… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Lavida erzählt

»Es ist wieder soweit, seid Ihr bereit?«

Dann lasst uns den Tag mit einer schönen Gutenachtgeschichte beschließen. Also bitte wie jeden Abend gut zudecken, machte es Euch so richtig gemütlich, schließt die Augen und spitzt Eure Ohren, denn jetzt begeben wir uns zu unseren Freunden auf die Veranda …

Lavida näherte sich mit gesenktem Kopf. Tief betrübt kehrte Kerims Tochter zum Haus der fünf Burschen zurück. Sie machte sich echt Sorgen und sehnte sich ihre Freunde herbei. Die waren aber schon voller Freude, denn Kalle hatte Handans Freundin schon erblickt.

Dem Riesen von Wurzelbruck wurde ganz leicht ums Herz, als er seine Lavida kommen sah.

»Lavida!«, rief er. »Wo warst Du nur?«

Jetzt schaute seine Freundin auf. Der Anblick ihrer Freunde zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie stürmte los und sprang mit einem Satz auf den Schoß des Riesen.

»Gott sei Dank!«, rief Lavida. »Jetzt wird alles gut.«

»Wo warst Du mein Schatz?«, fragte Handan. »Wir haben Dich überall gesucht.«

»Ich komme vom Bauern Rums und seiner Tochter Pimpi«, erklärte Lavida. »Aber der Bauer war nicht da und Pimpinelle konnte mir auch nicht helfen. Dabei haben wir überall gesucht, wisst Ihr?«

»Aber was um alles in der Welt ist denn überhaupt passiert?«, fragte Kalle, der sich immer größere Sorgen um seine Freunde machte. »Und wo sind die anderen?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Lavida.

»Wie, Du weißt es nicht?«, mischte sich Don Carlos ins Gespräch. »Das darf doch nicht wahr sein! Wir überstehen gefährlichste Abenteuer um den Zwerg zu retten und hier lösen sich alle in Luft auf, oder wie?«

»Ihr habt den Zwerg gerettet?«, fragte Lavida. »Wo habt Ihr ihn gefunden? Und wo ist er jetzt?«

»Dalin, der Zwerg heißt Dalin«, antwortete Öseblöm. »Er ist jetzt bei Freunden. Sobald er sich erholt hat, wird er zu uns kommen.«

»Er kommt hierher?«, wollte Lavida wissen. Obwohl sie mit dem Riesen von Wurzelbruck befreundet war, kannte sie den geheimnisvollen Zwerg bislang nur aus Erzählungen. Einmal wären sie sich fast begegnet, aber der Zwerg hielt sich lieber im Verborgenen und auch im Dorf hatte ihn niemals jemand zu Gesicht bekommen. Ja, die allermeisten wussten überhaupt nicht, dass es ihn gab.

»Ja«, entgegnete Öseblöm. »Unsere Freunde werden ihn hierher bringen. Doch jetzt wollen wir alle wissen, was hier passiert ist.«

Lavida kam nun auf die Veranda und setzte sich auf eine der Bänke. Die kleine Betty war auch wieder aufgetaucht und hüpfte ganz forsch auf ihren Schoß. Fast automatisch begann Kerims Tochter das kleine Eichhörnchen zu kraulen. Dann begann sie zu erzählen …

»Ich weiß nicht, was passiert ist«, sagte sie. »Jedenfalls nicht wirklich. Heute Morgen schien noch alles in Ordnung zu sein. Malle und Dralle sind wie immer zum Feld und Mallewutz und Balthasar sind zur Schule gegangen.«

»Und keiner von Ihnen ist nach Hause gekommen?«, unterbrach Kalle seinen Gast.

»Nein, äh, doch, na ja«, versuchte Lavida irgendwie weiter zu erzählen.

»Lass Lavida bitte aussprechen«, bat Öseblöm den jungen Burschen um Geduld. »Sonst erfahren wir nie, was hier geschehen ist.«

Lavida räusperte sich: »Was geschehen ist, weiß ich ja auch nicht. Ich war gerade dabei in der Küche aufzuräumen, als Mallewutz und Balthasar ins Haus gestürmt kamen. Sie warfen ihre Sachen einfach in ihre Zimmer, packten sich einen Stock und die Steinschleuder am Fensterbrett und rannten fort.«

»Ohne ein Wort zu sagen?«, fragte Kalle ganz ungläubig.

»Ja«, antwortete Lavida. »Sie bemerkten mich nicht einmal. Mallewutz schien unglaublich wütend.«

»Und Balthasar?«, wollte Öseblöm wissen.

»Dem stand die Zornesröte ins Gesicht geschrieben«, erinnerte sich Kerims Tochter.

»Was ist mit Malle und Dralle?«, wollte Amira wissen. »Sind die noch auf dem Feld?«

»Das weiß ich nicht«, gab Lavida zu. »Ich habe sie seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Ich bin auf jeden Fall zur Schule, um Mallewutz und Balthasar zu suchen. Aber die Schule war schon geschlossen und auf dem Schulhof war niemand zu sehen.«

»Und Malle und Dralle?«, fragte Kalle nun in die sich ausbreitende Stille.

»Ich weiß nicht, wo Euer Feld liegt«, erklärte Lavida. »Sonst hätte ich doch dort schon längst gesucht. So bin ich zum Bauern Rums, um dort Hilfe zu holen. Ich wusste ja nicht, dass Ihr so früh zurück seid.«

»Beim Rums war also niemand zu finden?«, stellte Kalle noch einmal fest. »So weit können sie doch aber nicht gekommen sein, oder?«

»Es wird gleich dunkel«, bemerkte Amira. »Ich glaube nicht, dass wir in der Nacht suchen werden.«

»Das brauchen wir auch nicht«, sagte Handan, der die ganze Zeit über aufmerksam zugehört hatte. »Seht mal da vorn.« Der Riese deutete auf den Weg, der zum Feld führte. Da kamen drei Burschen mit gesenktem Haupt langsam auf die Veranda zu …

Für Euch liebe Kinder ist es wieder soweit. Das Traumland wartet schon. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«