… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Flüsterprobleme

»Nun liebe Kinder, seid Ihr bereit? Dann kann es sogleich weitergehen.«

Vielleicht habt Ihr es ja auch schon einmal »Flüstern« gehört? Wenn man draußen, in der Natur, zum Beispiel in einem kleinen Wald spazieren geht. Ihr müsst dann nur ganz leise sein und Eure Ohren spitzen, so wie jetzt …

Es dauerte also nicht lange, da saßen unsere fünf Burschen, die kleine Pimpinelle und Herr Öseblöm wieder auf der gemütlichen Veranda, beim dritten Frühstück, sozusagen, denn dieses Abenteuer machte hungrig.

»Das war ja ein tolles Ding!«, meinte Kalle, der noch immer tief beeindruckt war, von dem soeben Erlebten.

»Das finde ich aber auch«, stimmte Mallewutz zu. »Eigentlich hättest Du doch damit ganz einfach den kleinen Pepe finden können, oder nicht?«

»Ja genau«, sagte nun Balthasar, dem die Idee auch sehr gut gefiel. »Man fragt einfach die ganze Welt und da ja irgendwo irgendjemand ist, der Pepe gesehen hat, so erhält man ganz schnell seine Antwort.«

Öseblöm lächelte bei diesem Gedanken und schüttelte dann leise seinen Kopf.

»Bedauerlicherweise geht das nicht so einfach«, erklärte er.

»Wieso denn?«, platzte nun Dralle dazwischen, der nun auch Feuer und Flamme war für das große Flüstern.  »Wenn ich einen Freund frage und der es nicht weiß, dann kann der ja zwei weitere Freunde fragen. Und die können auch wieder jeweils zwei Freunde fragen. Das kann doch nicht so schwer sein. Und so müssten schon nach kurzer Zeit ziemlich viele Menschen davon wissen. Sobald die Antwort gefunden ist, geht sie auf gleichem Wege wieder zurück.«

Malle saß sehr nachdenklich da. »Aber das dauert doch vermutlich ziemlich lange, bis man dann Antwort erhält, oder?«

»Das nicht«, sagte Öseblöm. »Aber die Antwort könnte ziemlich überraschend sein.«

»Wie meinst Du das?«, wollte nun die kleine Pimpi wissen, die sich immer wohler fühlte im Kreis dieser Abenteurer.

»Nun, das liegt an den Flüsterproblemen«, antwortete unser Wanderer.

»Flüsterprobleme?«, fragten nun alle wie aus einem Munde.

Öseblöm seufzte, stand dann auf und ging zu Kalle. »Ich zeige es Euch. Seid bitte alle ganz ruhig. Habt Ihr etwas zu schreiben da?«

Balthasar sprang sofort auf, rannte ins Haus und brachte ein Blatt Papier und einen Bleistift. Öseblöm schrieb etwas darauf. Dabei hielt er eine Hand schützend darüber, so dass niemand lesen konnte, was auf dem Papier stand. Danach faltete er das Papier zusammen und steckte es grinsend in seine Hosentasche.

»Was hast Du da aufgeschrieben?«, wollte Pimpinelle wissen, die noch nicht so gut lesen konnte, weil sie gerade erst die 1. Klasse in der Schule besuchte.

»Nur Geduld«, sagte Öseblöm. »Ich werde nun das, was ich aufgeschrieben habe unserem Freund Kalle ins Ohr flüstern. Kalle muss gut aufpassen und es dann Malle ins Ohr flüstern. Malle wiederum wird es nur Dralle zuflüstern. Dralle soll es dann an Mallewutz weitererzählen. Aber immer gut aufpassen, dass kein anderer mithören kann. Mallewutz muss es dann an Balthasar weitersagen und der soll es schließlich unserer Pimpi erzählen.«

»Ja und was soll das?«, wollte Kalle wissen und schüttelte seinen Kopf. »Das kann ja nicht so schwer sein.«

»Dann lasst uns beginnen«, sagte Öseblöm und flüsterte Kalle ins Ohr: »Öseblöm sucht Steine.« Kalle, der sich sicher war, alles richtig zu machen, flüsterte Malle ins Ohr: »Öseblöm braucht Steine.« Malle flüsterte seinem Freund Dralle ins Ohr: »Öseblöm braucht Beine.« Dralle gab an Mallewutz flüsternd weiter: »Öseblöm raucht Beine.« Mallewutz dachte nun, er hätte sich verhört, denn schließlich kann man keine Beine rauchen. Also flüsterte er dem kleinen Balthasar ins Ohr: »Öseblöm raucht alleine.« Balthasar hatte sofort verstanden und flüsterte der kleinen Pimpi ins Ohr: »Öseblöm raucht, wenn er alleine ist.«  Die rothaarige Pimpinelle lief rot an als sie das hörte.

Alle Blicke richteten sich nun neugierig auf die Tochter vom Bauern Rums.

»Und, wie lautet die Nachricht?«, wollte Kalle wissen.

»Öseblöm raucht heimlich, wenn ihn niemand sieht!«, rief Pimpinelle, die jetzt ganz verlegen war.

Die fünf Burschen konnten es kaum glauben, als sie dies hörten. Unser Wanderer aber lachte nur laut und zog das kleine Blatt Papier heraus. Darauf stand für alle lesbar: »Öseblöm sucht Steine.«

»Natürlich rauche ich nicht,« erklärte Öseblöm, »auch nicht, wenn ich alleine bin.«

»Aber wie ist das möglich?«, wollte Malle wissen, der zwar auch lachen musste, aber nicht verstehen konnte, wie diese Verdrehung der Botschaft möglich war.

»Das liegt an den Flüsterproblemen«, erklärte Öseblöm. »Man weiß nie so genau, was am Ende dabei herauskommt.«

»Was wird dann wohl bei Deiner Frage herauskommen, die Du vorhin losgeschickt hast?«, fragte Balthasar, der jetzt ganz nachdenklich wirkte. – »Das ist eine berechtigte Frage«, antwortete unser Wanderer. »Wir sollten auf jeden Fall auf Überraschungen gefasst sein …«

Für Euch liebe Kinder ist es an dieser Stelle wieder soweit. Es ist Zeit, ins Traumland zu reisen. Denn hier heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«