… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 155

Was ist ein Kek?

»Seid Ihr soweit? Die nächste Geschichte steht bereit!«

Wisst Ihr zufällig, was ein Kek ist? Habt Ihr noch nie davon gehört? Dann wird es aber Zeit, dass Ihr jetzt schleunigst ins Bett kommt, anschließend könnt Ihr mehr darüber erfahren. Also deckt Euch bitte wieder gut zu und macht es Euch so richtig gemütlich. Nun heißt es wieder Augen zu und Ohren auf, denn genau in diesem Augenblick hat ein Windstoß eine der Kerzen auf dem Tisch ausgeblasen …

»Das wird doch nicht etwa einen Sturm geben«, bemerkte Mallewutz und klang ein bisschen besorgt.

Der Abend schritt langsam voran und unsere Freunde fanden es auf der Veranda so richtig gemütlich. Die Sterne glitzerten kühl am Firmament und der Mond folgte klar und deutlich seiner ewigen Bahn durch die Nacht.

»Es ist keine Wolke am Himmel zu sehen«, sagte Kalle. »Ich glaube nicht, dass es heute Nacht stürmen wird.«

Balthasar nahm die erloschene Kerze und entzündete sie wieder an der flackernden Flamme einer zweiten Kerze. Keiner sagte etwas. Alles wartete darauf, dass Öseblöm mit seiner Erzählung fortfuhr.

»Ich wusste zuerst gar nicht, wo ich anfangen sollte mit all meinen Fragen«, erklärte Öseblöm. »Meine Eltern waren tatsächlich in diesem Dorf gewesen und wie es schien, war das noch nicht so lange her.«

»Ja, wie lange denn genau?«, wollte Kalle nun wissen. Er biss sich kurz auf die Lippen, denn eigentlich wollte er unseren Wanderer nicht mehr unterbrechen.

»Das hatte ich den Bürgermeister auch gefragt! Radun bot mir einen Platz an und erzählte …«

»Vor vielleicht drei oder vier Wochen kamen zwei Fremde in unser Dorf und baten um Hilfe. Sie wollten sich für kurze Zeit verstecken. Du musst wissen, dass wir normalerweise äußerst misstrauisch sind gegenüber Fremden. Da draußen treibt sich vielerlei Gesindel herum. Aber Deine Eltern waren sehr freundlich und sie erschienen uns ehrlich und aufrichtig. Deshalb gaben wir ihnen für kurze Zeit ein Dach über dem Kopf. Hier, in diesem Zimmer haben sie übernachtet …«

»Damit stand Radun auf und zeigte mir ein kleines Gästezimmer, gleich links neben dem Hauseingang. »Darf ich?«, fragte ich, und betrat den Raum.

»Der Bürgermeister nickte nur und ließ mich gewähren. Irgendwie hoffte ich, dass sie mir eine Nachricht hinterlassen hätten, aber leider konnte ich nichts finden.«

»Bei uns sind immer alle Zimmer aufgeräumt und sauber!«, erklärte Radun stolz. »Schließlich muss alles  seine Ordnung haben!«

»Haben sie vielleicht eine Nachricht für mich hinterlassen?«, fragte ich.

»Der Bürgermeister schüttelte den Kopf.«

»Haben sie erzählt, vor wem sie sich verstecken wollten?«

Wieder schüttelte Radun seinen Kopf.

»Wir fragen nicht nach solchen Sachen. Meist ist es besser, wenn man überhaupt nichts von solchen Dingen weiß. Verstehst Du?«

»Ich verstand ihn und gleichzeitig verstand ich ihn nicht. Aber er konnte mir nicht helfen.«

»Außerdem waren wir viel zu sehr damit beschäftigt, unseren Kek wiederzubekommen«, versuchte Radun eine Entschuldigung.

»Die Bewohner vom Mühldorf wollten keinen Streit und alles, was auch nur im Ansatz nach Gefahr roch, erschreckte sie. Sie pflegen einen großen Bogen um Abenteuer zu machen.«

»Na, dann warst Du ja genau der Richtige in dem Dorf«, lachte Kalle und dachte an sein erstes Abenteuer mit Öseblöm zurück.

»Was bitte ist ein Kek?«, wollte Malle jetzt wissen. »Kann man das essen? Es klingt wie Keks, nur ohne „S“«

Öseblöm grinste wieder.

»Einen Kek kann man nicht essen«, erklärte er.

»Also, ich würde es zumindest nicht probieren. Aber so wie ihr gerade dreinschaut, habe ich wohl auch ausgesehen. Ich brauchte gar nicht zu fragen. Der Bürgermeister erklärte es ganz bereitwillig, wohl auch, weil er das Thema für deutlich harmloser hielt.«

»Ein Kek ist ein Ball«, sagte er und deutete mit seinen Händen einen großen Kreis an.

»Aber es handelt sich dabei um etwas Besonderes. Ein Kek hat nämlich zwei Ausbuchtungen, zwei Beulen, wenn Du so willst. Verlierst Du den Kek und fällt er auf eine seiner Beulen, so jault er laut auf und springt in eine andere Richtung, meist sogar ziemlich hoch. Die Beule, die getroffen wurde verschwindet sogleich und taucht an einer anderen Stelle auf der Oberfläche wieder auf. So ist es schwer vorherzusagen, wohin er beim nächsten Mal springt. Oft beteiligt sich das ganze Dorf daran, ihn wieder einzufangen – ein tolles Spiel!«

»Und Euer Kek ist verschwunden?«, fragte ich.

»Aber nein«, berichtigte mich der Bürgermeister. »Ein Kek verschwindet nicht. Dazu ist er zu laut und zu groß, aber er ist verdammt schnell und unberechenbar.«

»Und wo ist der Kek jetzt?«, fragte ich. Radun grinste breit. »Deshalb fragte ich Dich nach einem Seil. Unser Kek ist mit seinem letzten Sprung in meinen Schornstein hier gefallen und steckt nun fest. Wenn Du ein Seil hättest, dann könnten wir …« – »Ah, jetzt verstehe ich«, murmelte Kalle leise. – »Das ist ja eine großartige Geschichte«, bemerkte Bauer Rums. – Unser Wanderer lächelte wieder sein geheimnisvolles Lächeln. »Und sie ist noch nicht zu Ende«,sagte er.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«