Als nun alles bereit war, begann Mallewutz zu erzählen:
»Während heute Nachmittag alle ganz aufgeregt diskutierten, ob und wie sie Öseblöm helfen könnten, bin ich kurz ins Haus hinein und stand plötzlich in Öseblöms Zimmer. Ich hab mir doch auch Sorgen gemacht. Da sah ich halt, dass unser neuer Freund in der Eile seine Stiefel vergessen hatte. Außerdem standen sie so merkwürdig da.«
Öseblöm grinste bei dieser Beschreibung.
»Was heißt merkwürdig?«, wollte Kalle wissen.
»Na ja, seltsam halt«, erklärte Mallewutz und fuhr fort: »Ein Stiefel stand ordentlich unter dem Stuhl, der andere aber lag verkehrt herum neben dem Gästebett. Ich griff mir also diesen Stiefel und stellte ihn ordentlich neben den anderen.«
»Oh je, oh je«, begann Öseblöm laut zu lachen.
»Und dann?«, riefen die Freunde wie in einem Chor.
»Nichts und dann«, sagte Mallewutz, der sich nur ungern erinnerte. »Ich drehte mich kurz zum Fenster um, da bekam ich einen kräftigen Tritt in den Popo.«
»Von wem?«, wollte Balthasar jetzt wissen.
»Na, von den Stiefeln!«, entgegnete Mallewutz, der es selbst kaum glauben konnte.
»Ja, so sind sie«, warf nun Öseblöm dazwischen. »Immer ein wenig ungeduldig. Vielleicht hättest Du sie anziehen sollen. Aber wer weiß, wo Du dann jetzt wärst?«
»Die Stiefel haben dieses Chaos angerichtet?«, fragte Kalle ganz ungläubig.
Mallewutz nickte nur. »Ich hab ja versucht, sie einzufangen. Aber sie waren einfach schneller …«
»Das sind ja auch Wanderstiefel«, erklärte Öseblöm und nahm Mallewutz tröstend in den Arm. »Die hab ich jetzt wohl verloren«, vermutete er und konnte sich trotzdem ein Lachen nicht verkneifen. Die Vorstellung, wie Mallewutz hinter den Stiefeln her war, war einfach zu lustig. – »Das scheint aber nicht das Einzige zu sein, das Du verloren hast«, bemerkte Malle. »Wo ist denn Dein schöner Jägerhut geblieben?«
Tja, liebe Kinder, die Frage war zwar berechtigt, aber das klären wir dann morgen. Denn jetzt heißt es wieder …
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«