… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Getrennte Wege

»Ich hoffe, Ihr seid wieder bereit für die nächste Geschichte?«

Dann lasst uns sofort nachschauen, wie es weiterging. Zuerst solltet Ihr natürlich in Eurem Bett liegen. Also bitte schön zudecken und gemütlich kuscheln. Schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren, dann werfen wir einen letzten Blick auf die Veranda, bevor es los geht …

»Halt«, rief Don Carlos. »Ich habe noch eine Frage, schließlich ist mir der Zwerg noch nie begegnet. Und wenn ich nach jemandem Ausschau halten soll, müsste ich wissen, wonach ich suchen muss.«

»Nach dem Zwerg, Don Carlos, einfach nach dem Zwerg Ausschau halten«, sagte Amira, die jetzt wirklich starten wollte.

»Aber wie sieht denn der Zwerg aus?«, fragte Don Carlos. »Wie groß ist er zum Beispiel? Hat er einen Bart? Trägt er eine Zipfelmütze oder einen Schlapphut? Ist er rot, grün, gelb oder braun?«

»Rot wird er nur, wenn er sich ärgert«, brachte sich jetzt Handan ein, der den Zwerg wohl am besten kannte. »Und groß, na ja, ich würde sagen, ungefähr so groß wie Balthasar. Vielleicht aber auch ein bisschen kleiner. Eine Mütze trägt er nicht, auch keinen Schlapphut, zumindest habe ich ihn noch nie so etwas tragen sehen. Er hat einen weißen Bart und seine weißen Haare sind so strubbelig, als säße ein Igel auf seinem Kopf. Reicht das?«

»Na das ist doch schon was!«, stellte Don Carlos fest.

»Öseblöm und Amira fliegen also zuerst zum Zauberwald«, wiederholte Kalle mehr für sich selbst, um irgendwie einen Plan zu entwickeln. »Und wir? Wohin gehen wir?«

»Wir statten der kleinen Marie und ihrer Schafherde einen Besuch ab«, schlug Don Carlos vor. »Dann frage ich einmal Erik, ob er vielleicht etwas über den Zwerg gehört hat.«

»Erik? Wer ist Erik?«, wollte jetzt Amira wissen.

»Das ist der Anführer dieser Schafherde, die unter meinem persönlichen Schutz steht!«, erklärte der Adler vom hohen Berg.

»Gut«, sagte Öseblöm, »wo immer Ihr auch sucht, wir treffen uns auf jeden Fall bei der Schafherde, einverstanden?«

»Eine gute Idee,« sagte Don Carlos, »aber Ihr müsst wissen, dass die Schafherde weiter Richtung Süden gezogen ist. Aber aus der Höhe könnt Ihr sie nicht verfehlen.«

Öseblöm griff nach seinem Rucksack und stieg wieder auf Amiras Rücken. Diesmal hatte er seine Wanderstiefel nicht vergessen. Amira schlug zwei-, dreimal kräftig mit ihren Flügeln, dann hob sie ab und stieg rasch in die Höhe des Nachmittag Himmels.

Unserem Kalle wurde ganz anders. Auch er hatte gepackt.

»Schade, dass wir nicht fliegen können«, flüsterte er, um sich selbst ein wenig Mut zu machen.

»Darüber musst Du Dir keine Gedanken machen«, beruhigte ihn Lavida. »Handan ist so schnell, dass Don Carlos …«

»… Euch immer im Auge behält«, ergänzte der Adler vom hohen Berg. Noch eine Beleidigung wäre für ihn heute zu viel gewesen.

»Also lass uns jetzt starten«, damit drehte er sich um und hob ebenfalls mit wenigen Flügelschlägeln ab. »Ich zeige Euch den Weg!«

Lavida gab Kalle einen kleinen Stups: »Handan beißt nicht.«

Der Riese von Wurzelbruck lächelte, griff plötzlich nach unserem Burschen und setzte ihn sicher auf seiner Schulter ab.

»Halte Dich gut fest, mein Freund«, sagte er, dann richtete er sich vorsichtig auf und erhob sich schließlich zu seiner stattlichen Größe.

Kalle krallte sich am Riesen fest so gut er nur konnte und in seinem Gesicht standen ernste Zweifel geschrieben.

»Ganz locker bleiben,« riet Lavida, »sonst heißt Du demnächst Kralle …«

»Kralle!«, lachten Balthasar und Mallewutz.

Malle und Dralle grinsten auch, aber sie dachten daran, wie sie wohl aussähen, da oben in der Höhe.

»Pass gut auf Dich auf!«, rief Malle und winkte seinem Freund zum Abschied.

Handan zwinkerte seiner Freundin noch einmal zu, dann drehte er sich um und folgte dem Adler vom hohen Berg, der schon in großer Höhe auf die beiden Abenteurer wartete.

Mit jedem Schritt des Riesen wurde das Dröhnen und Getöse leiser. Malle, Dralle, Mallewutz und Balthasar standen betrübt auf der Veranda. Ihre Herzen schlugen schneller und sie waren voll Sorge um Ihre Freunde.

Als Kalle und Handan das Dorf endlich hinter sich gelassen hatten, erhöhte der Riese ein wenig seine Geschwindigkeit …

»Halte Dich gut fest!«, rief er dem Burschen auf seiner Schulter zu. »Don Carlos ist schon weit voraus.« – Tatsächlich war unser Carlos sehr in Eile, denn er hatte sehr wohl verstanden, dass der Zwerg vermutlich in großen Schwierigkeiten war. Sie hatten also keine Zeit zu verlieren. Öseblöm und Amira waren schon nicht mehr am Horizont zu sehen. So blieben Lavida und die vier Burschen auf der Veranda zurück, die sich jetzt nicht mehr ganz so gemütlich anfühlte.

Ihr liebe Kinder, müsst Euch nun ganz besonders gut einkuscheln , denn das Traumland wartet schon auf Euch. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«