Öseblöm hilft
»Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Zeit?«
Dann sollten wir uns beeilen, denn unser Freund Don Carlos braucht Hilfe. Darum macht es Euch in Eurem Bett wieder so richtig kuschelig. Deckt Euch gut zu, schließt bitte die Augen und öffnet Eure Ohren. Seid Ihr soweit? Jetzt müsst Ihr nur noch Eure Herzen ganz weit aufmachen, denn wir wollen nun zur Veranda unserer fünf Burschen …
»Öseblöm!«, rief Balthasar. »Gott sei Dank, Du bist zurück!«
»Warum sollte ich nicht wieder zurück sein?«, fragte Öseblöm, als er mit einem Satz auf die Veranda sprang. Seine Kleidung war von oben bis unten mit Staub bedeckt.
»Dalin hat gesagt, Du würdest nicht zurückkommen!«, beklagte sich Balthasar und war sichtlich erleichtert.
Unser Wanderer warf einen fragenden Blick auf den Zwerg, dann schüttelte er den Kopf.
»Lasst mich zuerst einmal reinkommen und duschen, danach können wir erzählen.«
Mit diesen Worten war Öseblöm auch schon wieder verschwunden.
»Entschuldigt«, murrte Dalin, dem das alles nun sehr unangenehm war.
»ICH BIN BUSCH …«, ertönte es wieder unter der Veranda. »EIN FRRREUNDLICHER BUSCH …«
»Kann man das nicht abschalten?«, fragte Kalle.
»Schon, aber dann können wir wohl nicht mehr mit Betty reden«, erwiderte Mallewutz, der auch froh über Öseblöms Rückkehr war.
»Vielleicht könnten wir das Abendbrot vorbereiten?«, fragte Kreszenz, dessen Magen schon laut zu knurren begann.
»Eine gute Idee!«, rief Dalin, sprang auf und verschwand in die Küche. Es war ihm sichtlich peinlich, dass er sich so sehr geirrt hatte.
Endlich kam Öseblöm auf die Veranda. Frisch geduscht und umgezogen nahm er am großen Tisch Platz und blickte fragend in die Runde. Sofort stürzte sich Betty auf ihn und huschte auf seine Schulter.
»… EIN BUSCHIGER FREUND …«, erklang es nun unter der Veranda.
»Haben wir noch mehr Besuch?«, fragte Öseblöm und schaute auf den Verandaboden.
»Dein Freund Busch scheint hier eingekehrt zu sein«, erklärte Kalle und deutete nach unten.
»Nein«, widersprach Betty. »Es ist nur ein Teil davon, ein kleiner Teil.«
»Klein?«, wiederholte Dalin. »Ich finde das knochige Geäst da unten ganz schön groß und gefährlich! Wir sollten es packen und verbrennen.«
»Nanana, wer wird denn gleich seine Freunde verbrennen?«, mahnte Öseblöm, der bereits ahnte, was passiert sein könnte.
»Was ist denn los?«, fragte er dennoch.
»Es ist Don Carlos!«, rief Betty besorgt.
»… er kann nichts mehr fressen?«, vermutete Öseblöm.
»Woher weißt Du das?«, stieß Betty überrascht hervor.
»Nun, ich hatte es mir schon gedacht, als er das Halstuch behalten wollte«, erklärte Öseblöm. »Ich hatte ihn ja gewarnt, aber vielleicht war ich zu freundlich dabei.«
»Auf jeden Fall ist Don Carlos jetzt verschwunden. Wir wissen nicht, wo er sich versteckt hält. Amira ist in großer Sorge und bittet Dich um Hilfe. Sie wartet auf der anderen Seite des hohen Berges auf Dich.«
»Das sind ja schöne Neuigkeiten«, bemerkte Öseblöm und fragte gleich weiter. »Und wie kommt der Busch unter unsere Veranda?«
Betty seufzte.
»Amira ist mit mir in den Zauberwald. Wir dachten, dass Don Carlos eventuell dahin zurück wäre. Doch dort geriet ich in die Fänge eines freundlichen Gebüsches. Es wollte mir wohl helfen. Amira hat sich todesmutig dazwischen geworfen und mich befreit. Aber ein Teil des knochigen Geästs hielt sich an mir fest und flog mit …«
»Und wie geht es Amira?«, wollte Öseblöm wissen. »Hat sie sich verletzt?«
»Nein«, antwortete Betty. »Ihr geht es soweit gut, aber sie ist in großer Sorge um ihren Freund. Auch Pepe hilft ihn suchen. Kannst Du uns bitte helfen?«
Unser Wanderer dachte einen Augenblick darüber nach und schwieg. Mittlerweile war der Tisch bereits gedeckt und der Duft von frischgebackenem Brot hing in der Luft. Dazu ein paar Tomaten, etwas Käse, Trauben und natürlich ein großer Krug mit selbst gemachter Limonade …
»Das könnte eine längere Reise werden«, stellte Kalle mehr für sich selbst fest. »Wirklich schade, dass Handan jetzt nicht hier ist …«
»Genau!«, rief Balthasar. »Dann könnten Kalle und ich auch mit auf die Suche gehen und helfen.«
»Wieso immer Du?«, rief Mallewutz. »Ich könnte genauso gut helfen.« – »Was streitet Ihr Euch?«, fuhr Dalin dazwischen. »Handan ist nicht hier, also wozu die ganze Aufregung?« – »Nun ja«, bemerkte jetzt Öseblöm nachdenklich. »Wenn es stimmt, was man sich heute im Mühldorf erzählte, dann dürfte Handan nicht sehr weit sein.«
Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«