Decke mit Popo
»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«
Wir wollen doch alle wissen, wie es weitergeht mit dieser Geschichte, nicht wahr? Also hüpft wieder ganz schnell in Euer Bett und deckt Euch gut zu. Jetzt schließt bitte Eure Augen und macht Eure Ohren weit auf. Psst, ganz leise, lauscht … und gebt fein acht, denn wir begeben uns wieder zur Veranda unserer fünf Burschen, die ja alle nicht zuhause waren …
»Eine schöne Hilfe, bist Du mir«, schimpfte Betty.
Die Kleine war sichtlich aufgebracht darüber, dass nun beide unter der Veranda feststeckten. Dalin fand die Situation auch nicht lustig. Er hatte schon sehr viel erlebt auf seinen Reisen, aber dass ihn ein hilfsbereites Gestrüpp gefangen hielt, ja, so etwas hatte er noch nicht erlebt.
»Entschuldige bitte«, sagte er. »Ich konnte doch nicht wissen …«
»Tja«, meinte Betty eingeschnappt. »Was Du nicht sagst! Vielleicht weißt Du ja, wie lange wir jetzt hier noch liegen müssen?«
Dalin überlegte kurz. Kalle, Malle und Dralle waren auf dem Feld. Sie würden erst gegen Abend heimkommen. Aber Mallewutz und Balthasar …, die sollten pünktlich zum Mittagsessen daheim sein. Und Öseblöm …, wenn er nicht etwas vergessen hat, dann kommt der erst spät abends zurück …, wenn überhaupt. Jetzt fiel dem Zwerg auf, dass Öseblöm wirklich alles eingepackt hatte.
»Ich schätze, dass wir hier noch zwei bis drei Stunden warten müssen«, murrte Dalin.
Sein Popo schmerzte ihn schon.
»Aber dann sollten Mallewutz und Balthasar heimkommen. Die werden uns bestimmt helfen.«
»Helfen? Ja, helfen!«, rief das Gestrüpp und zitterte vor Erregung. Dabei schlang es sich noch fester um unsere Freunde.
Jetzt, wo sie alle miteinander reden konnten, startete Betty einen Versuch.
»Liebes Gestrüpp …«, begann sie mit freundlicher Stimme.
»Ich bin kein Gestrüpp!«, widersprach das, tja, wie sollte man es sonst nennen, Geäst?
»Ich bin BUSCH, ein freundlicher BUSCH, nein …, ein buschiger FREUND. Ja, ich bin FREUND!«
»Aber Du bist doch kein Busch!«, widersprach Dalin, der es einfach nicht fassen konnte. »Schau Dich nur an. So sieht doch kein Busch aus. Glaub mir, ich habe schon viele Büsche gesehen.«
Das Gestrüpp zitterte vor Zorn und färbte sich plötzlich tiefrot. Dann bog es sich um Dalins Bein und zog fester an, bis dem Zwerg das Blut stockte. Dies war nicht ungefährlich!
Auch Betty begriff den Ernst der Lage.
»Lieber Busch«, setzte sie noch einmal das Gespräch an. »Vielen Dank, dass Du mich gerettet hast.«
Das Gestrüpp zitterte wieder, diesmal etwas freundlicher gestimmt.
»Oh, sie hat sich bedankt, sie hat sich bei Busch bedankt, ich bin ein Dank, ein DANKER BUSCH …«
»Vielleicht könntest Du auch meinen Freund, den Zwerg, retten?«, fragte Betty vorsichtig. »Wie Du siehst, steckt er mit seinem Popo unter der Veranda fest … Und wie Du weißt, gehört ein Zwerg nicht unter eine Veranda …«
Das Gestrüpp schien nun tatsächlich nachzudenken, soweit es überhaupt denken konnte. Zumindest herrschte einige Zeit Stille. Dann tastete das Gestrüpp unseren Dalin ab, danach den Verandaboden, dann hielt es sich länger mit Dalins Popo auf. Der Zwerg wollte gerade etwas sagen, da gab ihm Betty ein Zeichen, er möge schweigen.
»Popo …«, sagte das Gestrüpp und zitterte wieder. Kurzes Schweigen, dann die Erkenntnis.
»ICH bin Busch, Popo BUSCH, nein, ich bin POPO …!«
Das kleine Eichhörnchen ließ seinen Kopf sinken und Dalin stöhnte auf. Wie sollte er das nur aushalten hier unter der Veranda. Zwei Stunden …, Ewigkeiten, wenn man es mit einem einfältigen Gestrüpp zu tun hat.
Aber Hilfe war schon unterwegs, allerdings nicht so schnell, wie Dalin es sich gewünscht hätte. Eines jedoch hatte das Gespräch mit dem …, mmh …, Geäst gebracht. Das Gestrüpp hielt Dalins Bein nicht mehr so eng umschlungen, sodass die größte Gefahr erst einmal gebannt war.
Ausgerechnet heute ließen sich Mallewutz und Balthasar ein wenig Zeit. Die jungen Burschen waren einfach nur glücklich und beschwingt über Mama Rums Genesung und den wunderbaren Abend. Kreszenz gesellte sich zu ihnen. Die drei hatten es sich angewöhnt, zusammen die Hausaufgaben zu erledigen. Gemeinsam lernte es sich einfach besser.
Als also die drei so langsam auf den Vorplatz ihres Hauses schlenderten, trauten sie ihren Augen nicht! Direkt neben der Treppe zu ihrer Veranda guckte eine Bettdecke unter dem Boden hervor, dicht daneben streckte sich ihnen ein dicker Popo entgegen …
»Was ist denn hier passiert?«, fragte Balthasar.
»Das wüsste ich auch gern«, stimmte Mallewutz zu.
»Ich auch«, ergänzte Kreszenz tonlos und sein Unterkiefer klappte staunend herunter.
Nach kurzem Zögern stürmten die drei los und erkannten sofort, das Dalin unter dem Verandaboden feststeckte. – »Brauchst Du Hilfe?«, fragte Balthasar. – »Hilfe …?«, erklang es etwas knöchern unter der Veranda. »Wir brauchen keine Hilfe. Wir sind POPO …!«
Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«