… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 169

Befreite Helfer

»Seid Ihr soweit? Die nächste Geschichte steht bereit!«

Also macht es Euch wieder so richtig gemütlich in Eurem Bett. Ihr wisst ja, mit einer guten Geschichte am Abend, lässt es sich doch gleich viel besser einschlafen. Darum krabbelt jetzt unter Eure Decke, schließt Eure Augen und macht Eure Ohren ganz weit auf, denn unter der Veranda unseres Burschenhauses ging es wirklich drunter und drüber …

Als Balthasar die seltsam knochige Stimme hörte, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück. Mallewutz kniete sich auf den Boden, um einen Blick zu riskieren. Kreszenz hielt vorsichtig Abstand, man konnte ja nie wissen …

»Das ist BUSCH!«, rief Balthasar plötzlich, der sich an Öseblöms Abenteuer im Zauberwald erinnerte. »Wie kommt denn der freundliche BUSCH hier her?«

»Ja, freundlich, ich BIN freundlich, ein freundlicher BUSCH … ICH BIN BUSCH, ein buschiger Freund …«, erklang es wieder unter der Veranda.

Dalin stöhnte auf.

»Kann uns hier endlich jemand heraushelfen?«, rief Betty, der langsam die Geduld ausging.

»Du musst mit dem Busch reden«, schlug Mallewutz vor, der sich ebenfalls an die Erzählung aus dem Zauberwald erinnerte. »Schließlich hat der freundliche Busch die kleine Marie ja auch gerettet und er hat sie auch wieder freigegeben …«

»Marie …?«, die hölzerne Stimme klang nachdenklich. »Ja, Marie, ich BIN FREUND und habe Marie gerettet. Marie ist frei …«

Nun hatte Mallewutz ein Idee.

»Lieber freundlicher Busch …«, begann er. »Dank Deiner Hilfe geht es der kleinen Marie jetzt gut. Vielleicht hättest Du die Güte, auch Betty und Dalin freizugeben …? Schließlich sind wir alle Öseblöms Freunde.«

»Öseblöm …«, erinnerte sich das knochige Gestrüpp. Mit einem Mal zitterte es und wechselte die Farben, vom knochigen Grau bis hin zu leuchtend gelbem Orange. Dann gab es unsere Freunde frei.

Die kleine Betty huschte sofort davon, raste die Verandastufen empor und hockte sich auf den großen Tisch. Dalin jedoch steckte noch immer fest. Mallewutz, Balthasar und Kreszenz packten ihn an seinen Beinen und zogen ihn mit gemeinsamen Kräften wieder hervor. Das war kein leichtes Unterfangen, aber schließlich schafften sie es. Die Bettdecke wurde dabei ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.

Das Gestrüpp jedoch blieb unter der Veranda und wiederholte immer wieder: »Ich BIN FREUND …, ein freundlicher FREUND …, nein, ich bin BUSCH …, bin ich FREUND …?«

Balthasar brachte die Bettdecke ins Haus, um sie zu waschen. Dadurch konnten sie das Gestrüpp nicht mehr hören. Endlich kehrte wieder Ruhe ein, auf der Veranda. Allerdings konnten sich die Freunde jetzt nicht mehr mit dem kleinen Eichhörnchen verständigen …

Betty hüpfte aufgeregt auf dem Tisch hin und her, aber keiner verstand sie.

»Wir brauchen die Decke«, sagte Dalin. »Oder wir müssen auf Öseblöm warten, falls er überhaupt wiederkommt.«

»Was soll das heißen?«, fragte Balthasar besorgt. »Glaubst Du, er verschwindet einfach, ohne sich zu verabschieden?«

»Er hat alles mitgenommen«, antwortete Dalin. »Wirklich alles, und das hat er noch nie gemacht!«

»Aber wer verlässt denn seine Freunde, ohne sich zu verabschieden?«, zweifelte Mallewutz.

»Ich würde das tun«, antwortete Dalin.

»Das ist aber eine seltsame Art, seine Dankbarkeit zu zeigen«, stellte Kreszenz fest.

»Oh, ich bin dankbar, sogar sehr. Aber auch wenn mir an euerem Wohlergehen gelegen ist, so bin ich immer noch ein Zwerg. Vergiss das nicht.«

»Aber Öseblöm ist KEIN Zwerg«, beharrte Balthasar auf seiner Einschätzung. »Öseblöm würde uns nie einfach so verlassen. Das glaube ich einfach nicht!«

Dalin betrachtete den jungen Burschen aus seinen alten Augen, die schon viel von der Welt gesehen hatten. Dann gab er zu bedenken: »Dein Freund Öseblöm ist nicht von Deiner Art. Er ist definitiv kein Mensch. Und wenn er entscheidet zu gehen, so wird er das tun, schätze ich.«

»Ob Mensch oder kein Mensch, Öseblöm ist ein Freund, ein sehr guter Freund. Und gute Freunde gehen nicht einfach, ohne sich zu verabschieden«, stellte Mallewutz fest.

In diesem Augenblick sprang Betty auf Dalins Schulter, krabbelte an seiner Brust herunter und zupfte an ihn an seinem Bart.

»Wir brauchen jetzt endlich die Decke!«, stellte Dalin fest. »Sonst werden wir vielleicht nie erfahren, was los ist.“

Balthasar rannte sofort ins Haus zurück und brachte die verschmutzte Bettdecke. Damit setzten sich alle an den großen Tisch.

»Ich BIN BUSCH …«, erklang es wieder unter der Veranda. Diesmal für alle Anwesenden hörbar. – »Ich muss unbedingt zu Öseblöm«, begann das Eichhörnchen, nachdem endlich alle Platz genommen hatten. »Amira schickt mich. Es gibt schlechte Nachrichten. Wir brauchen seine Hilfe.«

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«