Die Heimkehr
»Ich hoffe, Ihr seid schon bereit …?«
Auch wenn in unserem Dorf noch alles friedlich schläft … Lasst uns schon jetzt zur Veranda gehen, um auch rechtzeitig unsere Burschen in der Früh anzutreffen. Darum huscht jetzt ganz schnell in Euer Bett, schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn dann können wir gemeinsam mit unseren Freunden auf die Heimkehr von Mama Rums warten …
Obwohl Bauer Rums ziemlich müde war, konnte er nicht sofort zu Bett gehen. Viel zu aufgeregt war er, unser Bauer. Seine Frau sollte morgen zurückkommen. Wo sollte er noch auf sie warten? Würde Kasran mit ihr zuerst zur Veranda der fünf Burschen kommen, oder würde er gleich zum Rumshof fliegen …? Oder schweben, oder wie immer das hieß, was Kasran da machte.
Für Anton Rums war Kasran einfach nur ein Wunder, genau wie alles, was mit Öseblöm zu tun hatte, diesem seltsamen Fremden, den auch er jetzt in sein Herz geschlossen hatte. Wenn er dem Wanderer nur irgendwie helfen könnte, seine Eltern zu finden, er würde es sofort tun. So saß Anton Rums noch eine Weile gemütlich im Wohnzimmer in seinem schweren Sessel. Diesmal starrte er nicht auf die Uhr, sondern betrachtete das Spiel des Kerzenlichts, wie es im Luftzug hin und her tanzte. Dabei vergaß er die Zeit und schließlich schlief er in seinem Sessel ein. Bauer Rums bemerkte nicht mehr, wie eine Hand aus tausend kleinen Lichtern das Kerzenlicht verlöschte …
In unserem Burschenhaus herrschte Stille. Das heißt, nicht ganz. Gleichmäßig und nicht allzu laut hörte man das vertraute Tok, TokTok …, Tok, TokTok …
Unsere Burschen schliefen ihren wohlverdienten Schlaf. Dalin saß noch eine Weile wach in seinem Bett und dachte über den heutigen Abend nach. Die Dorfchronik vom Mühldorf hatte es ihm angetan. Der Zwerg überlegte, ob er schon wieder auf Reisen gehen könnte …
Als der Mond sich am Himmel verabschiedete und nur noch die fernen Sterne glitzerten, schlief auch Dalin endlich ein.
***
»Aufstehen!«, rief Balthasar laut und klopfte nacheinander an allen Türen.
»Das Frühstück ist fertig! Schlafmützen, macht das Ihr rauskommt!«
Die Sonne zeigte sich bereits mit ihren ersten Strahlen am Horizont und erwärmte die noch kühle, frische Morgenluft.
»Das ist ein schöner Tag für die Heimkehr von Mama Rums«, dachte Balthasar und trank einen Schluck von seinem Tee.
Wie jeden Morgen steckte einer nach dem anderen seinen Kopf zur Verandatür heraus, murmelte ein verschlafenes „Guten Morgen“ und verschwand dann wieder ins Bad.
»Wo bleibt nur Dalin?«, fragte sich Balthasar und ging noch einmal zurück ins Haus, um nachzuschauen.
»Tok, TokTok«, vorsichtig klopfte der jüngste Bursche an die Tür ihres Gastes. Keine Antwort. Schließlich öffnete er behutsam die Tür. Dalin lag friedlich in seinem Bett und schlief tief und fest.
»Lass ihn noch schlafen«, flüsterte Öseblöm, der auch gerade einen Blick ins Zimmer warf.
»Es könnte ein langer Tag werden, … heute.«
»Ist niemand zu Hause?!«, ertönte eine freundliche Stimme vor der Veranda.
Balthasar sauste auf der Stelle nach draußen. Dort stand die kleine Pimpinelle mit einem großen Krug voller Milch und strahlte ihn an.
»Heute kommt meine Mama zurück!«, rief sie.
»Milch …?!«, rief Balthasar erstaunt.
»Ich komme doch immer zum Wochenende«, erklärte Pimpi.
»Wolltest Du etwa heute in die Schule?«, fragte Mallewutz, der mittlerweile auf der Veranda Platz genommen hatte.
»Äh, ja, irgendwie schon …«, stammelte der kleine Balthasar und wurde sichtlich verlegen.
»Dann wärst Du der einzige Schüler dort gewesen«, lachte Malle, der jetzt auch auf der Bildfläche erschien.
Der Tag verging und die Burschen hatten alle Hände voll zu tun, ihr Haus aufzuräumen und wieder sauber zu machen. Währenddessen schlief Dalin, der Zwerg, einen erholsamen Schlaf. Auch das laute Gerumpel von nebenan konnte ihn nicht wecken.
Öseblöm hatte sich wieder kurz verabschiedet: »Ich bin rechtzeitig heute Abend wieder da!« Dann nahm er Dix und Dax und schwupp, war er auch schon verschwunden.
Heute schien sogar die Sonne über den Himmel zu tanzen. Alle waren so fröhlich und entspannt und voll freudiger Erwartung. Am späten Nachmittag tauchte noch Anton Rums auf und half auf der Veranda mit. Schließlich, nach vielen aufregenden Stunden, gab auch die Sonne nach und verblasste allmählich in der Ferne.
Unser Öseblöm war längst zurück, als der Sternenhimmel aufzog und die Sonne nur noch eine Ahnung am Horizont war. Alle Freunde saßen nun zusammen auf der Veranda und warteten. Selbst Dalin war ein wenig aufgeregt, als er es sich in seinem Schaukelstuhl wieder gemütlich machte. Dann war es soweit! Über der Veranda erstrahlte plötzlich ein tausendfarbiger Regenbogen und kündete vom Kommen Kasrans …
Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt aber an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«