… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Wo ist Kalle?

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag …«

… und seid bereit für die nächste Episode. Dann lasst uns wieder ganz schnell beginnen. Aber zuerst müsst Ihr natürlich ins Bett, denn es ist ja eine Gutenachtgeschichte, nicht wahr? Also, bitte wieder gut zudecken, Augen zu und Ohren auf, damit wir mit der Erzählung weiter machen können.

Tja, so ist das, wenn jemand eine Geschichte erzählt und dabei einfach unterbrochen wird …  Plötzlich war die Aufmerksamkeit woanders. Wie auf Kommando sprang alles auf und suchte nach Kalle. Jeder rief durcheinander und die Aufregung war groß. Malle und Mallewutz rannten sofort ins Haus und durchsuchten alle Zimmer. Lavida folgte ihnen. Dralle und Balthasar sausten ums Haus und suchten in jedem Eck und hinter jedem Busch.

»Warum kriechst Du unter das Bett?«, fragte Lavida erstaunt, als sie Mallewutz dabei beobachtete, wie er unter Kalles Bett kroch.

»Na, warum wohl?«, entgegnete Mallewutz. »Ich suche Kalle!«

»Ja, aber was sollte Kalle unter seinem Bett machen?«, rätselte Lavida und zweifelte am Sinn dieser Aktion.

Mallewutz schaute kurz mit seinem Kopf unter dem Bett hervor: »Wenn wir suchen, dann suchen wir richtig – und zwar überall!«, dann war er wieder verschwunden.

Lavida schüttelte ihren Kopf und ging wieder auf die Veranda hinaus. Öseblöm saß dort noch immer am Tisch. Don Carlos hingegen wirkte ein wenig verloren, so neben Pepe und Amira. Er war es nicht gewohnt so ignoriert zu werden.

Bei all der Aufregung hatte niemand auf Handan geachtet. Er saß noch immer vor dem Haus und schüttelte schließlich den Kopf, weil einfach keiner zuhören wollte.

»RUHE!!!«, brüllte er plötzlich los. Es klang wie ein mächtiger Donnerhall, der über das Haus hinweg fegte. Die Freunde erstarrten augenblicklich. Malle und Mallewutz stürzten sofort auf die Veranda, Dralle und Balthasar fanden sich ebenfalls sofort ein.

»Kalle hat noch etwas vergessen«, erklärte der Riese von Wurzelbruck. »Er ist wohl gleich zurück.«

Kaum hatte Handan ausgesprochen, da tauchte Kalle auch schon wieder auf. Um seine Schulter trug er das lange Seil, mit dem er wohl vor kurzem die Sonne eingefangen hatte …

»Das Seil«, rief Kalle. »Ich hatte es auf dem Feld liegen lassen. Das werden wir wohl brauchen, vermutlich, denke ich.«

Öseblöm lächelte still vor sich hin. »Da hat Amira eine kluge Entscheidung getroffen«, dachte er sich. Die anderen Burschen waren zwar liebenswert und voller Eifer, aber für ein Abenteuer wie dieses, vielleicht noch etwas zu jung.

»Entschuldige, Don Carlos,« versuchte Öseblöm den Adler vom hohen Berg zu besänftigen, »aber unsere Freunde sind schon ganz angespannt und der kleine Balthasar macht sich einfach Sorgen.«

Öseblöm spürte, dass Don Carlos sich beleidigt fühlte. Deshalb fragte er sogleich nach: »Dann erzähl uns doch jetzt bitte, wie Du zu dieser Ehre gekommen bist. Das Zweihorn, das vom Himmel stieg … Und vor allem, was hat das zu bedeuten?«

Jetzt saßen alle wieder auf ihren Plätzen und hörten aufmerksam zu. Don Carlos sah noch immer ein wenig geknickt aus, aber er beruhigte sich zusehends.

»So ganz genau habe ich es selbst nicht verstanden«, erklärte er und berichtete von seinem Erlebnis in dem Bärenwald.

»Als ich die kleine Betty gefunden hatte und bei  ihr unten auf dem Waldboden landete, schaute sie mich aus ihren großen braunen Augen an und stammelte immer nur »Das Zwei, das Zwei, das Zweihorn ist gekommen …«. Plötzlich tauchten um uns herum immer mehr Eichhörnchen auf, die sich alle um uns versammelten und riefen »Das Zweihorn ist gekommen«. Offensichtlich spielten sie auf meine zwei Beulen an, die ich unserem Kalle zu verdanken habe.«

»Entschuldige Don Carlos,« sagte Kalle, »es tut mir ja wirklich leid.«

»Das muss es nicht«, antwortete der Adler vom hohen Berg. »Ich habe dadurch eine neue Aufgabe gefunden.«

»Was für eine Aufgabe?«, fragte Amira.

»Die kleine Betty hat es mir erklärt«, fuhr Don Carlos fort. »In der Eichhörnchen-Kolonie gibt es eine uralte Prophezeiung. Dort heißt es, dass einst ein Zweihorn vom Himmel steigen wird, auf mächtigen Schwingen wird es in tausend Zungen reden und die Eichkätzchen fortan beschützen.«

»Und was soll jetzt Deine Aufgabe sein?«, fragte Amira, die immer noch nicht so ganz verstand.

»Für die Eichhörnchen bin ich das Zweihorn, das ihnen prophezeit wurde«, erklärte Don Carlos stolz. »Und dank unseres Freundes Öseblöm kann ich auch in tausend Zungen sprechen.«

»Tausend Zungen?«, hakte Amira nach, die etwas langsam im Verstehen war.

»Na, dann war mein Halstuch ja zu etwas gut«, warf Öseblöm ein und fragte nach: »Und von jetzt an stehen die Eichhörnchen unter Deinem Schutz?« – »Genauso ist es«, bestätigte Don Carlos und in seinen Augen lag ein seltsames Glitzern. »Dann können wir ja langsam aufbrechen«, sagte unser Wanderer. Öseblöm erklärte dem Adler vom hohen Berg noch kurz, worum es ging. Die Details sollten ihm Kalle und Handan während der Reise erzählen. Dann griffen alle nach ihren Sachen und erhoben sich … Es wurde Zeit.

Genau wie für Euch, liebe Kinder. Das Traumland wartet schon. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«