… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Ein hoher Berg

»Nun liebe Kinder, seid Ihr bereit?«

Dann sollten wir uns anschauen, wie es für unsere Freunde weiterging. Aber zuvor müsst Ihr Euch natürlich wieder schön zudecken. Gut kuscheln ist jetzt angesagt. Also schließt wieder Eure Augen, spitzt Eure Ohren und gebt gut acht, denn wir besuchen wieder die kleine Marie und ihre Herde …

Das war vielleicht eine Aufregung unter den Schafen. Selbst die Ältesten in der Herde konnten sich nicht erinnern, jemals so viel Besuch bekommen zu haben. Seit ihre kleine Marie im Zauberwald war, hatte sich das Leben der Herde sehr verändert, zumal sie jetzt unter dem Schutz von Don Carlos standen.

Der Adler vom hohen Berg hatte es sich auf Handans Schulter bequem gemacht.

»Und, habt Ihr auf dem Weg hierher noch irgendetwas über den Zwerg in Erfahrung bringen können?«

Handan runzelte seine Stirn: »Machst Du Witze?«, fragte er zurück. »Wir haben Dich gesucht, mein Freund. Immerhin warst Du plötzlich verschwunden!«

»Das tut mir wirklich leid«, entschuldigte sich Don Carlos noch einmal. »Mir fiel nur plötzlich ein, dass die Schafe sich vermutlich ganz schön erschrecken könnten, wenn sie Dich sehen. Außerdem war das Donnern Deiner Schritte nicht zu überhören. Die armen Schafe wären bestimmt alle davon gelaufen. Ich hatte mir daher gedacht, den Schafen von Euch zu erzählen, damit sie keine Angst bekommen.«

»Beim nächsten Mal sagst Du mir vorher Bescheid, wenn Du Dir etwas ausdenkst«, mahnte Handan.

»Ja, aber wie hätten wir uns bei den Schafen treffen können, wenn die sich vor lauter Angst alle versteckt hätten?«, Don Carlos wollte unbedingt recht behalten.

»Nun streitet Euch nicht«, mischte sich Kalle in das Gespräch.

»Wir streiten nicht«, murrte Handan. »Ich will nur, dass wir uns besser absprechen. Das ist alles.«

»Vielleicht sollten wir die Schafe einmal fragen, ob sie etwas über den Zwerg gehört haben«, schlug Kalle vor.

»Zwerg? Was für ein Zwerg?«, fragte Marie, die das Gespräch unserer Abenteurer mit angehört hatte.

Der Anführer der Schafherde hatte ebenfalls gut zugehört und dachte nach. Das tat er gründlich und nicht allzu schnell, wie immer.

Also berichtete Handan von seinem kleinen Freund und dass der verschwunden sei und wohl in großer Gefahr schweben würde.

Wäre Marie ein Mensch gewesen, so hätte sie sich jetzt nachdenklich am Kopf gekratzt. So aber stand sie bei den Abenteurern und schob ihren Kopf ganz dicht an Kalles Knie heran.

»Es tut mir sehr leid, aber ich habe noch nie von einem Zwerg gehört«, sagte sie schließlich.

»Ich schon«, warf nun der alte Bock in die Runde.

Mit einem Schlag wurde es ganz still und alles starrte auf den Anführer der Schafherde.

»Du kennst unseren Zwerg?«, rief Kalle.

»Nein«, antwortete der Herdenführer. »Ich kenne überhaupt keinen Zwerg, weder Euren noch sonst einen Zwerg.«

»Aber Du hast doch gerade gesagt, dass Du unseren Zwerg kennst!«, murrte Kalle, der irgendwie nicht verstehen wollte.

»Vielleicht solltet Ihr besser zuhören und nicht so schnell denken«, mahnte der alte Bock. »Ich sagte, dass ich schon von einem Zwerg gehört habe. Nicht mehr und nicht weniger.«

»Und wo hast Du von dem Zwerg gehört?«, wollte nun Don Carlos wissen.

»Das ist nicht wichtig«, antwortete der Herdenführer.

»Wieso ist es nicht wichtig, was Du über den Zwerg gehört hast?«, Kalle wurde jetzt richtig ärgerlich.

»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete der Bock. »Noch einmal, junger Freund. Hör besser zu und achte auf Deine und meine Worte! Für Euch ist es nicht wichtig, WO ich etwas über den Zwerg hörte. Hast Du das verstanden?«

Kalle nickte nur still. Er wollte ab jetzt nichts mehr sagen.

»Was hast Du über den Zwerg gehört?«, fragte nun Handan, der die ganze Zeit über aufmerksam dem Gespräch gefolgt war.

»Ich hörte von einem Zwerg, der jenseits des hohen Berges in einer Falle stecken würde.« Der Bock sprach langsam und bedächtig.

»Jenseits des hohen Berges …«, wiederholte der Riese. »Dann haben wir ein Problem!«

»Das sehe ich auch so«, sagte Don Carlos. »Der Berg ist viel zu hoch für Euch. Da bleibt Euch nur ein Weg. Ihr müsst drum herum laufen!«

»Wie lange wird das dauern?«, fragte die kleine Marie, die mit einem Mal nicht mehr daran glaubte, den Abenteurern helfen zu können.

Handan blickte abschätzend auf seine Wanderstiefel: »Nun, mit meinen Stiefeln …«

»… wirst Du wenigstens fünf ganze Tage unterwegs sein, nur um auf die andere Seite zu kommen«, stellte Don Carlos nüchtern fest. »Das Gebirge ist einfach zu groß.« – »Es gibt noch einen anderen Weg«, sagte da der Anführer der Schafherde. »Es ist ein alter, geheimer Weg, der für viele schon längst in Vergessenheit geraten ist …«

Tja, für Euch liebe Kinder ist es jetzt wieder Zeit … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«