… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 148

Trauriger Rums

»Seid Ihr bereit? Es ist soweit.«

Die nächste Geschichte wartet schon ganz ungeduldig darauf, erzählt zu werden. Macht es Euch also wieder richtig gemütlich in Eurem Bett. Schließt bitte die Augen, öffnet Eure Herzen und spitzt Eure Ohren, denn wir begleiten nun unseren Kalle auf seinem Weg zum Bauern Rums. Er konnte ja nicht ahnen, was ihn da erwartete …

»Wir sehen uns nachher auf dem Feld!«, rief Kalle noch seinen Freunden zu, schob sich ein weiteres Stück Brot in den Mund und machte sich frohen Mutes auf den Weg. Er freute sich bereits darauf, die erlösende Nachricht zu überbringen.

»Da wird der Bauer aber Augen machen«, dachte er sich und schritt leichten Fußes voran. Heute erschien ihm der Himmel blauer als sonst. Ja, sogar die Sonne schien ein ganz besonderes Lächeln an den Tag zu legen.

Das änderte sich allerdings schlagartig, als Kalle den Rumshof erreichte. Hier wirkte alles traurig und ausgestorben. Aus dem Kuhstall klang ein Wehklagen, dass einem das Herz zerreißen konnte.

»Was ist denn hier passiert?«, fragte Kalle laut.

»Pimpi! Bauer Rums! Ist niemand zuhause?«

Keine Antwort.

Der ganze Hof wirkte einsam und verlassen.

»Pimpinelle wird hoffentlich zur Schule gegangen sein«, dachte sich Kalle und folgte zuerst dem jämmerlichen Wehklagen.

Der Kuhstall wirkte heruntergekommen. Einsam und allein stand Milly, die Milchkuh, die jetzt kein Rennpferd mehr sein wollte, in ihrem Stall und jammerte.

»Was ist passiert, Milly?«, fragte Kalle und wünschte sich, dass Öseblöm jetzt hier wäre.

Aber der Wanderer war auf seiner geheimnisvollen Mission unterwegs.

»Hätte ich doch nur ein Halstuch von Öseblöm«, sagte Kalle. »So kann ich Dich leider nicht verstehen. Da müssen wir uns anders helfen.«

Wie zur Antwort jammerte Milly noch lauter. Es sah ganz so aus, als hätte sie Schmerzen, sehr große Schmerzen sogar. Kalle schaute sich um und erblickte einen kleinen Melkschemel. Daneben lag ein leerer Eimer auf dem Boden.

»Bist Du heute noch nicht gemolken worden?«, fragte Kalle.

Milly gab einen Schmerzenslaut von sich, der unserem Kalle in den Ohren dröhnte.

»Ich habe noch nie eine Kuh gemolken«, sagte er. »Wo ist denn nur Bauer Rums?«

»Das hilft alles nichts«, meinte er und streichelte der Kuh über den Rücken.

»Also gut …, ich werde es versuchen.«

Kalle fasste sich ein Herz, hockte sich auf den Schemel, stellte den Eimer bereit und begann ganz vorsichtig die Kuh zu melken. Er hatte es zumindest schon einmal gesehen und so schaffte unser Kalle es tatsächlich, die arme Milly von der Last ihrer Milch zu befreien …

Jetzt wurde es ruhig auf dem Rumshof.

»Und nun schauen wir einmal, wo unser Bauer Rums ist«, sagte Kalle laut. »Das kann ja wohl nicht wahr sein.«

Mit diesen Worten stand der junge Bursche auf, tätschelte noch einmal die Milchkuh und machte sich dann auf ins Haupthaus. Millys dankbaren Blick sah unser Abenteurer nicht mehr.

Kalle erschrak, als er die Wohnstube betrat. Die Fenster waren hinter schweren Vorhängen versteckt. Nur ein einzelner Sonnenstrahl schaffte es, sich auf einem verborgenen Weg ins Zimmer zu schleichen und direkt vor dem schweren Sessel auf dem Fußboden einen kleinen Lichtpunkt zu zeichnen.

In dem Sessel saß Bauer Rums und rührte sich nicht. Unentwegt starrte er auf die große Uhr, die ihren endlosen Weg durch die Zeit wanderte.

»Guten Morgen«, sagte Kalle und versuchte fröhlich zu wirken, aber in dieser Stube schien kein Platz mehr für Frohsinn zu sein.

Bauer Rums antwortete nicht. Mit jeder Sekunde, die verging, versank er tiefer in seiner Trauer um seine Frau. Jegliche Hoffnung war über die letzten Tage aus seinem Herzen gewichen. Nicht einmal die kleine Pimpinelle konnte ihn davor bewahren.

Der junge Bursche schaute sich kurz um, dann marschierte er schnurstracks auf die Fenster zu und riss behänd die Vorhänge auf.

»Es ist Zeit wieder zu erwachen, Meister Rums!«, rief er und gewährte den lächelnden Sonnenstrahlen Einlass in die gute Stube.

Geblendet blickte der Bauer auf und erkannte voller Überraschung den jungen Burschen.

»Was …, was machst Du denn hier?«, stammelte der Bauer.

In diesem Augenblick stürmte die kleine Pimpinelle ins Zimmer. »Papa, Papa!«, rief sie ganz aufgeregt. »Hast Du es schon gehört?« – »Was ist passiert?«, fragte der Bauer. »Mama kommt zurück!«, platzte Pimpi heraus. »Ja, und sie wird wieder ganz gesund!« – »Ganz gesund …?«, staunte der Bauer. Er konnte es nicht fassen. – »Ein Glühwürmchen hat es erzählt …«, rief Pimpi. – Da begann der Bauer wieder zu weinen und es waren keine Freudentränen.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«