… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Einsame Marie

»Es ist wieder soweit, seid Ihr auch schon bereit?«

Dann wird es Zeit, dass wir eintauchen in unsere große Geschichte. Herr Öseblöm und seine Freundin Amira warten schon auf uns. Also, begebt Euch jetzt in Euer Bett, deckt Euch gut zu, schließt wieder die Augen und spitzt Eure Ohren, damit Euch auch nichts entgeht, von den spannenden Ereignissen dieses Abenteuers …

»Du hast recht, Amira,« sagte Öseblöm, »hier kommen wir nicht mehr weiter. Wir sollten die Schafe besuchen. Und ich hoffe sehr, dass Kalle, Handan und Don Carlos dort warten. Schließlich hatten wir uns dort verabredet.«

Unser Öseblöm kletterte wieder auf den Rücken seiner Freundin, dann starteten sie.

»Jetzt hast Du zwar Deine Wanderstiefel zurück, aber nicht Deinen Hut«, stellte Amira fest.

»Ein Baum mit Hut ist auch ganz gut«, antwortete Öseblöm mit einem Lachen. »Ich bin sicher, es wird sich ein neuer Hut finden.«

Mit ihren kräftigen Flügelschlägen gewann Amira rasch an Höhe und schon bald verschwand der Zauberwald am Horizont. Unter ihnen zog die Landschaft dahin und der Wind blies Öseblöm kräftig ins Gesicht.

»Könnte es sein, dass der Baum wirklich von Handan gesprochen hat?«, fragte Amira, die sich so ihre Gedanken machte.

»Ich hoffe nicht«, entgegnete Öseblöm. »Aber kennst Du einen Zwerg, der größer ist als der Baum vom Zauberwald?«

»Ich kenne nur einen Riesen, so wie ich nur einen Zwerg kenne«, sagte Amira. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen erhöhte sie ihre Reisegeschwindigkeit. Tief in Gedanken versunken schwiegen unsere Freunde und flogen weiter Richtung Süden, der Sonne entgegen. Ihre Sorgen waren berechtigt.

Öseblöm dachte aber auch daran, dass seine Eltern vor einiger Zeit im Zauberwald gewesen sind.

Es verging eine ganze Weile, bis sie endlich am Horizont die Schafherde entdeckten.

»Beeil Dich«, drängte Öseblöm.

»Wenn Du absteigen würdest, wäre ich noch schneller«, murrte Amira zurück. »Ich fliege schon so schnell ich kann.«

Langsam erschien die Herde größer und Amira ging in einen Sinkflug über. Tatsächlich nahm sie auf ihren Freund große Rücksicht, denn bei einem steilen Sturzflug hätte sich selbst unser Öseblöm kaum noch festhalten können.

So erreichten unsere Freunde die Schafherde, die sie seit ihrem ersten Besuch auf der Suche nach Pepe nicht mehr gesehen hatte.

Wieder landete Amira auf einem kleinen Felsen ganz in der Nähe, schließlich sollten sich die Schafe nicht erschrecken. Aber die hatten sich durch die vielen Besuche von Don Carlos und der Begegnung mit Kalle und dem Riesen langsam an außergewöhnliche Freunde gewöhnt. Die meisten schauten nicht einmal mehr auf, als sich die Adlerdame mit Öseblöm näherte, bis auf Erik, den alten Bock und Chef der ganzen Herde. Der blickte hoch und erkannte Herrn Öseblöm.

Tatsächlich empfand der Herdenführer so etwas wie Freude darüber, Vinidi Öseblöm wiederzusehen.

»Es ist gut, dass Ihr gekommen seid«, begrüßte Erik unseren Wanderer, der sofort nach der Landung mit einem großen Satz auf den Boden gesprungen war und zur Herde gelaufen kam. Diesmal folgte ihm Amira, denn sie hatte schon im Anflug erkannt, dass weder Don Carlos, noch Kalle oder Handan bei der Herde waren. »Also steckt Handan in einem Berg fest!«, dachte Amira. »Und wo ist dann Kalle? Konnte der ihm nicht helfen?«

»Hallo, mein Freund«, rief Öseblöm, der sich auch freute, den Herdenführer wiederzusehen.

»Hattet Ihr zufällig vor kurzem Besuch von meinen Freunden?«

»Wir hatten hier sehr viel Besuch in letzter Zeit«, antwortete Erik. »Hier scheinen viele ein und aus zu gehen, …« und nach einer Pause für einen Gedanken, »… als wären wir eine Bahnstation.«

»Bitte verzeih, dass wir Eure Ruhe gestört haben«, entschuldigte sich Öseblöm. »Aber Eure große Herde schien uns ein guter Treffpunkt und ehrlich gesagt, freute ich mich schon darauf, Euch wiederzusehen.«

Der Bock fühlte sich geschmeichelt und es ging ihm ja ebenso. »Auch ich freue mich, Euch zu sehen«, antwortete er.

»Wo ist Marie?«, fragte Öseblöm, der sich schon nach der Kleinen umgeschaut hatte.

»Sie ist fort«, antwortete der Bock, der sich bemühte, etwas schneller zu sein, mit seinen Antworten.

»Und Don Carlos?«, fragte nun Amira, die mittlerweile neben den beiden stand. – »Der ist auch fort«, antwortete Erik. – »Und Kalle und Handan?«, fragte Öseblöm. Erik brauchte einen Moment. »Ihr meint den Riesen und den jungen Burschen?«

»Genau«, bestätigte Öseblöm. – »Die sind auch fort«, antwortete der Bock. »Aber sie sind nicht zusammen!«, fügte er hinzu und freute sich, dass er diesmal etwas schneller war. Jetzt berichtete er unseren Abenteurern, was passiert war. »Und dann ist Marie ihnen einfach gefolgt, ohne auf mich zu hören. Dabei kann sie den Riesen doch gar nicht einholen. Unsere Marie will immer nur helfen. Und jetzt ist sie ganz allein da draußen, in der Einsamkeit!« – »Dann werden wir der kleinen Marie wohl wieder helfen müssen«, sagte Öseblöm. Damit verabschiedete er sich von dem Herdenführer. »Und sollte Don Carlos hier auftauchen, dann sag ihm bitte, er soll sich nicht von der Stelle rühren, bis wir wieder hier sind.« Damit starteten Amira und Öseblöm zur großen Höhle …

Für Euch liebe Kinder hat das Traumland jetzt seine Tore geöffnet. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«