… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Warten auf Don Carlos

»Nun, habt Ihr in der letzten Nacht etwas Schönes geträumt?«

Dann wird es wieder Zeit, sich auf die nächste Geschichte vorzubereiten. Wie immer heißt es jetzt, gut zudecken, bitte richtig kuscheln, schließt Eure Augen und sperrt Eure Ohren ganz weit auf. Wir sitzen wieder auf der Veranda unserer fünf Burschen und schauen uns an, was die Freunde unternehmen, um dem Zwerg zu helfen …

Vinidi Öseblöm hatte den Adler in der Ferne bereits bemerkt, ebenso Amira. Die anderen aber beratschlagten darüber, wie man den Zwerg ohne Namen am besten finden könne.

»In was für Schwierigkeiten steckt denn der Zwerg?«, wollte Balthasar wissen. »Vielleicht können wir ja dadurch herausfinden, wo wir mit unserer Suche beginnen.«

»Dazu war das Flüstern zu ungenau«, erklärte Amira. »Wenn ich es richtig verstanden habe, würde er irgendwo feststecken.«

»Man kann in allen möglichen Dingen feststecken«, sagte Kalle nachdenklich. »Zum Beispiel in einer Felsspalte, aber auch in einem Gebüsch, so wie das Schäfchen Marie …«

»Ja genau,« sagte Balthasar, »aber das hilft uns nicht wirklich weiter. Wo sollen wir dann mit unserer Suche beginnen?«

Balthasar wollte noch immer mitkommen, deshalb tat er einfach so, als sei er schon dabei. Kalle hingegen machte sich keine Hoffnung mehr auf ein richtiges Abenteuer.  Trotzdem wollte er helfen, wie immer es ihm auch möglich sei.

»Vielleicht solltet Ihr mein Seil mitnehmen?«, schlug er deshalb vor. »Das könnte sehr nützlich sein …«

»Das ist keine schlechte Idee«, fand Handan, der Riese von Wurzelbruck. »Falls der Zwerg wirklich in einer Felsspalte steckt, so könnten wir ein Seil gut gebrauchen.«

»Auf jeden Fall sollten wir uns aufteilen«, sagte Amira.

»Ich gehe mit Öseblöm«, rief Balthasar. »Amira kann ja mit Don Carlos suchen, Handan und Lavida sind bestimmt auch ein gutes Team und Kalle, Malle, Dralle und Mallewutz werden sich schon einig.«

»So wird das aber nicht funktionieren, lieber Balthasar«, erklärte unser Öseblöm und kam damit einer aufgebrachten Diskussion zuvor.

»Weißt Du, mein kleiner Freund, wir wollen wirklich helfen. Und wenn dieser Zwerg in Schwierigkeiten steckt, dann ist er womöglich in Gefahr, vielleicht sogar in großer Gefahr. Vielleicht hast Du auch etwas falsch verstanden. Ich selbst sammle zwar Abenteuer, aber ich suche sie nicht! Verstehst Du das? Und in diesem Fall will ich einfach nur helfen, nicht mehr und nicht weniger. So wie ich auch Dir geholfen habe, als Du fast das Opfer einer Verwechslung geworden wärst …«

Balthasar wurde ganz verlegen. »Verzeiht bitte,« sagte er, »ich war wohl etwas unbedacht.«

»Wir müssen auch schnell sein«, sagte Amira. »Deshalb schlage ich vor, dass Öseblöm wieder mit mir auf die Suche geht, und Handan …«, die Adlerdame machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:
»… mit Kalle und Don Carlos.«

Öseblöm lächelte wieder, denn er kannte seine Freundin nur allzu gut. Außerdem hatte er die gleiche Idee. Vor lauter Aufregung lief Kalle ganz rot an im Gesicht. Er sollte mitkommen zu diesem Abenteuer?

»Und was ist mit Lavida?«, fragte Malle, der auch sehr gerne dabei gewesen wäre.

»Ich schlage vor, dass Lavida bei Euch bleibt und Ihr alle auf Kerims Tochter aufpasst«, meinte Öseblöm.

Lavida selbst protestierte nicht. Sie fühlte sich wohl bei den Burschen und fand es recht gemütlich. Außerdem stand sie nicht sehr auf Abenteuer. Gleichwohl hätte sie ihren Freund Handan gerne unterstützt.

»Ich vermute, dass wir viele starke Hände gebrauchen können und die Idee mit dem Seil finde ich auch sehr, sehr gut«, erklärte Öseblöm.

»Und wo fangt Ihr mit der Suche an?«, fragte Balthasar leise grummelnd.

»Nun, jetzt wo ich meine Wanderstiefel zurückhabe, fehlt mir nur noch mein Hut«, sagte Öseblöm und erinnerte damit alle an das letzte Abenteuer. »Deshalb ist es vielleicht keine schlechte Idee, wenn Amira und ich zum Zauberwald fliegen, um meinen Hut zu suchen. Vielleicht gibt uns Karun einen Hinweis, wo wir den Zwerg finden können …«

»Vielleicht hat Don Carlos bereits eine Idee, wo wir mit der Suche beginnen können«, warf Kalle ein, der sich nur allmählich an den Gedanken gewöhnte, dass er gleich sein Dorf verlassen würde.

»Da vorn ist er ja auch schon …«.  Kalle deutete in den Nachmittagshimmel auf den großen Adler, der nicht mehr weit entfernt war und in einem Gleitflug zur Landung ansetzte.

»Pepe!«, rief Amira. »Was machst Du denn hier?«

»Pepe?«, staunten Mallewutz und Balthasar wie aus einem Mund.

Öseblöm hatte es zwar schon länger erkannt, dass es eben nicht Don Carlos war, der sich ihnen näherte, aber nichtsdestotrotz war er genauso verblüfft, wie alle anderen auch.

Mit wenigen Flügelschlägen kam Pepe heran und landete sicher auf dem Verandazaun. Malle sprang auf und begrüßte den jungen Adler freudig. »Don Carlos lässt sich entschuldigen,« sagte Pepe, »er kommt etwas später.« – »Was ist passiert?«, fragte Amira, die jetzt ungeduldig wurde.  Pepe zuckte entschuldigend mit den Schultern: »Don Carlos erzählte etwas Eigenartiges von einem Zweihorn, das vom Himmel stieg …« Das klang wirklich rätselhaft.

Ihr liebe Kinder, werdet es bald herausfinden. Aber jetzt ist es schon spät. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«