… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 141

Verlorenes Seil

»Es ist soweit. Ich hoffe doch, Ihr seid bereit?!«

Dann hüpft bitte ganz schnell in Euer Bett, deckt Euch gut zu und kuschelt wieder so richtig gemütlich. Jetzt schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn auf der Veranda unserer Freunde ist Ruhe eingekehrt. Seid also ganz leise, damit wir lauschen können, wie es weiterging …

»„Dalin hat recht«, sagte Kalle. »Lasst uns ins Bett gehen. Ich bin auch schon ganz müde.«

Damit stand der junge Abenteurer auf und begab sich ins Haus. Kreszenz wäre gern noch geblieben, aber allein auf der Veranda zu sitzen, machte ja wenig Sinn. Also stand er auch auf, half noch beim Abräumen des Tisches und ging dann rasch nach Hause.

Unser Balthasar löschte die Kerzen und wünschte ebenfalls eine »Gute Nacht«.

So kehrte Ruhe ein, in dem Burschenhaus. Ein klein wenig enttäuscht waren sie alle, denn das große Flüstern wäre doch eigentlich eine gute Idee gewesen. Aber alle hatten sich vorgenommen, ihrem Freund Öseblöm zu helfen.

Zuflucht hatten seine Eltern gesucht … Was nur der Grund dafür gewesen ist?

»Wir werden es herausfinden«, dachte Kalle und kuschelte sich in sein Kissen. Der Sternenhimmel schien diesmal ganz besonders hell zu strahlen. Unser Öseblöm hingegen lag noch lange wach. Er dachte darüber nach, ob er einfach für immer hier bleiben sollte, bei seinen neuen Freunden.

Am nächsten Morgen ging wieder das geschäftige Treiben los, Balthasar und Mallewutz strebten rasch zur Schule, die anderen Burschen wollten auch schnell zu Ihrer Arbeit und alle freuten sich bereits auf den Abend. Öseblöm verließ, wie immer, das Haus und kehrte gegen Abend von seinen mysteriösen Reisen zurück. Er verlor kein Wort darüber, wohin er ging und was er machte. Selbst Dalin rätselte darüber, fragte aber nicht nach.

Der Zwerg erholte sich zusehends und seine Kräfte kehrten nach und nach zurück.

Gegen Mittag kehrten Mallewutz und Balthasar heim, diesmal gleich in Begleitung ihres neuen Freundes Kreszenz.

»Öseblöm muss ganz schön viel erlebt haben, auf seinen Reisen«, sagte Kreszenz.

»Das kannst Du wohl glauben«, bemerkte Balthasar und sprach so, als sei er ein richtiger Experte in Sachen Öseblöm.

»Ich bin richtig froh, dass wir jetzt Freunde sind!«, stellte Kreszenz fest.

»Ich auch«, antworteten Mallewutz und Balthasar gleichzeitig und brachen in fröhliches Gelächter aus.

Dalin hatte bereits das Essen zubereitet und stellte gleich für Kreszenz noch ein Gedeck auf den Tisch. »Ich bin gespannt, wie es für Öseblöm weiterging«, sagte Balthasar.

»Das bin ich allerdings auch«, bemerkte Dalin und zog sich wieder in die Küche zurück.

Der Nachmittag verging wie im Fluge, denn die jungen Burschen hatten viel für die Schule zu tun. Gegen Abend saßen wieder alle um den großen Tisch und warteten auf Öseblöm. Diesmal kam er etwas später.

»Verzeiht die Verspätung«, rief Öseblöm. »Aber ich konnte nicht schneller zurück sein.«

»Was gab es denn so Dringliches zu erledigen?«, fragte Kalle neugierig.

Öseblöm lächelte und schwieg. Setzte sich auf die Bank und trank einen Schluck von der leckeren Limonade, die Balthasar wieder bereitgestellt hatte.

»Aah«, sagte er. »Das tut gut.«

»Nun erzähl uns, wie es weiter ging«, bat Mallewutz, der es sich wieder auf seinem Platz bequem gemacht hatte. »Wann hast Du zum Beispiel Dein Seil verloren?«

»Genau«, stimmte Kalle mit ein. »Eine gute Frage, denn sein Seil sollte man nie verlieren!«

»Ich habe mein Seil nicht verloren«, antwortete Öseblöm.

»Aber Du hast doch kein Seil mehr!«, stellte Kalle fest.

»Das stimmt«, bestätigte Öseblöm. »Aber ich habe es nicht verloren. Ich habe es verschenkt!«

»Das dachte ich mir gleich«, sagte Malle. »Bei Deiner langen Reise ist es wohl fast ein Wunder, dass Du hier nicht völlig nackt angekommen bist, wenn Du immer alles verschenkst …«

»Ja«, sagte Balthasar. »Deinen Hut hast Du auch verschenkt!«

Öseblöm lächelte.

»Stimmt«, sagte er. »Aber mein Hut verrichtet jetzt gute Dienste und mein Seil tut es ebenso.«

»Nun spann uns nicht länger auf die Folter«, forderte Kalle den Wanderer auf, endlich zu erzählen.

»Na ja«, begann Öseblöm. »Der Flüsterer hatte sehr schnell mitbekommen, was ich gemacht hatte und fand das nicht sehr lustig. Er meinte es sei wohl an der Zeit für mich weiterzuziehen.«

»Dann hat das Waldvolk Dich rausgeschmissen?«, fragte Balthasar.

Öseblöm schüttelte den Kopf.

»Nicht wirklich«, antwortete der Wanderer. »Aber ich glaube, sie hatten durch mein Flüstern etwas gehört, vielleicht eine Antwort, die ich nicht verstand. Auf jeden Fall spürte auch ich, dass es Zeit war, weiter zu ziehen. Das nächste Abenteuer wartete auf mich und dafür brauchte ich unbedingt mein Seil.« – »Ein Seil kann man immer gut gebrauchen«, stellte Kalle fest und freute sich auf diesen Abend.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«