… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Dix und Dax

»Ich hoffe, Ihr seid wieder bereit?«

Dann lasst uns sogleich beginnen. Zuerst müsst Ihr Euch aber wie immer gut zudecken. Danach schließt Eure Augen und spitzt die Ohren, denn jetzt lernen wir Dix und Dax kennen …

Später am Abend, zu fortgeschrittener Stunde, der Sternenhimmel glitzerte schon und ein großes Lagerfeuer spendete den Feiernden Licht und Wärme, gab der Riese von Wurzelbruck unserem Öseblöm ein Zeichen.

»Lass uns jetzt gehen«, schlug Handan unserem kleinen Helden vor. »Es ist schon spät.«  Öseblöm wollte sich nur noch kurz von Lavida und ihrem Großvater verabschieden. Es dauerte einen Augenblick bis er die beiden in der Menge gefunden hatte.

»Auf Wiedersehen, Kerim«, sagte Öseblöm zum Ältesten des Dorfes. »Ich werde heute Nacht bei Eurem Riesen übernachten. Und morgen früh muss ich weiter auf meiner Reise.«

»Oh, Ihr wollt uns jetzt schon verlassen?«, rief Lavida, die das kurze Gespräch mit angehört hatte. »Aber es wird doch jetzt erst so richtig gemütlich.«

»Es ist schon spät, und ich habe noch eine lange Reise vor mir«, entgegnete Öseblöm. »Und Handan ist auch schon müde. Außerdem bleibt Euch der Riese ja erhalten. Ich denke, da habt Ihr einen richtigen Freund gefunden.«

Damit verabschiedete sich Öseblöm. Er verneigte sich noch einmal, wie es sich für einen Edelmann gehört und wandte sich dem Riesen zu. »Ich bin bereit«, sagte er und kletterte auf Handans Schulter.

Langsam erhob sich der Riese. Alle Anwohner machten einen Schritt zur Seite und gaben den Weg für unsere beiden ungleichen Freunde frei.

»Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen«, riefen sie und winkten ihnen noch lange nach.

»Ich komme morgen wieder«, sagte Handan zum Abschied. »Versprochen.« Damit machten sie sich auf den Weg. Der Mond schenkte ihnen sein silbriges Licht und so erreichten die beiden ziemlich schnell die Hütte des Riesen.

»Ich werde aber nicht in Deinem Bett schlafen«, sagte Öseblöm, als sie in das ziemlich große Haus eintraten. »Wenn Du Dich im Schlaf herumdrehst, würdest Du mich wohl zerquetschen.«

Handan lachte: »Ja, das könnte wohl passieren. Aber ich habe für Gäste auch ein passendes Bett.«

»Du hast Gäste?«, fragte Öseblöm. »Ich dachte, Du seist so einsam gewesen …«

»Das ist schon richtig«, antwortete der Riese von Wurzelbruck. »Aber ab und zu hat sich ein Wanderer hier her verirrt. Und manchmal konnte jemand sogar seine  Angst überwinden, dann wurden wir Freunde. Doch Wanderer haben die Eigenart, nie lange zu bleiben – verstehst Du?«

Unser Öseblöm verstand nur zu gut, war er doch auch ein Wanderer.

Handan zeigte seinem Gast sein Bett und es dauerte nicht lange, da fielen beide in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

Am nächsten Morgen stand der Riese als erstes auf und bereitete das Frühstück. Da hörte er von drinnen ein seltsames Klopfen … »Tok Tok Tok«. Nach kurzer Zeit wieder: »Tok Tok Tok«. Handan öffnete vorsichtig die Tür zu Öseblöms Zimmer. Unser Wanderer lag quer über das Bett gestreckt und sein Schwanz klopfte immer wieder vergnügt gegen die Wand: »Tok Tok Tok«.

Der Riese musste lachen, als er das sah. »Aufstehen, Öseblöm«, flüsterte er. »Guten Morgen, mein Freund.« Aber das Flüstern des Riesen, war für unseren Öseblöm schon ganz schön laut …

»Ich bin schon wach, ich bin schon wach«, rief er und hielt sich mit beiden Händen seine Ohren zu. Dann sprang er mit einem Satz aus dem Bett auf und grinste. Nachdem sich Öseblöm gewaschen hatte und seine Zähne wieder blitzblank waren, gingen die zwei  nach draußen, wo Handan schon ein köstliches Frühstück vorbereitet hatte.  »Ich habe gehört, dass Du auf der großen Suche bist, mein Freund«, begann Handan mit einem gewissen Ernst in der Stimme.

»Woher weißt Du das?«, fragte Öseblöm, der sein Erstaunen nicht länger verbergen konnte.

»Dein Ruf eilt Dir voraus, kleiner Wanderer«, erklärte Handan und lächelte.

Da ertönte plötzlich ein Gepolter und Lärm aus dem Haus, so als ob jemand immer wieder gegen die mächtige Holztüre treten würde. Handans Lächeln geriet zu einem breiten Grinsen. »Ah, mein Geschenk«, sagte er. »Es erwartet Dich schon.«

Damit stand er auf und öffnete die Tür. Heraus sprangen ein Paar Stiefel, die einen wilden Tanz aufführten und sich dann direkt vor unserem Öseblöm postierten. Einer trat dabei mit seiner Fußspitze immer wieder auf den Boden … »Klack –  Klack Klack – Klack«.

»Darf ich vorstellen«, sagte Handan. »Das sind Dix und Dax, meine Wanderstiefel! Die gehören von nun an Dir. Sie werden Dir gute Dienste tun, so wie sie mir eine lange Zeit gedient haben. Aber irgendwann wurde ich einfach zu groß dafür. Ich nehme an, sie werden Dir gut passen.«

Bei diesen Worten trommelten die beiden Stiefel Beifall. Öseblöm hingegen staunte nicht schlecht über dieses Geschenk.

»Na, nun zieh sie schon an«, forderte der Riese ihn auf. Das ließ sich Öseblöm nicht zweimal sagen. Mit seinem linken Fuß schlüpfte er in den linken Stiefel. »Das ist Dix«, erklärte Handan. Als Öseblöm nach dem zweiten Stiefel griff, sagte er: »Und das ist dann wohl Dax.«

»Ganz genau, mein Freund«, sagte der Riese, aber weiter kam er nicht. Kaum dass Öseblöm mit den beiden Stiefeln aufrecht stand, begannen die sofort loszumarschieren.  In Windeseile ging es den Hügel hinunter und wieder hinauf. »Halt!«, befahl Öseblöm, aber die Stiefel gehorchten ihm nicht. –Der Riese aber lachte und lachte, bei diesem Anblick. »So ist es mir das erste Mal auch ergangen …«

Für heute liebe Kinder, ist die Geschichte hier zu Ende. Und so heißt es jetzt wieder …

 »Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«