… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 140

Ziemliches Durcheinander

»Und wieder einmal ist es soweit. Ich hoffe doch, Ihr seid bereit?!«

Dann lasst uns nicht viel Zeit verlieren. Macht es Euch also in Eurem Bett so richtig schön kuschelig. Schließlich wollen wir doch der Erzählung unserer Freunde lauschen, nicht wahr? Daher schließt nun Eure Augen …, alle beide bitte und dann öffnet Eure Ohren, denn jetzt fliegen wir ganz schnell zur Veranda unserer fünf Burschen und ihrer Gäste …

»Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht«, sagte Kalle. »Wieso sind Menschen für das Flüstern nicht geeignet?«

Malle, Dralle, Mallewutz und Balthasar schüttelten ihre Köpfe.

»Das verstehen wir auch nicht«, meinte Dralle. »Wir können nicht nur sprechen, wir können sogar denken!«

»Ach«, bemerkte Öseblöm. »Bist Du Dir sicher? Die Waldmenschen jedenfalls sehen genau darin ein Problem … Nun ja, sie brachten mir das Flüstern bei und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.«

»Aber Du hast doch schon geflüstert, außerhalb des Waldes meine ich«, warf Balthasar ein. »Schließlich haben wir Dalin so gefunden, oder etwa nicht?«

»Wir haben Dalin gefunden, ja«, sagte Öseblöm. »Und ja, ich habe dazu das große Flüstern eingesetzt. Aber Ihr erinnert Euch vielleicht noch, wie die Nachricht, die ich schickte, verstümmelt wurde …? Je weiter sie getragen wird, desto weniger kommt von ihr an, bis schließlich alles in einem großen Durcheinander endet. Das liegt am Denken, meine Freunde, das liegt nur am Denken.«

»Auch Denken will gelernt sein«, bemerkte Dalin mit einem geheimnisvollen Schmunzeln.

»Ja, aber Amira und …, und Handan sind doch sofort gekommen«, warf Mallewutz ein.

»Das stimmt«, bestätigte Öseblöm. »Aber es kam auch allerlei vorwitziges Federvieh, die schon vieles durcheinanderbrachten.«

Die Burschen dachten nach.

»Aber ihr habt natürlich recht, wenn ihr meint, dass ich alles tun sollte, um meine Eltern zu finden. Deshalb habe ich ja auch nicht auf den Flüsterer gehört.«

»Du warst unfolgsam?«, fragte Kalle und grinste.

»Na klar«, sagte Öseblöm. »Innerhalb des Waldes funktionierte das Flüstern so gut, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, was passieren würde, wenn man es außerhalb einsetzt.«

»Und was passierte dann?«, fragte Balthasar.

Öseblöm holte noch einmal tief Luft und begann zu erzählen …

»Ich war also schon eine ganze Weile dort in dem großen Wald und fühlte mich wohl. Es sind gute Freunde dort. Dennoch vermisste ich meine Eltern sehr. Deshalb schlich ich mich eines Abends davon, um endlich das große Flüstern anzuwenden. Dazu musste ich aber den Wald verlassen, denn die Waldbewohner hielten sich strikt an die Regel, niemals zu flüstern außerhalb des Waldes.«

»Und dann?«, fragte Mallewutz.

»Na, seine Eltern hat er nicht gefunden«, platzte Kalle dazwischen. »Sonst wäre Öseblöm ja nicht zu uns gekommen. Und vermutlich hat er ein großes Durcheinander angerichtet.«

»Oh ja«, sagte Öseblöm. »Ich hörte später von vielen Orten, in denen die alten Leute plötzlich in Panik gerieten.«

»So etwas gab es bei uns im Dorf auch einmal«, sagte Kalle verblüfft. »Erinnert Ihr Euch?«

Die anderen Burschen schüttelten den Kopf. Nur Malle konnte sich noch dunkel daran erinnern.

»Ja, da war etwas«, sagte er. »Es fing damit an, dass unser Dorfältester ganz unvermittelt durch die Straßen humpelte und tränenüberströmt rief: »Es hat keinen Zweck, ich werde immer älter!«

»Genau«, lachte Kalle. »Und sein Nachbar weinte noch lauter »Mein Alter ist Mord!« Ich weiß noch, wie geschockt seine Frau war. Das ganze Dorfleben geriet durcheinander, weil immer mehr Leute sinnloses Zeug brabbelten und hilflos durch die Straßen eilten. Das ist aber schon lange her …«

Öseblöm zog seine Augenbrauen hoch und staunte.

»Bis hierher ist also meine Nachricht gelangt? Das tut mir leid«, sagte Öseblöm. »Ich hatte nur nach meinen Eltern gefragt und geflüstert, dass sie fort sind, spurlos verschwunden, einfach weg, von heute auf morgen waren sie nicht mehr da und dass ich sie suche.«

»Richtig«, erinnerte sich Kalle. »Von unsichtbaren Kuchen wurde auch gesprochen, was sag ich, gesucht hat man danach, den halben Tag lang.«

Balthasar wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.

»Dann hilft das große Flüstern nicht?«, stellte er fragend fest.

Öseblöm schüttelte den Kopf.

»Leider nein«, antwortete er. »Wenn wir noch zu weit von ihnen entfernt sind, bringen wir nur alles durcheinander.« – »Und vielleicht auch in Gefahr«, gab nun Dalin zu bedenken. »Schließlich brauchten Deine Eltern eine Zuflucht.« Damit stand er auf und verabschiedete sich. »Es ist Zeit für mich, ins Bett zu gehen … und das solltet Ihr auch tun.«

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt ebenfalls an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«