… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Ein kleines Licht

»Habt Ihr auch Zeit? Es ist soweit …«

Kalle und Handan warten in dem dunklen Berg auf uns. Also geht jetzt bitte ganz schnell ins Bett. Deckt Euch wieder gut zu, schließt Eure Augen und macht Eure Ohren ganz weit auf, damit wir auch nichts verpassen. Ihr wisst ja, im Dunkeln kann man besser hören als sehen …

»Handan, … handan, andan, ndan, dan, an, n …«, Kalle stutzte. In dieser Höhle gab es ein gewaltiges Echo. »Bist Du hier?, … du ier, ier, ir, r …?«

»Kalle, … alle, lle, le, e …?«, auch der Riese von Wurzelbruck staunte über das Echo. »Wo bist Du? … is du, sdu, du, u …?«

»Na ich bin vor Dir, … ordir, dir, ir, r …«, antwortete Kalle.

»Kannst Du etwas erkennen? … kennen, ennen, nen, en, n …?«, fragte Handan, der seine Hand nicht vor den Augen sehen konnte.

In der Höhle war es schwärzer als in dunkelster Nacht. Unsere beiden Freunde konnten wirklich nichts, aber auch gar nichts erkennen. Da sie sich auch noch umgedreht hatten, wussten sie jetzt nicht einmal, in welche Richtung sie gehen mussten, um wieder zum Eingang der Höhle zu kommen. Das Gebüsch war so dicht, dass kein einziger Lichtstrahl es durchdringen konnte. Wie eine massive Felswand hielt es den Höhleneingang verschlossen.

Handan versuchte, eine der Wände zu ertasten, aber er griff ins Leere. Kalle versuchte auch sein Glück, nahm sein Seil von der Schulter, hielt es an einem Ende fest und warf es so weit in die Dunkelheit, wie er es nur werfen konnte.

»Aua! … aua, ua, aa, a …«, rief Handan, den das Seil ins Gesicht traf.  »Was war das denn …? … as denn, denn, enn, en, n …«

»Das ist mein Seil, … eil, eil, il, l …«, antwortete Kalle. Das Echo hallte von allen Seiten zurück, sodass unsere Freunde nur schwer erkennen konnten, woher die Stimme eigentlich kam.

»Eine gute Idee, … dee, de, e, e …«, antwortete Handan.

Kalle versuchte, sich möglichst nicht zu bewegen, um die Richtung nicht zu verändern. Langsam zog er das Seil wieder ein. Dann hielt er es abermals an einem Ende ganz fest und warf es erneut in die gleiche Richtung, wie zuvor.

Dabei gab er seinem Freund ein Zeichen: »Fang, … ang, ang, ng, n …«

Handan hielt diesmal schützend seine Hände vor das Gesicht. Kaum dass er die erste Berührung spürte, griff er beherzt zu.

»Ich hab es! … ab es, es, es, s …«, rief er und hielt das Seil an seinem Ende fest.

Nun tasteten sich unsere Freunde Schritt für Schritt am Seil entlang voran, bis sie ganz dicht beieinanderstanden.

»Da bist Du ja, mein Freund«, flüsterte Handan, dem das Echo ein wenig auf die Nerven ging.

Auch Kalle war erleichtert, endlich seinen Freund wieder fühlen zu können. Sehen konnten sie immer noch nichts.

»So muss sich wohl ein Blinder fühlen«, meinte Kalle. Das Seil hatte er mittlerweile wieder um seine Schulter gehängt.

Plötzlich blinkte etwas in der Dunkelheit. Handan starrte in das unheimliche Schwarz. Da, wieder, ein winzig kleines Licht. Der Riese rieb sich seine Augen. Aber das winzige Licht tanzte weiter vor seinem Gesicht.

»Pst«, sagte Handan und gab damit seinem Freund ein Zeichen, ganz still zu sein.

Kalle hatte das Licht noch nicht gesehen, verhielt sich aber mucksmäuschenstill.

Der Riese folgte dem schnellen Tanz dieses kleinen leuchtenden Punktes, der schließlich direkt auf seiner großen Nase landete. Handan schlug zu.

»Aua! … aua, ua, aa, a …«, schrie Handan, der nun seine Nase mit der Hand fest umschlungen hielt. Den Leuchtpunkt hatte er nicht erwischt.

»Was ist passiert?«, fragte Kalle leise.

»Ich habe mir auf meine Nase gehauen«, antwortete der Riese von Wurzelbruck.

»Pst«, sagte jetzt Kalle, der gerade den kleinen Leuchtpunkt entdeckte. Dieser tanzte jetzt vor Kalles Gesicht auf und nieder. Auch Kalle rieb sich seine Augen und starrte in die Dunkelheit. Dabei folgte er dem winzigen Lichtpunkt, bis dieser schließlich auch auf Kalles Nase landete …

Unser Kalle schlug erschrocken zu.

»Aua! … aua, ua, aa, a …«, schrie nun er auf.

»Was ist passiert?«, fragte Handan.

»Ich habe mir auf meine Nase gehauen«, antwortete der junge Bursche und hielt sich seine Nase fest, als könnte er sie gleich verlieren.

Das kleine Licht aber tanzte nun vor unseren Freunden auf und nieder und summte vor sich hin. »Folgt mir«, rief es ganz leise, fast unhörbar. »Folgt mir …« Kalle hielt sich am Hosenbein seines Freundes fest. Auch Handan hatte es gehört. »Dann los«, sagte er und setzte sich ganz langsam in Bewegung.

Für Euch liebe Kinder ist es jetzt aber Zeit, zur Ruhe zu kommen, denn das Traumland wartet auf Euch. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«