Eine sehr große Überraschung
»Nun liebe Kinder, ich hoffe, Ihr seid wieder bereit?«
Dann lasst uns nicht lange warten, denn es gibt Überraschungen und große Überraschungen. Aber zuerst heißt es natürlich, gut zudecken, feste kuscheln, Augen zu und Ohren ganz weit auf. Lasst uns wieder zur Veranda unserer Freunde schauen …
Bei dem Stichwort »Amira« gerieten unsere fünf Burschen in helle Aufregung. Die Adlerdame war zwar noch nicht lange fort, aber die kurze Zeit reichte schon, dass unsere Freunde sie bereits sehr vermissten.
»Wer ist Amira?«, fragte Pimpi, die ebenfalls vor lauter Aufregung aufgesprungen war. Doch sie konnte beim besten Willen noch nichts am Horizont entdecken.
»Das ist eine Adlerdame«, erklärte Balthasar und fügte rasch hinzu: »Aber Du musst keine Angst haben, sie ist eine alte Freundin von uns …«
Die kleine Pimpinelle wurde kreidebleich, als sie dies hörte. Ein echter Adler war auf dem Weg zu ihnen! Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht doch besser Angst haben sollte. Ihre Freunde, die fünf Burschen, schienen sich jedoch aufrichtig zu freuen. Also beschloss sie, mit der Angst noch ein wenig zu warten. Trotzdem schlug ihr kleines Herz schon sehr viel schneller.
Allmählich kam Amira auch für unsere Freunde in Sichtweite. Balthasar konnte es kaum erwarten. In der ganzen Aufregung überhörten alle wieder dieses leise »Tik ***Tik *Tak« …
Bis auf unseren Öseblöm, der ganz unvermittelt mit seinem Fuß auf den Boden aufstampfte. Mit einem Mal herrschte Ruhe auf der Veranda und unter der Veranda.
»Lass uns nachschauen, wer sich da unten versteckt«, flüsterte Öseblöm.
Kalle sprang mit einem Satz über das Geländer und bückte sich ganz tief herunter, um zu sehen, wer sich unter dem Verandaboden versteckt hielt. Doch dort war alles dunkel.
»Hat jemand mal einen Spiegel für mich?«, fragte er.
Mallewutz rannte sofort ins Haus und kam nach kurzer Zeit mit einem kleinen Spiegel zurück. Damit fing Kalle das Sonnenlicht ein und lenkte es unter den Verandaboden, sodass er, wie mit einer Taschenlampe, überall nachschauen konnte. Doch leider war nichts mehr zu erkennen. Wer auch immer sich dort versteckt hielt, war jetzt wohl wieder verschwunden …
Mittlerweile war Amira schon bis auf Rufweite herangekommen. Sie flog so schnell sie konnte und setzte mit einem Sturzflug zur Landung an.
Pimpinelle hielt ihren Atem an, als sie den mächtigen Raubvogel in seiner ganzen Größe erblickte. Amira breitete gerade ihre riesigen Flügel aus und landete zielsicher auf dem Verandazaun.
Pimpi stand starr vor Schreck, aber die Burschen und Öseblöm begrüßten freudig ihre alte Freundin. Balthasar stürzte sich sofort auf sie und begann sogleich die Adlerdame zu kraulen. Pimpi konnte kaum glauben, was sie sah, deshalb bewegte sich sich nicht.
»Hallo Amira«, begrüßte Öseblöm seine Freundin und strahlte. »Was führt Dich zu uns?«
»Das fragst Du mich?«, antwortete Amira, die sich auch freute, ihre neuen Freunde wiederzusehen. »Man hört ja so allerlei über Dich …«
»Was hast Du denn gehört?«, wollte Mallewutz wissen, der schon ganz neugierig war.
»Nun, ich hörte, dass Wanderdiebe Dich gebissen und ein räudiger Hund Dich in einen Berg gesteckt hätte … Da habe ich mir schon gedacht, dass Du wieder geflüstert hast. Ich bin hier, um Dir meine Hilfe anzubieten, mein Freund.«
»Wanderdiebe?«, prustete Mallewutz los und alle stimmten in das Lachen mit ein.
»Was hast Du denn nur geflüstert, Öseblöm?«, fragte Malle.
Öseblöm grinste. »Ich habe von den Wanderstiefeln erzählt, von dem Zwerg, und dass wir uns freuen würden, wenn wir ihn finden könnten.«
»Das wäre dann wohl ein freudiger Fund …«, lachte jetzt auch Kalle laut, der schlagartig verstand, was es mit dem räudigen Hund auf sich hatte.
Alle waren froh, dass Amira wieder da war. Pimpi jedoch hielt sich noch immer etwas im Hintergrund, obwohl sie langsam zutrauen fasste. Jetzt erzählten die Freunde von ihrem bisherigen Abenteuer mit den Wanderstiefeln.
»Ah, ich verstehe«, sagte Amira, aber sie kam nicht mehr dazu noch etwas zu erzählen, denn ein unglaubliches Getöse näherte sich dem Haus unserer Freunde …
DONG *** BUMM *** DONG *** BUMM***, der Boden erzitterte mit jedem Donnerschlag.
Öseblöm fuhr herum, sprang über den Zaun und schaute sich nach allen Seiten um. Nichts – weit und breit war nichts zu sehen. Kalle folgte ihm auf der Stelle … DONG *** BUMM *** DONG ***
Das Geräusch kam schnell näher.
»Dada«, stammelte plötzlich Balthasar, dem der Atem stockte und die Stimme versagte. Öseblöm und Kalle fuhren auf der Stelle herum und blickten unvermittelt in die Höhe. Die anderen Burschen und Pimpinelle standen mit offenen Mündern auf der Veranda. Nur Amira schien bereits zu wissen, wer dort vor ihnen stand. – »Handan, mein Freund!«, rief Öseblöm. »Schön, dass Du gekommen bist.« – Die Burschen konnten es nicht fassen, aber vor ihnen stand der Riese aus Wurzelbruck. Die Aufregung war nun noch größer. Und so hörte nicht einmal unser Öseblöm, wie es ganz leise unter der Veranda ertönte: »Tik ***Tik *Tak« …
Jetzt, liebe Kinder, ist es wieder Zeit, ins Traumland zu reisen. Denn nun heißt es:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«