… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

DixDax

»Seid Ihr schon bereit? Es ist soweit.«

Ihr wisst ja wohl noch, was passiert, wenn man »DixDax« sagt und die Stiefel trägt?  Aber wisst Ihr auch, was passiert wenn man das sagt und die Stiefel nicht trägt …? Dann macht es Euch jetzt wieder ganz gemütlich, denn das dürfte ein aufregender Abend werden …

Zwar wusste niemand, ob die Stiefel sich noch im Stall versteckt hatten. Aber als Bauer Rums »DixDax« aussprach, wurden unsere fünf Burschen kreidebleich. Öseblöm schüttelte nur noch den Kopf, denn jetzt würde es ungemein schwierig, die Stiefel wieder einzufangen …

Um es kurz zu machen: die Stiefel hatten sich im Stall versteckt, und sie hatten gut zugehört. »DixDax« war das Kommando, um mit Riesenschritten zu fliehen, ja, fast könnte man sagen, zu fliegen. Aber zuvor zerlegten sie den Stall komplett. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, flog plötzlich durch die Luft. Dazu gehörten auch Kalle, Malle, Dralle, Mallewutz und Balthasar. Manchmal begegnete ihnen Öseblöm, Bauer Rums und Pimpinelle, die plötzlich immer lauter zu lachen begann. Denn ihr fiel auf, dass die Stiefel immer darauf achteten, ihr nicht weh zu tun. Ganz im Gegenteil, wenn Dix sie in die Luft schleuderte, fing Dax sie sanft wieder auf. Den anderen erging es ebenso.

Niemand wurde verletzt, aber es war ein heilloses Durcheinander.

Nur Milly, die Kuh, stand an ihrem Platz und schaute verwundert diesem Treiben zu. Zwischen den vielen Heuballen und Werkzeugen flogen auch die Burschen, der Bauer Rums und seine Tochter und sogar unser Öseblöm immer wieder durch die Luft. Öseblöm versuchte immer wieder einen der Stiefel zu greifen, doch die waren einfach zu schnell und wendig.

»Haltet ein, liebe Stiefel, haltet ein«, rief Öseblöm. Aber Dix und Dax hörten nicht auf ihn.

»Ihr gehört doch zu mir«, bat Öseblöm nun fast flehentlich seine Stiefel.

Dix und Dax jedoch sprangen in Riesenschritten zum Ausgang und trommelten freudig auf den mit Heu bedeckten Boden. Offensichtlich waren sie nicht gewillt, ihrem Herrn zu folgen.

Mittlerweile saßen alle unsere Freunde auf ihrem Popo. Pimpinelle half ihrem Vater aufzustehen, Kalle strich sich das Heu aus seinem Haar. Malle und Dralle klopften sich den Staub aus ihren Kleidern und Mallewutz und Balthasar versuchten noch einmal, sich an die Stiefel heranzuschleichen.

Dix und Dax hingegen tanzten im Eingang der Scheune und schauten der Freiheit entgegen.

»Nun bleibt endlich stehen«, befahl Mallewutz, der sichtlich entnervt war, von dieser anstrengenden Jagd.

»Spiel das Zwergenlied«, rief plötzlich Dix, der linke Stiefel.

»Ja, spiel das Zwergenlied«, stimmte nun Dax mit ein. »Sonst bleibt ihr allein.«

Dann rannten beide über den Hof, wobei einer höher als der andere sprang.

»Was für ein Zwergenlied?«, fragte Balthasar und wandte sich damit an Öseblöm, der sich in der Zwischenzeit vom Heu befreit hatte. Öseblöm schaute seinen Stiefeln nach und erinnerte sich an seinen letzten Besuch bei Handan, dem Riesen von Wurzelbruck. Damals hatte er ihn gefragt, wie man denn die Stiefel besänftigen könnte, falls sie einmal ausreißen sollten.

»Der Riese Handan hatte mir bei meinem letzten Besuch etwas von einem Zwergenlied erzählt«, erklärte Öseblöm. »Er meinte, wenn gutes Zureden nicht hilft, so könne ich es noch mit dem Zwergenlied versuchen.«

»Und wie geht das?«, wollte Balthasar wissen.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Öseblöm. »Handan sprach davon, dass er öfters Besuch von einem freundlichen Zwerg erhalten hätte. Dieser Zwerg spielte jeden Abend auf seiner Flöte eine kleine Melodie. Dix und Dax seien dabei immer eingeschlafen …«

»Und wenn wir nun Deinen Stiefeln einfach nur ein Schlaflied vorsingen?«, schlug Balthasar vor.

»Das funktioniert leider nicht«, widersprach Öseblöm. »Es muss schon die Zwergenmelodie sein. Ich habe wirklich schon alles ausprobiert.«

»Aber wo finden wir denn diesen Zwerg?«, mischte sich nun Mallewutz ein, der immer noch darüber nachdachte, wie er den Stiefeln ein Falle stellen konnte.

»Das weiß ich nicht«, antwortete Öseblöm. »Ich kenne nicht einmal seinen Namen.«

Auch Bauer Rums bot nun seine Hilfe an. »Wenn ihr wollt, höre ich mich einmal in unserem Dorf um. Obwohl ich noch nie etwas von Riesen und Zwergen gehört habe, außer natürlich in Märchen. Aber ich habe auch noch nie tanzende Stiefel erlebt, die mit Kühen diskutieren …« Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg.

Pimpinelle hatte bereits begonnen, im Stall wieder aufzuräumen.

Dix und Dax hingegen tanzten noch immer auf dem Hof und machten sich einen großen Spaß daraus, sich nicht einfangen zu lassen.

»Haben wir es überhaupt schon mit gut zureden versucht?«, fragte nun Balthasar und ging auf den Hof hinaus. Die anderen folgten ihm. Balthasar trat auf die Stiefel zu und verneigte sich, wie er es von Öseblöm kannte. »Guten Tag, Dix, und guten Tag, Dax. Mein Name ist Balthasar und ich bin ein guter Freund Eures Herrn Öseblöm.« – Die Wanderstiefel waren für einen Augenblick völlig verblüfft und blieben stehen.  – »Ich möchte Euch höflichst bitten, wieder zurückzukommen und meinem Freund mit Euren wunderbaren Diensten zu helfen.« – Öseblöm und die vier Burschen staunten ob dieser Höflichkeit, doch verfehlte sie leider ihre Wirkung. Wie mit einem breiten Grinsen begannen die Stiefel zu singen: »Schöne Grüße an seine Füße, wir sind jetzt ganz weit fort an einem andern Ort.« – Damit sprangen sie mit einem Satz auf und davon …

Für Euch liebe Kinder ist es jetzt wieder Zeit, ins Traumland zu reisen. Denn hier heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«