… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Große Aufregung

»Seid Ihr soweit? Die nächste Geschichte steht bereit!«

Euer Bett wartet schon auf Euch. Das Traumland hat auch schon seine Pforten geöffnet und jetzt wollen wir uns mit einer schönen Gutenachtgeschichte einstimmen auf ein großes Abenteuer, das da draußen auf uns wartet. Schließt also Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn wir reisen wieder zur gemütlichen Veranda unserer Freunde …

»Was war das für eine Antwort?«, fragte Balthasar.

Gebannte Stille herrschte auf der Veranda. Eine Antwort, die unseren Öseblöm erbeben ließ … Das konnte sich beim besten Willen keiner der Burschen vorstellen. Nur Dalins Augenbrauen zuckten leicht und zeigten, dass sich der Zwerg aufmerksam dem Gespräch folgte.

»Genau«, stimmte Mallewutz mit ein. »Was war das für eine Antwort, die Dich erbeben ließ?«

Öseblöms Blick glitt ein wenig in die Ferne, so als ob er am Horizont seine Erinnerung besser sehen könnte.

»Zunächst ertönte wieder dieses geheimnisvolle Wispern«, fuhr Öseblöm mit seiner Erzählung fort. »Er ist da, er ist gekommen, endlich ist er da, es wird alles gut.« »Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, dass ich darüber sehr verwundert war. Also stellte ich mich, höflich, wie ich bin, erst einmal vor.« »Einen wunderschönen guten Tag«, sagte ich. »Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Öseblöm …«

»… von Öseblömhausen, Öseblöm«, ergänzte der Flüsterer und lächelte. »Ich weiß, mein Freund, Dein Kommen wurde uns bereits angekündigt.«

»Ich war ziemlich verblüfft und ahnte noch nicht, wie das möglich war. »Wer hat mein Kommen angekündigt?«, fragte ich deshalb und war innerlich auf alles eingerichtet.«

»Arjan und Kaira Öseblöm …, Deine Eltern!«, antwortete der Flüsterer und seine Antwort traf mich wie ein Donnerschlag.«

»Deine Eltern waren in dem Wald?!«, rief Balthasar voller Aufregung.

Jetzt riefen alle durcheinander und man verstand sein eigenes Wort nicht mehr.

»Ich sehe,« rief Öseblöm mit erhobener Stimme, »dass Ihr meine Aufregung teilen könnt.«

Langsam beruhigten sich die Burschen.

Mallewutz sprang auf: »Ich hole uns noch etwas zu trinken!«

Damit verschwand der junge Bursche kurz ins Haus, um wenig später mit Nachschub von der leckeren Limonade zurückzukommen. Selbst Dalin war plötzlich aufgestanden und gesellte sich zu unserem Wanderer. Er legte seine Hand auf Öseblöms Schultern und sagte: »Alles wird gut. Du wirst Deine Eltern wieder sehen.«

Öseblöm nickte nur und verbarg seine Zweifel, die sich heimlich und ganz leise im Laufe seiner langen Reise in seinem Herzen eingenistet hatten.

»Genau!«, rief Kalle, dessen Abenteurerherz wieder höher schlug. »Wir werden Dir helfen, Deine Eltern zu finden.«

»Jetzt erzähl‘ doch weiter«, bat Malle, der nicht mehr still sitzen konnte.

Öseblöm lächelte wieder sein vieldeutiges Lächeln und fuhr fort …

»Meine Eltern?«, fragte ich. »Wo sind sie? Wann waren sie hier? Sie wussten, dass ich komme? Wieso sind sie nicht nach Hause gekommen? Warum haben sie mich allein gelassen?«

»Ich konnte mich kaum beruhigen. Aber der Flüsterer nahm mich freundlich in den Arm und führte mich zu einer kleinen Sitzgruppe. Das waren keine Stühle, sondern viele Baumstümpfe von gefällten Bäumen, gerade hoch genug, um bequem darauf sitzen zu können.«

»Nimm Platz mein Freund«, lud der Anführer des Waldvolkes mich ein und deutete auf einen Baumstumpf. Seine Stimme wirkte beruhigend auf mich und das war auch gut so. »Ich verstehe, dass Du viele Fragen hast … und leider kann ich Dir die meisten Fragen nicht beantworten. Deine Eltern waren hier und fanden bei uns Zuflucht. Eine Zeit lang wenigstens.«

»Zuflucht?«, fragte Kalle. »Das klingt aber gar nicht gut!«

Öseblöm nickte nur nachdenklich mit seinem Kopf.

»Ja, meine Eltern schlossen Freundschaft mit dem Waldvolk. Und sie sagten, dass ich wohl kommen würde, um sie zu suchen. Ich solle nicht aufgeben. Sie würden mir alles erklären, sobald wir uns wiedersehen.«

»Und warum kannst Du nicht FLÜSTERN, um sie zu finden?«, erinnerte Kreszenz an die Frage des Tages, denn schließlich hatten sie ja alle die gleiche Idee.

Jetzt erzählte Öseblöm vom Flüsterer und dem Geheimnis des großen Flüsterns.

»Ich nahm die Einladung des Waldvolks an und blieb eine Zeit lang bei ihnen. Ihr Anführer weihte mich in das geheimnisvolle Flüstern ein und zeigte mir, wie ich mit den Pflanzen und Bäumen sprechen konnte und diese meine Nachricht weitertrugen. Aber er warnte mich auch.«

»Das Flüstern darf niemals diesen Wald verlassen! Seit Generationen haben wir mit den Bäumen und Pflanzen hier das Flüstern geübt und nur so können wir sicher sein, dass die Botschaften auch heil ankommen. Du darfst niemals außerhalb dieses Waldes flüstern, verstehst Du?« – »Ich nickte zwar, aber natürlich verstand ich nicht oder besser nicht wirklich. Ich konnte eigentlich nicht einsehen, warum Tiere eine Botschaft nicht so gut weitergeben können sollten.« – »Das verstehe ich auch nicht«, sagte Balthasar. »Wir können doch auch Botschaften und Nachrichten weitergeben.« – »Menschen …,« sagte Öseblöm, »sind für das Flüstern noch viel schlechter geeignet.«

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt wieder an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«