… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Feuchte Begrüßung

»Seid Ihr schon alle bettfertig?«

Dann wollen wir, bevor wir »Gute Nacht« sagen, wieder eine kleine Geschichte erzählen und uns anschauen, wie es mit Kalle und Handan weiter ging. Aber zuerst müsst Ihr es Euch natürlich so richtig gemütlich machen. Schließt also bitte Eure Augen, haltet Eure Ohren weit geöffnet und deckt Euch gut zu, denn gerade jetzt, genau in diesem Augenblick, raschelt es wieder ganz in der Nähe unserer       Helden …

Es war eine unruhige Nacht. Viele fremdartige Geräusche erschreckten unseren jungen Burschen und ließen ihn nicht einschlafen. Handan hatte es sich an dem Felsen gemütlich gemacht. Kalle lag auf dem Schoß des Riesen, zugedeckt unter dessen riesiger Jacke.

Irgendwann in der Nacht übermannte ihn die Müdigkeit und unser Kalle schlief endlich ein. Aber es war ein unruhiger Schlaf für den Burschen. Immer wieder drehte er sich von einer Seite auf die andere, krabbelte mal hoch, dann wieder runter.

Der Riese aus Wurzelbruck hielt derweil Wache und versuchte, es für seinen kleinen Freund so angenehm wie möglich zu machen. Doch auch Handan wurde immer müder. Je weiter die Nacht voranschritt, desto öfter nickte er kurz ein.

Es war in den frühen Morgenstunden. Die Sonne war noch nicht zu sehen, aber ihr Licht kündigte sich bereits am Horizont an, da schlief auch Handan ein. Seinen Kopf nach vorne geneigt, schlief er tief und fest.

Da schliefen unsere Helden und hörten nicht mehr das Rascheln, das sich ihnen zielstrebig näherte.

***

»Aufstehen!«

Der letzte Gedanke, mit dem Kalle eingeschlafen war, war der Wunsch, in seinem eigenen, warmen Bett zu kuscheln.

»Aufstehen!«

Kalle rekelte sich in seinem Bett. Er hörte seinen Freund Balthasar, wie er ihn rief: »Aufstehen!«

Kalle war noch so müde, er hatte ja kaum geschlafen. Deshalb wollte er jetzt einfach noch nicht aufstehen. Er drehte sich noch einmal um. Dann spürte er seinen Freund Balthasar, der ihm mit seiner Zunge über das Gesicht schleckte.

»Igitt«, dachte Kalle. Aber er war noch viel zu müde und drehte einfach nur sein Gesicht beiseite.

»Aufstehen!«

Balthasar war unerbittlich. Und wieder schleckte er ihm mit einer ganz langen Zunge durchs Gesicht. Kalle konnte das kaum glauben. »Igitt, igitt«, dachte er wieder. So etwas hatte Balthasar noch nie gemacht. »Was war denn nur los mit dem Kleinen?«

Kalle kämpfte gegen seine Müdigkeit an, blinzelte mit den Augen und erschrak!

Wieder diese lange Zunge, die auf sein Gesicht zukam …

Der junge Bursche riss seine Augen weit auf und hob schützend seine Hand.

»Igitt!«, rief er diesmal laut und richtete sich auf. Direkt vor ihm stand ein kleines Schäfchen, das ihm liebevoll sein Gesicht schleckte und ihn immer wieder mit dem Kopf anstieß.

Jetzt wurde auch Handan wach, der sich wunderte, was für ein Aufruhr auf seinem Bauch war. Sofort griff er sich das Schäfchen und setzte es auf dem Boden ab.

Kalle kletterte herunter und beugte sich zu dem Schäfchen vor, während der Riese von Wurzelbruck sich erst einmal streckte, um wieder richtig wach zu werden.

»Ja wer bist Du denn?«, fragte Kalle das Schäfchen, das ihn nun an seinem Hosenbein zupfte.

»Mbaah, mbaaah«, blökte das Schäfchen und zupfte dem Burschen erneut an seinem Hosenbein.

Auch Handan bestaunte den kleinen Gast. Das Schäfchen wollte ihnen ganz deutlich etwas zeigen.

»Guten Morgen, Kalle«, sagte der Riese. »Was haben wir denn da für einen seltsamen Gast?«

»Ja, das ist wirklich eigenartig«, bestätigte Kalle. »Es hat mir mein Gesicht geschleckt. Und ich dachte erst, es wäre Balthasar.«

»Balthasar?«, fragte Handan. »Ist der auch hier?«

»Oh, nein«, antwortete der Bursche. »Ich hatte geträumt, ich läge daheim in meinem gemütlichen Bett. Und da kam Balthasar herein und schleckte mir durchs Gesicht. Als ich meine Augen öffnete, sah ich dann das Schäfchen vor mir.«

»Eine schöne Art geweckt zu werden«, meinte Handan.

»Findest Du?«, fragte Kalle. »Ich finde es eher eklig.«

»Aber das kleine Schäfchen sieht doch recht freundlich aus«, stellte der Riese fest, richtete sich auf und schaute sich erst einmal um.

»„Hat sich wohl verlaufen, das Kleine«, bemerkte Handan, der weit und breit kein weiteres Schaf sehen konnte. »Bist Du vielleicht die kleine Marie?«, fragte Kalle, der plötzlich so eine Ahnung bekam. Das kleine Schäfchen schien ihn zu verstehen und nickte ein paar Mal mit dem Kopf. Dann zupfte es den Burschen wieder an dessen Hosenbein, so als wolle die Kleine den beiden Abenteurern etwas zeigen.

Für Euch liebe Kinder wartet aber jetzt das Traumland auf Euch. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«