Großer Abschied
»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?!«
Dann lasst uns den Tag beschließen mit einer weiteren Episode der Abenteuer unseres Herrn Öseblöm und seinen Freunden. Zuerst müsst Ihr natürlich wieder ins Bett …, dann heißt es, wie immer, gut zudecken und richtig schön kuscheln. Jetzt schließt bitte Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn auf der Veranda des Burschenhauses wird gerade das Frühstück bereitet …
Es war spät geworden, als unsere Helden schließlich ziemlich müde ins Bett gingen. Friedliche Ruhe lag über dem Haus, der Regenbogen war schon längst verblasst und die Sterne glitzerten wie eh und je. Unsere Freunde aber dachten noch lange über die großen Ereignisse nach, die sich mittlerweile zugetragen hatten.
Am nächsten Morgen stand unser Balthasar wieder mit den ersten Sonnenstrahlen auf der gemütlichen Veranda. Diesmal hatte Lavida verschlafen. Auch wenn sie nicht aktiv in die Abenteuer verstrickt war, die große Sorge um ihre Freunde war mindestens genauso anstrengend.
Während Balthasar schon einmal den Tisch deckte, steckte Kreszenz seinen Kopf zur Tür heraus.
»Guten Morgen«, sagte er und blinzelte mit den Augen.
Das warme Licht der Morgensonne tauchte die Veranda mit ihrer goldgelben Farbenpracht in ihr schönstes Kleid. Balthasar liebte dieses Licht und diesen frühen Augenblick des Tages.
»Einen wunderschönen Guten Morgen«, antwortete Balthasar. »Hast Du gut geschlafen?«
»Ich glaube, ich habe noch nie so gut geschlafen, wie in der letzten Nacht«, sagte Kreszenz. »Warte, ich helfe Dir gleich.«
Kreszenz verschwand kurz ins Bad für die Morgentoilette, dann ging er dem kleinen Balthasar zur Hand.
»Und wir sind wirklich Freunde?«, fragte er.
»Das ist doch viel schöner, als alles andere«, entgegnete Balthasar. »Findest Du nicht?«
»Doch, doch«, versicherte Kreszenz. »Aber ich hätte es mir bis vor Kurzem einfach nicht vorstellen können.«
»Ich glaube, das liegt an unserem Öseblöm«, vermutete Balthasar und erzählte seinem neuen Freund von ihrer ersten Begegnung mit dem fremden Wanderer.
Nach und nach kamen nun die anderen Gefährten dazu, steckten zuerst blinzelnd ihren Kopf zur Tür heraus, verschwanden kurz, um danach auf der gemütlichen Bank an dem langen Tisch Platz zu nehmen.
Heute war ausgerechnet Lavida die Letzte im Bunde. Als sie kurz zur Tür herausschaute, sahen alle ihr tränenverquollenes Gesicht.
»Was ist mit Dir?«, fragte Handan, der wieder vor der Veranda saß und mit besorgtem Blick in sein »Puppenhaus« schaute.
»Ach nichts«, sagte Lavida. »Ich brauche noch einen Moment.«
Dann verschwand sie wieder in ihr Zimmer. Den kleinen Balthasar ließ das aber keine Ruhe. Kurze Zeit später folgte er ihr und klopfte bedächtig an die Tür.
»Tok, Tok Tok«. »Ich bin es, Balthasar«, rief er. »Darf ich hereinkommen?«
Keine Antwort.
Langsam drückte Balthasar die Türklinke herunter und öffnete vorsichtig die Tür. Lavida lag auf ihrem Bett und kämpfte mit den Tränen.
»Was ist passiert?«, fragte Balthasar.
»Ach nichts«, antwortete Lavida.
»Und warum weinst Du dann?«, wollte der kleine Bursche wissen.
»Ich glaube, ich habe Heimweh«, schluchzte die Tochter aus Wurzelbruck.
Balthasar ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Aber er konnte die junge Frau nicht wirklich trösten.
»Jetzt frühstücken wir erst einmal«, schlug Balthasar vor.
Lavida nickte nur und ließ sich von dem Kleinen zur Veranda führen.
»Lavida hat Heimweh«, erklärte Balthasar seinen Freunden, als Lavida und er zur Tür herauskamen.
»Dann wird es Zeit für ein besonders kräftiges Frühstück«, meinte Handan und ergänzte nach einer kurzen Pause: »Und Proviant für die Reise sollten wir auch einpacken!«
Als Lavida das hörte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, gleichzeitig flossen erneut dicke Tränen. Der Abschied von ihren neuen Freunden fiel ihr ebenso schwer.
»Ich denke, für uns ist es ebenso Zeit, sich zu verabschieden«, erklärte Amira. Ohne mit Don Carlos darüber gesprochen zu haben, hatte sie einfach für ihren Freund mit entschieden.
Don Carlos nickte nur.
»Ich glaube auch, dass Betty langsam wieder zurück zu ihrer Familie sollte.«
»Wir werden uns sicher bald wiedersehen«, rief die kleine Betty, die sich auch nach ihren Freunden in IHREM Wald sehnte. – »Aber ich darf schon noch ein bisschen hier bleiben?«, fragte Dalin. Er saß bereits wieder in dem Schaukelstuhl und genoss die warmen Sonnenstrahlen. »Aber natürlich, mein Freund«, sagte Öseblöm. »Du musst erst einmal wieder ganz gesund werden.«
Für Euch liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«