… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Wo ist Karun?

»Seid Ihr bereit für die nächste Geschichte?«

Dann lasst uns eintauchen in das Abenteuer von Öseblöm und seinen Freunden. Also, zuerst heißt es wieder … gut zudecken, gemütlich kuscheln, macht jetzt Eure Augen ganz fest zu, damit wir sehen können, wie es unseren Freunden im Zauberwald erging. Ach ja, und Eure Ohren solltet Ihr immer offen halten …

Der neugierige Baum hatte unseren Öseblöm gehört und richtete sich sogleich wieder auf, sodass seine Baumkrone im dichten Grün seiner Baumfamilie verschwand. Herr Öseblöm jedoch blieb stehen und baute sich vor dem noch jungen Baum auf.

»Guten Tag, verehrter Baum«, begrüßte Öseblöm die noch junge Buche. »Mein Name ist Vinidi Öseblöm, von Öseblömhausen, Öseblöm. Bei meinem letzten Besuch in diesem Wald habe ich meinen Hut verloren. Wie ich sehe, ward Ihr so freundlich und habt auf meinen Hut gut aufgepasst. Hättet Ihr jetzt wohl die Güte, mir nun meinen Hut zurückzugeben?«

Auf dem Stamm der Buche erschien ein freundliches Gesicht. Dabei tat der Baum sehr erstaunt: »Hut, mein Herr? Was für ein Hut? Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«

Mit einem seiner Äste griff der Baum nach dem Hut und versteckte ihn hinter seinem Rücken. Mit unschuldiger Miene blickte er unserem Helden in die Augen.

Öseblöm lächelte. »Na, Ihr wisst schon. Der Hut, der sich hinter Eurem Rücken in den Ästen verwickelt hat.«

»Hinter meinem Rücken?«, fragte der Baum und schaute sich erschrocken um. Dabei setzte er mit seinen Ästen den Hut abermals auf seine Spitze, die er schnell wieder im dichten Grün der anderen Bäume versteckte.

»Du bist ein schlechter Schauspieler«, knurrte Amira vom Rand der Lichtung herüber. »Und außerdem bist Du ein Dieb. Ein kleiner, grünblättriger Dieb!«

Die junge Buche zitterte ein wenig und ihr Gesicht sah nun ganz traurig aus.

»Ich möchte nicht wissen, was der Herr des Waldes dazu sagt, wenn er davon erfährt …«

Damit hatte Amira einen wunden Punkt berührt.  Die junge Buche verneigte sich und legte unserem Öseblöm seinen grünen Jägerhut vor die Füße.

»Entschuldigung«, bat der Baum um Verzeihung. »Hier ist Ihr Hut, mein Herr. Er hat mir sooo gut gefallen.«

»Danke,« sagte Öseblöm, »vielen Dank. Dieser Hut ist etwas ganz Besonderes für mich, weißt Du? Er ist ein Geschenk meiner Eltern …«

»Deine Eltern«, wiederholte die Buche und fügte gedankenversunken hinzu: »Ja, ich hörte davon …«

»Du hast etwas von meinen Eltern gehört?«, fragte Öseblöm überrascht.

»Ja, man hört viel, wenn man so einen Hut trägt, weißt Du«, antwortete der Baum. »Aber ich darf ihn ja nicht behalten.«

»Was hast Du von meinen Eltern gehört?«, wollte Öseblöm wissen.

»Sie waren hier«, antwortete der Baum.

»Meine Eltern waren hier?«, fragte Öseblöm und konnte seine Aufregung kaum noch verbergen. »Hier in diesem Wald?«

Der Baum nickte mit seinem … Kopf. Zumindest sah das so aus. Sein Gesicht auf dem Stamm blickte etwas trübe, als er hinzufügte: »Aber das ist schon lange her, schon sehr lange.«

»Und wo sind sie jetzt?«, fragte Öseblöm.

»Da müsst Ihr Karun fragen«, antwortete der Baum. »Zu dem wolltet Ihr doch, oder?«

»Und wo ist Karun?«, wollte Öseblöm wissen. Er zögerte ein wenig: »Seid Ihr etwa Karun?«

»Nein«, der Baum schüttelte seinen Kopf, der sich auf dem Stamm immer deutlicher abzeichnete. »Ich wünschte, ich wäre es. Aber ich bin auch froh, dass ich es nicht bin. Geht einfach zum Eingang des Waldes zurück und fragt dort nach …«

Der Baum blickte ganz traurig.

»Was ist mit Dir, junger Baum?«, fragte Öseblöm, dem der traurige Blick nicht entgangen war.

»Könnt Ihr mir den Hut nicht schenken?«, fragte die Buche. »Wisst Ihr, seitdem ich den Hut tragen durfte, konnte ich auf einmal alle verstehen. Ich konnte mit den Tieren des Waldes sprechen und mit Menschen, wenn sie uns ab und zu besuchten. Ich verstand alle und ich wurde verstanden. Und so konnte ich plötzlich vermitteln zwischen den Tieren und Bäumen und auch den Menschen … Es war einfach schön. Und so passend, für einen Zauberwald …«

Es sprudelte nur so aus dem Baum heraus. Unser Öseblöm überlegte einen kurzen Moment. Dann lächelte er, nahm seinen Hut und reichte ihn der jungen Buche.

»Dann soll der Hut ab jetzt Dir gehören«, sagte er. »Aber nur unter einer Bedingung!«

»Und die wäre?«, fragte der Baum. –  »Von nun an sind wir Freunde«, antwortete Öseblöm. Damit gab er Amira das Zeichen zum Gehen. Sie mussten jetzt unbedingt Karun finden. Der Baum aber setzte sich den Hut wieder auf und rief: »Ein Baum mit Hut ist auch ganz gut.« – Öseblöm lachte, als er dies hörte und sogar unsere Amira schien ein wenig zu lächeln. Während des Rückwegs hörten sie noch lange die junge Buche … »Baum mit Hut –  Ein Baum mit Hut, ist supergut!«

Für uns ist es jetzt aber wieder Zeit, denn das Traumland wartet bereits. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«