… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Treffpunkt Herde

»Seid Ihr bereit?«

Dann lasst uns schauen, wie es weiter ging mit unseren »getrennten« Helden. Aber zuerst müssen wir uns wieder bettfertig machen. Also …, wie immer, gut zudecken, schön kuscheln, Augen zu und spitzt Eure Ohren, denn jetzt begeben wir uns wieder zu diesem Felsen in der Wildnis …

»Kennst Du etwa dieses Schäfchen?«, fragte Handan seinen Freund.

Kalle überlegte noch, während das Schäfchen ihm immer wieder an seinem Hosenbein zupfte und ihn aufforderte, etwas zu tun. Nur was, das war hier die Frage.

»Nein«, antwortete Kalle. »Kennen, wäre wohl zu viel gesagt. Es ist eher eine Vermutung. Don Carlos hatte das Schäfchen Marie nach Hause gebracht, zurück zu seiner Herde. Ich kenne es also nur aus Erzählungen. Marie muss ein ganz besonders mutiges Schäfchen sein. Auf jeden Fall ein sehr ungewöhnliches Schäfchen, ganz wie dieses hier.«

»Aber was will es von Dir?«, fragte der Riese und kratzte sich verwundert an seinem Hinterkopf.

Das Schäfchen drehte sich plötzlich um und verschwand hinter dem großen Felsen. Kalle stand ratlos da und Handan saß noch immer an den Felsen gelehnt.

»Wollen wir ihm folgen?«, fragte der Riese.

»Wem?«, entgegnete Kalle.

»Na, dem Schäfchen«, sagte Handan. »Vielleicht will es uns ja etwas zeigen?«

Mit diesen Worten erhob sich der Riese von Wurzelbruck. Mit einem vorsichtigen Griff packte er den jungen Burschen und setzte ihn auf die starke und breite Schulter.

»Halt Dich gut fest«, sagte er noch, dann war er mit zwei drei Schritten um den Felsen herum.

Direkt vor ihnen rannte das kleine Schäfchen, das sich nur einmal kurz umblickte. Als es sah, dass die beiden ihm folgten, rannte es gleich noch schneller.

Unser Riese brauchte natürlich nicht zu rennen. Er musste eher aufpassen, dass er nicht zufällig auf das kleine Schaf trat.

»Vielleicht solltest Du auf Zehenspitzen gehen oder besser versuchen zu schleichen«, schlug Kalle vor. »Dann gibt es nicht so große Erschütterungen am Boden …«

»Das ist eine gute Idee«, stellte Handan fest und schlich nun auf Zehenspitzen hinter dem kleinen Schäfchen her.

Zwar gab es immer noch ein ganz leichtes Beben, aber das glich nun eher dem wohligen Schnurren einer Katze und erschreckte niemanden mehr in der Umgebung. Allerdings fand Handan es nach einiger Zeit schon etwas anstrengend, immer nur auf Zehenspitzen zu gehen.

Dennoch, die beiden folgten dem Schäfchen auf einem verschlungenen Pfad, vorbei an Büschen und Sträuchern und auch vereinzelten Felsen.

Kalle und Handan konnten bereits in der Ferne eine kleine Lichtung hinter einem Felsen erkennen. Das Schäfchen musste nur noch um den Felsen herum, dann eröffnete sich ein eigenartig anmutendes Bild. Inmitten der Lichtung, umgeben von Büschen und Felsen, bildeten unzählige Schafe einen Kreis. In diesem Kreis saß Don Carlos und erzählte voller Stolz von seinen Abenteuern. Die Schafe lauschten wie gebannt seiner Erzählung.

»… das Zweihorn, das vom Himmel stieg.« Als Handan mit Kalle auf seiner Schulter herankam, konnten sie gerade noch diese Worte aufschnappen.

Zu ihrer Überraschung beachtete niemand den Riesen und den jungen Burschen. Das kleine Schäfchen, es war tatsächlich unsere kleine Marie, betrat nun den Kreis und unterbrach den Adler vom hohen Berg.

»Darf ich vorstellen,« sagte Marie, »hinter Euch steht ein riesiger Riese mit einem jungen Burschen auf seiner Schulter!«

Jetzt fuhren die Schafe erschrocken herum und starrten in die Höhe. Dieser Riese war größer, als jeder Fels, den sie kannten und auf seiner Schulter saß ein freundlich aussehender junger Bursche.

Handan lächelte und hielt inne, schließlich wollte er die Schafe nicht erschrecken. Sanft half er seinem Freund, nach unten zu klettern.

»Oh je, oh je«, sagte Don Carlos, als nun auch Kalle den Kreis betrat. »Ich hatte Euch ganz vergessen! Entschuldigt bitte, aber die Schafe hier waren so neugierig und so musste ich einfach erzählen …«

Kalle war froh, dass Don Carlos nichts zugestoßen war, fragte aber vorsichtshalber noch einmal nach: »Bist Du verletzt? Ist alles in Ordnung?«

»Ja, schon, mir fehlt nichts«, erklärte Don Carlos, der sichtlich darüber erschüttert war, dass er seine Begleiter vergessen hatte.

»Danke, Marie«, sagte er deshalb. »Wenn Du nicht gewesen wärst …«

»… hätte ich flüstern müssen«, stellte Handan fest und lächelte. »Das sind also Eure Freunde.«

Der Riese von Wurzelbruck hatte es sich mittlerweile wieder auf den Boden bequem gemacht und an den Felsen gelehnt, um nicht ganz so groß zu erscheinen.

Durch das Halstuch von unserem Öseblöm konnten sich alle gut verständigen. »Seid willkommen in meiner Herde. Die Freunde meiner Freunde sind auch meine Freunde«, begrüßte der Anführer der Schafherde die neuen Besucher. – Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, dass sich nun alle viel zu erzählen hatten. Don Carlos war noch immer etwas betrübt. – »Setz Dich zu mir auf meine Schulter«, lud der Riese den Adler vom hohen Berg ein. »Dann lass uns überlegen, wie es weiter geht …«

Aber auf Euch liebe Kinder wartet jetzt, wie immer, das Traumland. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«