… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 115

Zweite Nachrichten

»Es ist wieder soweit. Ich hoffe sehr, Ihr seid bereit.«

Dann lasst uns nun gemeinsam zu unseren Freunden auf die Veranda gehen. Also jetzt, wie immer, bitte gut zudecken. Macht es Euch wieder so richtig gemütlich. Sobald Ihr Eure Augen geschlossen habt, können wir beginnen. Spitzt mal Eure Ohren …

»Im Zauberwald, soso. Können wir vielleicht auch erfahren, woher Du das weißt?«, fragte Don Carlos. Er hatte da so ein unbestimmtes Gefühl, dass da etwas nicht stimmen konnte.

»Es gab einen Zeugen«, erklärte Öseblöm. »Ein kleiner Junge namens Maximilian. Der hat alles mit angesehen und angehört.«

»Der hat mit angehört, dass unser Dralle in den Zauberwald wollte?«, fragte Lavida ganz ungläubig. Auch sie bekam erste Zweifel.

»Das nicht«, erklärte Öseblöm. »Aber er hat mit angehört, wie Kreszenz ihn aufforderte er solle endlich seinen Zauber nehmen und zurück in den Wald verschwinden. Das ist ja wohl eindeutig, oder?«

»Es ist aber ganz schön weit zum Zauberwald«, gab Don Carlos zu bedenken.

»Wie weit mag er wohl gekommen sein?«, fragte Betty. Das kleine Eichhörnchen machte sich richtig Sorgen, obwohl es Dralle noch nicht einmal kannte. Dann schaute sie zum Stand der Sonne. »Ob wir ihn bis heute Abend gefunden haben?«

»Wenn Amira und ich jetzt gleich starten, können wir es schaffen«, stellte unser Wanderer fest. »Wir sollten aber nicht mehr viel Zeit verlieren.«

»Wir müssen uns beeilen! Ich weiß, wo Dralle ist!«, ertönte eine Stimme. Es war Kalle, der völlig außer Atem die Stufen der Veranda erreichte.

Hätte Don Carlos Augenbrauen besessen, so wären die vermutlich in die Höhe gegangen. So aber ließ er nur ein paar Kopffedern aufrecht stehen und ähnelte damit ein wenig einem Kakadu.

»Ah, Kalle, schön, dass Du zurück bist«, sagte der Adler vom hohen Berg. »Ich nehme an, auch Du wirst uns gleich verraten, wo wir Dralle finden können.«

»Selbstverständlich«, antwortete Dralle. »Dralle ist im Wald.«

»Das wissen wir auch«, sagte Betty. »Aber in welchem? In meinem oder in Eurem Wald?«

Offensichtlich hatte Betty die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie Dralle in IHREM Wald finden könnten.

»In MEINEM Wald?«, fragte Kalle verblüfft. »Was meinst Du damit?«

Betty blieb hartnäckig und erklärte: »Entweder ist er in meinem Wald, hinter dem hohen Berg, oder aber er ist im Zauberwald, bei Karun …«

»Was für eine Frage«, sagte Kalle. »Dralle könnte niemals alleine den hohen Berg überwinden. Er ist im Zauberwald, bei Karun.«

»Und wie kommst Du zu dieser Erkenntnis?«, fragte Don Carlos, dem langsam Zweifel an den eigenen Zweifeln kamen.

»Ganz einfach«, erklärte Kalle. »Der Bürgermeister hat mich daran erinnert, dass er immer wollte, wir sollten aus »seinem« Dorf verschwinden. Ein Wald wäre der einzige Ort, der uns Schutz bieten könnte. Und der Zauberwald wäre sicher der beste Schutz weit und breit. Außerdem hattet Ihr vielleicht Dralles leuchtende Augen gesehen, als Öseblöm vom Zauberwald erzählte …?«

Kalle war sich sicher.

»Kein Zweifel«, sagte er. »Dralle ist im Zauberwald.«

»Oder auf dem Weg dorthin«, bemerkte Don Carlos von Neuem.

Ein leises Dröhnen ließ den Verandaboden vibrieren. Lavida entfuhr ein leises Lächeln.

»Sie kommen«, sagte sie.

Über den Dächern der umstehenden Häuser war schon Handans Kopf zu erkennen. Er bemühte sich sichtlich keine großen Erschütterungen zu verursachen, aber das ist als Riese natürlich nicht ganz so leicht. Auf seinen Schultern saßen wieder Mallewutz und Balthasar und Kreszenz junior, in dem eine große Wandlung vor sich ging.

»Wir wissen, wo Dralle ist!«, rief Balthasar schon von Weitem.

»Na dann ist es ja gut«, meinte Don Carlos. Der Adler vom hohen Berg hatte immer noch das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.

Kaum hatten unsere Vier die Veranda erreicht, machte es sich der Riese von Wurzelbruck wieder vor dem Burschenhaus gemütlich. Kreszenz und unsere Burschen sprangen herab und hockten sich zu unseren Freunden auf die Veranda.

»Ihr werdet uns jetzt sicher verraten, wo wir Dralle finden können«, forderte Don Carlos den kleinen Balthasar auf, die Freunde nicht länger auf die Folter zu spannen.

»Also, äh, ich weiß es natürlich nicht«, erklärte Balthasar. – »Wer ist dann wir?«, fragte Betty und schüttelte nur mit dem Kopf. – »Ich weiß es auch nicht«, gestand Mallewutz, fügte aber schnell hinzu: »Kreszenz weiß es!« – Alle blickten erwartungsvoll auf den Jungen, der mit seinem Tun erst dafür gesorgt hatte, dass Dralle verschwunden war. Kreszenz spürte die Blicke und wechselte verlegen von einem Fuß auf den anderen. Er hatte sich noch nicht gesetzt. Mit gesenktem Blick sagte er: »Dralle ist im Wald.«

Für Euch liebe Kinder ist es jetzt wieder soweit. Das Traumland wartet schon auf Euch und hat seine Tore weit geöffnet. Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«