… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Überraschungen

»Nun liebe Kinder, ich hoffe, Ihr seid auf Überraschungen gefasst?«

Dann macht Euch wieder ganz schnell bettfertig. Gut zudecken, gemütlich kuscheln. Schließt jetzt Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn wir schauen uns jetzt an, wie es auf der Veranda unserer fünf Burschen weiter ging.

Unsere Freunde wurden auf einmal ganz nachdenklich. Zwar fanden sie es alle irgendwie ganz lustig, was alles so beim Flüstern herauskommen konnte. Aber der Gedanke, auf diesem Weg Hilfe zu rufen, war ihnen nicht mehr ganz geheuer.

»Hast Du schon oft  „das große Flüstern“ angewandt?«, wollte Balthasar von seinem neuen Freund wissen.

»Anfangs schon«, antwortete Öseblöm. »Aber die Ergebnisse waren nicht immer so, wie ich es mir wünschte. Mit der Zeit konnte ich aber das Flüstern etwas verfeinern.«

»Was bedeutet das?«, fragte Malle. »Und vor allem, was bedeutet das für uns?«

»Nun ja,« begann Öseblöm, »ich gehe davon aus, dass wir die Hilfe bekommen, die wir benötigen. Aber wir sollten auch auf Überraschungen gefasst sein. Nicht jeder hat das Flüstern gelernt und verstanden.«

»Wie kann man das lernen?«, wollte Pimpinelle wissen, die immer aufgeregter wurde, ob der vielen abenteuerlichen Neuigkeiten.

Vinidi Öseblöm lächelte wieder einmal, als er erklärte: »Es gibt eine einfache Regel, die man beachten muss. Halten sich alle daran, so kann das große Flüstern zu einem machtvollen Instrument werden. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich nur einige, aber nicht alle daran halten.«

»Und was passiert, wenn sich nicht alle daran halten?«, platzte nun Mallewutz dazwischen.

»Ich nehme an, dass wir das heute und morgen erleben können. Habt ein klein wenig Geduld.«

»Psst«, sagte plötzlich Kalle. »Was war das?«

Sofort waren alle ganz still und lauschten.  Da, ganz leise, man konnte es kaum erkennen.

»Tik ***Tik *Tak«

»Habt Ihr das auch gehört?«, wollte Kalle wissen.

»Also ich habe nichts gehört«, sagte Balthasar.

»Ich auch nicht«, erklärte Malle. Dralle und Mallewutz konnten auch nichts erkennen, so sehr sie sich auch anstrengten. Nur die kleine Pimpi nickte still. Sie hatte wohl auch etwas vernommen. Unser Öseblöm hatte es schon lange vorher gehört, aber nichts gesagt.

Da war es wieder:  »Tik ***Tik *Tak«

Öseblöm gab seinen Freunden ein Zeichen so zu tun, als hätte niemand etwas gehört und einfach weiter zu plaudern. Daher stellte Balthasar die nächste Frage: »Und wie heißt die Regel, die man beim großen Flüstern beachten muss?«

»Im Grunde genommen ist sie ganz einfach«, erklärte unser Wanderer. »Du erzählst Deinem Freund die Nachricht, die er zu übermitteln hat. Der muss Dir die Nachricht noch einmal aufsagen. Erst wenn er sie richtig wiedergegeben hat, bestätigst Du ihm das. Dann darf er sie weiter erzählen. Dein Freund muss nun aber wieder kontrollieren, dass die Nachricht richtig verstanden wurde. Eigentlich ganz einfach.«

»Ja und warum funktioniert das dann nicht immer?«, staunte Mallewutz, der sich nicht vorstellen konnte, wie bei so viel Kontrolle noch etwas schief gehen sollte.

»Die Erfahrung hat gezeigt, dass nicht alle immer kontrollieren«, erläuterte Öseblöm mit einem leichten Bedauern. »Und wenn die Nachricht zu lang ist, gibt es auch Probleme. Von daher ist es natürlich gut, wenn man lesen und schreiben kann und seine Nachrichten einfach auf einen Zettel aufschreibt. Nur dass Pflanzen und Tiere eben weder lesen noch schreiben können.«

Jetzt hatten alle verstanden. Mallewutz, Pimpinelle und Balthasar waren fest entschlossen, beim nächsten Mal in der Schule ganz besonders gut aufzupassen. Doch jetzt hatten sie es erst einmal mit der ersten Überraschung zu tun.

Eine Gruppe von Drosseln kam unerwartet vorbeigeflogen und landete auf dem Verandazaun. Die Größte und älteste von Ihnen schaute sich in der Runde um.

»Gibt es hier einen Herrn Öseldöm?«, fragte sie.

»Öseblöm, Vinidi Öseblöm«, antwortete Kalle. »Ja, der wohnt hier und sitzt gerade vor Euch.«

Die Drosseln musterten den freundlichen Wanderer von oben bis unten. Dann meinte eine: »Der steckt ja gar nicht in einem Berg.  Und dafür sind wir soweit geflogen!« Drehte sich um und flog wieder davon. Die anderen Drosseln folgten ihr.

Jetzt blickten unsere Freunde ziemlich verblüfft drein.

»Meintest Du das mit „Überraschung“?«, fragte Mallewutz.

»Ja, davon werden wir noch mehr erleben«, stellte Öseblöm fest. – »Doch seht her, da hinten am Horizont.« Öseblöm deutete mit seinem Zeigefinger auf einen ganz kleinen Punkt in der Ferne, für unsere Burschen noch nicht zu erkennen. »Da kommt Amira!«, rief er. Nun war die Aufregung groß unter den Freunden. Deshalb hörten sie auch nicht, wie es ganz leise unter der Veranda ertönte: »Tik ***Tik *Tak«  …

Doch jetzt ist es erstmal Zeit,  ins Traumland zu reisen. Nun heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«