… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 160

Ziemlich knapp

»Ich hoffe Ihr hattet einen schönen Tag …!«

Dann ist es umso schöner, wenn wir diesen Tag mit einer spannenden Gutenachtgeschichte beenden. Darum deckt Euch wieder gut zu und macht es Euch in Eurem Bett so richtig gemütlich. Schließt jetzt bitte Eure Augen und spitzt die Ohren, denn unseren Freunden auf der Veranda stockte schon wieder der Atem, als Öseblöm weiter erzählte …

»Du ahnst ja gar nicht, wie recht Du hast, mein Freund!«, betonte Öseblöm noch einmal, als er sein Glas wieder auf dem Tisch abstellte.

»Wir waren zwar hinter einer ziemlich großen Tanne gut versteckt, aber wir waren noch lange nicht in Sicherheit. Mein Rücken schmerzte und Amira saß etwas hilflos neben mir, denn sie wusste nicht, wie sie meine Wunden behandeln sollte. Ein Adler ist einfach nicht dafür gebaut, Wunden zu heilen.«

»Wie sollte sie das auch machen?«, bemerkte Balthasar. »Mit ihrem scharfen Schnabel ist das wohl kaum möglich, oder?«

»RUMMS!«, rief Öseblöm laut und schlug mit seiner Faust auf den Tisch. Damit erzählte er weiter …

»Wieder ertönte dieses unheimliche Beben. Es kam näher. RUMMS …, RUMMS …, …RUMMS! Der Wind trug das Donnern vor sich her und selbst die Bäume erzitterten. Ich selbst fühlte mich noch schwach, aber das half alles nichts.

»Warte hier!«, rief Amira und schwang sich in die Luft. Die Adlerdame wollte von oben schauen, wo sich das tonnenschwere Ungetüm aufhielt. Sie gewann rasch an Höhe und zog dann große Kreise.

RUMMS, der Boden vibrierte und mein Herz überschlug sich. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging. Auf jeden Fall konnte ich nicht hinter dieser Tanne bleiben. Deshalb beugte ich mich vorsichtig nach vorne und wagte einen Blick in den Talkessel …«

»Und Amira hat Dich allein gelassen?«, fragte Mallewutz, dem der Atem stockte.

»Ich konnte sie nicht mehr sehen«, antwortete Öseblöm. »Aber ich glaube nicht, dass sie mich allein lassen wollte. Sie war auf der Suche nach dem T. Rex …«

»War der plötzlich verschwunden, oder was?«, fragte Kalle, der sich in Gedanken vorstellte, wie er mit seinem Seil dem Dinosaurier die Beine gebunden hätte. Dann wäre das Ungetüm gestolpert und dann hätte er es ihm aber gegeben …!

»Tja, genau das war unser Problem«, erklärte der Wanderer.

»Mit einem Schlag herrschte Stille. Eine unheimliche, fröstelnde Stille. Ich blickte mich nach allen Seiten um, doch da war nichts zu sehen. Kein Vogel war zu hören, nicht eine Biene summte, selbst der Wind kam nur auf leisen Sohlen angeschlichen. Die Sonne brannte vom Himmel und irgendwie sehnte ich mich nach Hause zurück. Aber von einer Sekunde zur anderen machte ein irrsinniges Gebrüll all meine Hoffnung zunichte!

Der riesige Tyrannosaurus Rex stürzte zwischen den Bäumen hervor und trat sie einfach um als wären sie aus Pappe. Das Ungetüm rannte an mir vorbei, aber es hatte mich bereits gesehen. Ich hatte mich zu weit aus der Deckung hervorgewagt!«

»Du hättest einfach nur im Wald bleiben müssen und durch den Wald das Tal verlassen sollen«, monierte Kalle und schüttelte ganz unverständlich seinen Kopf.

»Es ist immer leicht, einem anderen im Nachhinein zu erklären, was er hätte tun sollen, mein Freund«, entgegnete Öseblöm. »Aber ganz so einfach war das nicht. Schließlich war ich verletzt.«

»Das stimmt«, sagte Kalle. »Verzeih. Und wie ging es dann weiter? Hat Amira Hilfe geholt?«

»Zunächst stand ich ziemlich hilflos weithin sichtbar allein auf weiter Flur. Mir gegenüber der riesige Fleischfresser. Mit seinen kalten Augen hielt er mich fest im Blick. Und als er sein Maul leicht öffnete und seine scharfen Zähne zum Vorschein kamen, hatte ich doch tatsächlich das Gefühl, dass dieses Monster grinste. Jetzt hatte ich wirklich Angst!

Der T. Rex ließ sich Zeit, er hatte die Jagd gewonnen. Ich wäre niemals schnell genug gewesen …

Dennoch, ganz unverhofft dachte ich an meine Eltern und mit einem Mal wusste ich, dass ich sie wiedersehen würde. In diesem Augenblick rannte ich los in Richtung Wald …«

»Aber ich dachte, Du warst verletzt?«, wandte Kalle ein.

»Ich dachte ja nur, ich sei gerannt«, erwiderte Öseblöm. »Vermutlich war es eher gehumpelt, so schnell ich halt konnte. Wisst Ihr, es war nicht wirklich weit bis zu den Bäumen …, doch für mich schienen sie fast unerreichbar. Ich war nur noch ein kurzes Stück von den Bäumen entfernt, da spürte ich erneut, wie der Boden erzitterte … RUMMS! Und noch mal, RUMMS! Ich fühlte bereits seinen Atem. Der Tyrannosaurus ließ sich noch einen winzigen Augenblick Zeit …, da stürzte Amira aus dem Himmel herab, schneller als jeder Pfeil und sie traf mit ihren gewaltigen Klauen das Ungetüm mitten in sein kaltes Auge. Sein unbeschreibliches Brüllen riss mich von den Beinen. Der T. Rex stieß mit seinem Kopf die Adlerdame zur Seite und schleuderte sie wie einen Federball durch die Luft. Dann schnappte er nach mir!

Aber ich war bereits wieder aufgestanden und weiter die letzten Schritte zu den rettenden Tannen gehumpelt. Ich versteckte mich dahinter. Doch das Ungeheuer aus der Urzeit hatte mich schon wieder im Blick. Jetzt riss es sein Maul auf und … verschlang die Tanne, hinter der ich Deckung gesucht hatte. Der Saurier fasste noch einmal nach und riss den Baum mitsamt seinen Wurzeln aus dem Boden. Die Tanne steckte nun tief und fest in seinem Hals. Ein kurzes Zucken, dann fiel das Ungetüm tot um.«

»Was für eine Geschichte!«, flüsterte Bauer Rums. »Da bin ich wirklich froh, dass ich nur ein einfacher Bauer bin.« – »Warum flüsterst Du?«, wollte Kreszenz wissen und flüsterte ebenfalls. Der Bauer deutete auf seine Tochter, die an seiner Seite eingeschlafen war. – »Ich wusste nicht, dass meine Abenteuer so schläfrig machen«, bemerkte Öseblöm und lachte. Die Freunde lachten mit, aber die kleine Pimpinelle hörte sie nicht mehr. Sie war viel zu müde von diesem langen Tag.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«