Hoffnung
»Ich hoffe, Ihr seid schon bereit?!«
Dann können wir ja mit der Geschichte fortfahren. Schließt also bitte wieder Eure Augen, öffnet Eure Herzen und spitzt Eure Ohren, denn wir begeben uns sofort zur guten Stube von Bauer Rums. Deshalb kuschelt jetzt schön und gebt fein acht …
»Oh großer Gott, ein Glühwürmchen …«, schluchzte Bauer Rums.
Jetzt war es völlig um ihn geschehen. Seine Tränen rannen unaufhaltsam über seine Wangen und tropften der kleinen Pimpi auf den Kopf.
Kalle war völlig verblüfft über diese Reaktion.
»Das ist doch aber eine gute Nachricht!«, rief Kalle und setzte gleich fragend hinterher: »Freust Du Dich denn gar nicht?«
»Doch, doch«, schluchzte der Bauer. »Wenn Ihr es nur glaubt, was Ihr da erzählt. Ich verstehe schon, Ihr wollt mir Hoffnung machen, wo es keine Hoffnung mehr gibt.«
»Aber Bauer Rums«, widersprach Kalle. »Ich würde Euch doch nie belügen, niemals!«
»Glühwürmchen können nicht sprechen«, flüsterte der Bauer und drückte seine Tochter ganz fest an sich. »Aber es ist lieb von Euch, dass Ihr mich trösten wollt.«
»Warum sollte ich wohl hier vorbeischauen, anstatt auf dem Feld zu arbeiten?«, fragte Kalle. »Etwa um Euch zu trösten? Dann hätte ich doch in den letzten Tagen genug Grund gehabt öfter einmal vorbei zu sehen, findet Ihr nicht?«
Der Bauer nickte nur.
»Das Glühwürmchen war übrigens kein gewöhnliches Glühwürmchen«, ergänzte Kalle. »Falls es überhaupt ein richtiges Glühwürmchen war. Ich glaube eher, es war Kasran oder ein Teil von ihm. Wie dem auch sei, Öseblöm hat gesagt, dass Ihre Frau auf dem Heimweg sei und dass sie wieder vollständig gesund wird.«
Jetzt verstand Bauer Rums, aber er traute sich noch nicht so ganz, daran zu glauben.
»Öseblöm hat das gesagt?«, fragte er.
»Ja, unser gemeinsamer Freund«, antwortete Kalle.
Die kleine Pimpi strahlte über ihr ganzes Gesicht.
»Das müssen wir feiern!«, rief sie.
»Gemach, gemach«, bremste Kalle den Eifer der kleinen Freundin. »Ich denke, Du solltest jetzt besser zur Schule gehen, sonst bringst Du unseren Balthasar noch auf komische Ideen. Und ich werde jetzt Malle und Dralle auf dem Feld helfen.«
»Ja, mach das«, sagte Bauer Rums. »Ich glaube, ich sollte mich hier um unseren Hof kümmern.«
»Das ist keine schlechte Idee, lieber Bauer. Und wenn Ihr wollt, so seid Ihr herzlich eingeladen, uns heute Abend auf unserer Veranda zu besuchen. Es wird sicher noch ein paar Tage dauern, bis Mama Rums wieder daheim ist und unser Öseblöm erzählt uns jeden Abend von seinen Abenteuern, die er auf seiner langen Reise erlebt hat.«
»Oh ja, Papa, bitte!«, flehte die kleine Pimpi Ihren Vater an.
Der Bauer dachte einen Augenblick darüber nach. Tatsächlich fand er unseren Öseblöm nicht unsympathisch. Dieser Wanderer war höflich, zuvorkommend, freundlich und irgendwie schon ein bisschen weise. Dennoch erschien er dem Bauern auch ein wenig unheimlich mit all seinen fremdartigen Freunden.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Und ich werde etwas zum Abendbrot mitbringen.«
Der Bauer war so froh über diese Nachricht und die Hilfe, die ihm und seiner Familie zuteilwurde, dass ihm ganz warm ums Herz wurde.
»Und sie wird wirklich wieder ganz gesund?«, fragte er noch einmal.
Kalle lächelte nur, zwinkerte dem Bauern zu und sagte:
»Wir sehen uns heute Abend! Komm‘ Pimpi, die Schule wartet auf Dich! Wenn Dein Papa es erlaubt, kannst Du ja gleich mit Mallewutz und Balthasar zu uns kommen …?!«
Pimpinelle warf Ihrem Vater einen fragenden Blick zu.
»Geh‘ nur, Kleines«, lächelte der Bauer. »Wir sehen uns heute Abend.«
Damit verabschiedete sich Kalle und verließ den Rumshof. Er brachte die kleine Pimpi noch zur Schule und ging dann gleich weiter zum Feld, wo Malle und Dralle schon mit der Arbeit begonnen hatten.
»Ah«, rief Malle, als er unseren jungen Abenteurer erblickte. »Da bist Du ja endlich. Hast Du Dein Seil mitgebracht?«
»Mein Seil?«, fragte Kalle. »Habt Ihr das nicht eingesteckt?«
»Nein«, antworteten Malle und Dralle wie aus einem Mund.
»Wir dachten, Du hättest es dabei«, sagte Dralle.
»Dann werde ich noch einmal kurz nach Hause gehen und es holen«, entschied Kalle, drehte sich am Feldrand gleich wieder um und lief zurück. Daheim saß der Zwerg Dalin auf der Veranda und genoss noch immer sein Frühstück. – »Hallo Dalin«, rief Kalle. »Hast Du zufällig mein Seil gesehen?« – Dalin überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Aber mir war so, als hätte Öseblöm es eingepackt …« – »Öseblöm hat mein Seil mitgenommen?«, fragte Kalle nachdenklich.
Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«