… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Die Falle

»Seid Ihr bereit? Es ist soweit.«

Lasst uns den Tag beschließen mit einer schönen Gutenachtgeschichte. Unsere Freunde sind alle zusammen jenseits des hohen Berges und wollen sich gerade auf den Weg machen … Also schlüpft ganz schnell unter Eure Decke, schließt wieder die Augen und spitzt Eure Ohren, denn jetzt geht es los.

Als Öseblöm bei seinen Freunden stand, hatte sich das geheimnisvolle Lichttor längst geschlossen. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, was sich hinter der massiven Felswand verbarg.

Die Freunde verständigten sich kurz und Öseblöm erfuhr, dass die kleine Betty möglicherweise wusste, wo der Zwerg zu finden war.

»Dann lasst uns aufbrechen«, schlug Öseblöm vor. »Wir sind hier nicht zum Picknick verabredet.«

»Ganz meine Rede, mein Freund«, stimmte Amira mit ein.

»Apropos Rede«, fiel es unserem Wanderer wieder ein. »Meine Schnur bitte.«

Öseblöm streckte seiner Freundin die geöffnete Hand entgegen. Amira wusste sofort, auf was Öseblöm da ansprach, und hob brav ihren linken Fuß.

»Und hast Du es gebraucht?«, wollte Öseblöm wissen.

»Selbstverständlich«, antwortete Amira. »Schafe haben nicht so gute Augen, wie Adler. Ich musste mit Engelszungen reden, damit sie aus ihren Verstecken wieder herauskamen. Na ja, vielleicht bin ich auch etwas zu schnell herangeschossen. Aber es ist alles in Ordnung und die kleine Marie ist in Sicherheit.«

Kalle war froh, seinen Freund Öseblöm zu sehen. Jetzt wusste er, dass nichts mehr passieren konnte. Deshalb kletterte er auf die Schulter des Riesen. Der half ihm noch mit einem kleinen Stups, dann richtete er sich zu seiner vollen Höhe auf. Betty saß bereits auf dem Rücken von Don Carlos und Öseblöm machte sich auch startklar.

»So lasst uns jetzt unserem Freund DALIN helfen!«, rief Öseblöm. »Ein schöner Name, findet Ihr nicht auch?«

Damit starteten die Gefährten. Don Carlos voraus, denn Betty zeigte den Weg. Amira folgte ihnen mit Öseblöm. Der Riese Handan hingegen wartete noch einen Moment, um zu sehen, wohin die Reise gehen sollte. Dann setzte auch er sich in Bewegung. Das Donnern seiner Riesenschritte eilte ihnen voraus und, das war wenig überraschend, mit seinen Wanderstiefeln war er ebenso schnell wie Don Carlos und Amira.

Unsere Freunde flogen in großer Eile, immer dicht gefolgt von Kalle und Handan. Sie zogen westwärts, durch eine Landschaft, die noch keiner von ihnen zuvor gesehen hatte. Fremdartige Pflanzen standen neben vertrauten Büschen. Immer wieder tauchten kleine Baumgruppen auf. Irgendwelche Tiere waren nicht zu sehen, doch das lag vermutlich am Donnergrollen, das dem Riesen mit seinen mächtigen Schritten vorauseilte.

Ein starker Reisewind fegte der kleinen Betty um die Ohren. Plötzlich wurde sie nervös. Sie räusperte sich und tippte dem Adler vom hohen Berg leicht auf den Hinterkopf.

»Flieg bitte tiefer, Don Carlos!«, rief sie. Aber der Wind pfiff so laut, dass Don Carlos sie überhaupt nicht verstand. Und den Stups auf den Hinterkopf bemerkte er auch nicht. Genaugenommen deutete er das falsch.

»Wir müssen unbedingt tiefer!«, rief Betty wieder. »Und vor allem müssen wir schneller sein als der Riese.«

Unser Öseblöm hatte seine Augen überall. Auf der einen Seite folgte er Don Carlos, auf der anderen Seite hielt er seinen Freund Kalle im Blick, der sich nur mit großer Not festhalten konnte. Die Reisegeschwindigkeit war hoch, sehr hoch sogar, selbst für unseren Öseblöm.

In der Ferne am Horizont tauchte ein einzelner knorriger alter Baum auf, mitten in der flachen Ebene. Genau darauf eilten unsere Freunde jetzt zu.

Auf einmal erfasste auch unseren Öseblöm eine Nervosität. Irgendetwas stimmte nicht. Nur was? Es war nichts zu sehen. Die Landschaft unter ihnen sah friedlich aus. Gefährliche Tiere hielten sich fern und alles wirkte ruhig. Eine seltsame Stille lag über dem Land.

Doch auch unserem Öseblöm blies der Wind ins Gesicht.

»Oh je!«, rief Öseblöm. Allerdings konnte auch Amira ihn nicht hören.

Schlagartig erkannte er es als Erster. Der knochige alte Baum stand an einem großen, kreisrunden Loch. Kalle und Handan rasten auf ein tiefschwarzes Loch zu, dass in der flachen Ebene vom Boden aus nicht zu sehen war.

»Wir müssen tiefer und Handan warnen!«, rief Öseblöm, doch der Wind war einfach zu laut …

»Halt Dich fest!«, schrie Don Carlos, als er das schwarze Loch sah und die Gefahr erkannte. Sofort ging er in einen Sturzflug über. Amira folgte ihm, denn jetzt hatte auch sie die Gefahr verstanden.

»Sto …, Sto …«, rief Kalle nur, der kein ganzes Wort herausbrachte. Viel zu schnell raste Handan übers Land und unser Bursche krallte sich mit letzter Kraft fest. Kalle sah noch, wie die Adler immer tiefer kamen, in einem Sturzflug. Offenbar hatten sie etwas entdeckt. Handan sah es auch. Also mussten Sie sich beeilen, sonst wären die Adler ja nicht so schnell gewesen. – »Da vorn ist es!«, rief Handan und spornte seine Stiefel noch ein bisschen mehr an. Der knochige alte Baum erwies sich als riesig. Die Adler und der Riese erreichten ihn gleichzeitig. In diesem Augenblick erkannte auch Handan das tiefe Schwarz. Aber es war schon zu spät.

Für Euch liebe Kinder ist es nun auch schon spät, denn das Traumland wartet bereits auf Euch …

Darum heißt es jetzt:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«