… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Stiefeljagd

»Nun liebe Kinder ist es soweit. Seid Ihr alle schon bereit?«

Dann wollen wir uns anschauen, wie es weiterging, mit den Wanderstiefeln.  Also, wie immer, bitte schön kuscheln, zudecken und aufgepasst.  Denn nun heißt es für unsere Freunde Jetzt oder Nie

Dieses Trommelfeuer erkannten alle! Unter der Veranda unserer fünf Burschen tobten Öseblöms Wanderstiefel. Es war ein ohrenbetäubender Lärm. Sofort sprangen Kalle und Malle herbei. Der eine zur linken, der andere zur rechten Seite der Veranda. Damit blieb den Stiefeln nur der Weg nach vorn, doch da stand Öseblöm und Handan bereit, sie blitzschnell zu packen.

Ehrlicherweise muss man sagen, dass Handan immer noch saß, denn stehend wäre er dafür einfach zu groß  gewesen. Dennoch, Handan war sehr schnell und Dix und Dax kannten ihren alten Herrn.

»Siehst Du sie?«, rief Kalle.

Malle bückte sich noch ein wenig tiefer. »Nein, es ist zu dunkel da unten!«

Das Geklapper wurde noch lauter und intensiver. Jetzt schienen die Stiefel im Kreis zu tanzen. Mal wandten sie sich mehr nach rechts, dann wieder näherten sie sich der linken Seite, wo Kalle bereits wartete.

»Dix und Dax«, rief nun Handan laut, mit einem befehlenden Unterton in der Stimme. »Ihr kommt jetzt auf der Stelle her.«

Stille.

Plötzlich rührten sich die Stiefel nicht mehr.

»Psst«, machte Öseblöm und horchte aufmerksam mit seinen Ohren. Da, ein leises, schleichendes Tippeln. Wollten sich die Stiefel etwa davonschleichen?

Mittlerweile standen alle Freunde um die Veranda herum, bereit, sofort zuzupacken, wenn sich auch nur einer der Stiefel blicken ließe.

Handan versuchte es wieder mit gutem Zureden.

»Dix und Dax«, bat er nun freundlicher. »Kommt bitte wieder zurück.«

»Wir sollen zurück zu Dir?«, fragte einer der Stiefel.

»Nicht diskutieren!«, warnte Öseblöm seinen Freund. Er ahnte, worauf das hinauslief.

»Nein, ich möchte, dass ihr zu mir zurückkommt«, erklärte Öseblöm. Auch er sprach mit freundlicher und sanfter Stimme.

Die Stiefel schienen miteinander zu flüstern. »Also gut«, rief einer der beiden Stiefel. »Dann kommen wir jetzt heraus …«

Rechts neben der Verandatreppe stand Bauer Rums. Aber er stand ein wenig zu nah an der Veranda. So konnte Pimpinelle und Öseblöm noch sehen, wie sich direkt neben seinem Fuß etwas bewegte. Ein Stein schob sich langsam hervor.

Alles schaute jetzt zum Bauern, dann gab es ein lautes krachendes Geräusch, darauf folgte wieder ein Geklapper. Kalle und Malle waren für einen kurzen Augenblick abgelenkt und bemerkten die Bewegung zu spät. Dix und Dax hatten sich kurz getrennt. Der eine sprang an Kalle vorbei, der andere trat Malle auf den Fuß.

»Au«, schrie Malle auf, dann ging wieder alles ganz schnell. Beide Burschen warfen sich auf die flüchtenden Stiefel, landeten aber im Staub.

Dix und Dax sprangen auf die Veranda und trafen sich an der Treppe. Dann tanzten sie im Kreis, die Treppe herunter direkt auf Öseblöm und Handan zu. Beide versuchten die Stiefel zu fassen, aber Dix und Dax waren zu schnell.

»Wir sind Stiefel, richtige Stiefel, und was für Stiefel wir sind!«,  riefen die Wanderstiefel und tanzten dabei in einem großen Kreis. Sie waren einfach zu schnell für unsere Freunde und selbst Handan griff immer wieder ins Leere.

Allerdings bildeten  Dralle, Pimpinelle, Mallewutz und Balthasar jetzt einen  Kreis um die tanzenden Stiefel herum. Kalle, Malle, Bauer Rums und auch Lavida stellten sich ebenfalls dazu.

Aber das beeindruckte unsere Wanderstiefel wenig. Sie waren offensichtlich verärgert.

»Ihr seid doch nicht etwa eifersüchtig?«, fragte Öseblöm.

»Eifersüchtig, wir?«, rief Dix. »Niemals nicht sind wir eifersüchtig!«, rief Dax. »Niemals, sing einfach das Zwergenlied, dann kommen wir und schlafen bei Dir und helfen Dir und bleiben immer bei Dir, das Zwergenlied, das Zwergenlied.«

»Ja, genau, das Lied, das Lied, das Lied vom Zwerg«, rief Dix und tanzte noch ausgelassener als Dax.

Selbst Handan schien jetzt etwas ratlos. So aufgebracht und ausgelassen hatte er die Stiefel noch nie erlebt. Gutes Zureden hatte also keinen Erfolg.

»Wir brauchen ein Netz«, flüsterte Kalle. »Damit könnten wir sie einfangen.«

»Gute Idee«, sagte Malle. Aber die Stiefel hatten das gehört.

»Ihr braucht ein Lied, ein Lied, das Lied vom Zwerg«, rief Dix. Dann trat er Malle wieder auf den Fuß und fügte hinzu: »Und kein Netz!«

»Ihr werdet das Zwergenlied niemals mehr hören!«, mischte sich nun Amira ein. Die Adlerdame hatte dem Treiben ein wenig gelangweilt zugeschaut. Ihrem aufmerksamen Blick war keine einzige Bewegung der Wanderstiefel entgangen. – »Und wieso nicht?«, fragte Dix und machte ein paar Schritte auf Amira zu. Das war sein Fehler. Aber darüber erzählen wir in der nächsten Geschichte.
Denn für Euch  liebe Kinder, ist es jetzt wieder Zeit,  ins Traumland zu reisen. Denn nun heißt es:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«