… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Verborgener Eingang

»Seid Ihr wieder bereit für die nächste Geschichte?«

Dann lasst uns sogleich beginnen. Aber zuerst müsst Ihr natürlich wieder in Euer Bett. Bitte schön zudecken, gut kuscheln und die Augen schließen. Wenn Ihr jetzt noch Eure Ohren weit aufsperrt, können wir sehen, wie es mit unseren Abenteurern weiter ging …

Don Carlos wollte einfach nicht länger warten!

Mit kräftigen Flügelschlägen gewann er rasch an Höhe. »Diese Höhle müsste doch einfach zu finden sein«, dachte er sich. Er hatte bislang ja noch nie danach gesucht. Da war es doch nicht wirklich verwunderlich, dass er die Höhle noch nicht gefunden hatte.

»Wie sollte man etwas finden, nachdem man nicht sucht?« Mit solchen Gedanken ging er in einen Gleitflug über und ließ sich von der aufsteigenden warmen Luft in die Höhe tragen.

Während er seine Kreise zog, bemerkte er, dass sich unten am Boden Handan und Kalle auf den Weg machten.

»Wie lange sie wohl brauchen werden, um auf die andere Seite des hohen Berges zu kommen?«, überlegte der Adler und sah plötzlich aus den Augenwinkeln, wie sich ein kleines Schaf aus der Herde löste und seinen Freunden folgte.

»Marie!«, rief Don Carlos. »Was machst Du nur?«

Aber der Adler vom hohen Berg war schon viel zu hoch, als dass die kleine Marie ihn noch hätte hören können …

Die kleine Marie hatte natürlich keine Chance, den Riesen von Wurzelbruck einzuholen. Der donnerte mit seinen Riesenschritten auf den Rand des mächtigen Gebirges zu.

Als Don Carlos die Berggipfel erreichte, konnte er gerade noch erkennen, wie Handan und sein Freund Kalle vor einer kleinen Baumgruppe zum Stehen kamen. Sie schienen nach irgendetwas zu suchen. Dann waren sie mit einem Mal verschwunden.

»Ah,« dachte sich Don Carlos. »sie haben den Eingang zur Höhle gefunden. Dann werde ich an genau dieser Stelle den hohen Berg überqueren und auf der anderen Seite unten nach dem Ausgang suchen.«

»Oder ist das auch ein Eingang?« Der Adler schüttelte seinen Kopf über solche Gedanken.

»Ausgang, Eingang«, dachte er sich. »Wenn ich dadurch hineingehe, ist es ein Eingang, und wenn ich dadurch herauskomme, so ist es ein Ausgang. Ich muss also den Eingang suchen und Kalle und Handan müssen den Ausgang suchen – oder umgekehrt?«

Don Carlos war nicht so gut im Denken, aber sein Herz sagte ihm, dass sie sich beeilen mussten, wenn sie dem Zwerg noch rechtzeitig helfen wollten. Daher ließ er sich jetzt von einem kräftigen Windstoß über die Wipfel des hohen Berges tragen und ging sofort danach in einen mächtigen Sturzflug über.

Seine Flügel eng an seinen Körper angelegt, schoss er wie ein Pfeil in Richtung Boden. Rasend schnell raste der Adler nach unten. Als er die Höhe der ersten Baumwipfel erreichte, breitete Don Carlos seine Flügel aus und bremste im letzten Augenblick seinen Sturzflug ab, bevor er wie ein Stein auf den Boden gefallen wäre. Unter ihm huschten ein paar Hasen aus ihrer Deckung hervor und sprangen in einem schnellen Zickzack-Kurs davon.

Offensichtlich dachten sie, der Adler vom hohen Berg sei auf der Jagd …

Don Carlos aber beachtete die Hasen nicht weiter. Er landete kurz auf einem der Bäume und schaute sich kurz um.

»Drei große Bäume und viele Büsche an der Felswand«, dachte er. »Die müssten doch leicht zu sehen sein …«

Don Carlos breitete wieder seine Flügel aus und startete erneut in die Lüfte. In nicht allzu großer Höhe zog er seine Kreise und suchte nach dem verborgenen Eingang zur vergessenen Höhle. Dann entschied er sich dazu, direkt an der Felswand entlang zu fliegen.

»Hatte sich der alte Bock etwa geirrt?«, fragte sich Don Carlos.

»Dann steckten Handan und sein junger Freund jetzt in einer Sackgasse.«

Don Carlos flog eine ganze Weile die Felswand ab, aber er konnte nirgends drei Bäume entdecken, die beieinander standen und einen Eingang bewachten.

»Was sollte das überhaupt heißen: bewachen?«, fragte sich der Adler. »Seit wann bewachen Bäume etwas? Die können doch nicht laufen, und sich bewegen, oder?«

Don Carlos kehrte wieder um und flog den langen Weg an der Felswand entlang zurück. Vielleicht hatte er etwas übersehen? Aber weit und breit war auch kein Gebüsch zu sehen, das einen Eingang verdeckte, der dreimal so groß war, wie der Riese aus Wurzelbruck.

Don Carlos war nun in echter Sorge. Sie wollten einen Zwerg retten, dessen Namen niemand kannte, und jetzt steckten sie selbst in Schwierigkeiten.

»Nur gut, dass ich nicht mit in diese Höhle bin«, dachte sich Don Carlos. „So kann ich wenigstens noch nach Hilfe Ausschau halten. Es muss doch jemanden geben, der auch auf dieser Seite des hohen Berges den verborgenen Eingang zu dieser Höhle kennt.

Da kam dem Adler vom hohen Berg eine Idee! Schließlich war er seit Kurzem nicht mehr allein auf der Welt. Seit seinem Abenteuer mit Herrn Öseblöm hatte er viele gute Freunde gefunden. Und dank des Halstuches … konnte er sich sogar mit Fremden verständigen. Don Carlos stieg weiter in die Höhe und bog ab in Richtung Bärenwald. Vielleicht konnte seine neue Freundin Betty ihm helfen. Das kleine Eichhörnchen war mutig und hatte ein großes Herz …

Tja, liebe Kinder, für Euch wird es jetzt langsam wieder Zeit, denn das Traumland wartet auf Euch.

Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«