… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 174

Große Fußstapfen

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?!«

Dann sollten wir den mit einer noch schöneren Geschichte ausklingen lassen. Daher hüpft nun ganz schnell ins Bett und deckt Euch gut zu. Macht es Euch wieder so richtig gemütlich. Seid Ihr soweit? Schließt bitte Eure Augen und öffnet Eure Ohren, denn jetzt begeben wir uns wieder zur Veranda unserer fünf Burschen, die sich gerade für ihr nächstes Abenteuer wappnen …

… Herr Öseblöm war gerade in einer großen Staubwolke verschwunden, da stand er auch schon wieder vor der Veranda!

»Eh ich es vergess!«, rief er, »Kalle, Du solltest auch hier bleiben, damit wir Dich nicht lange suchen müssen …«

Mit diesen Worten war der Wanderer nun endgültig entschwunden. Unsere Freunde auf der Veranda rätselten darüber, was Öseblöm nur vorhatte.

»Wieso sollst jetzt Du auch hier bleiben?«, fragte Balthasar. »Und ich soll etwa zur Schule gehen?«

»Ganz genau!«, sagte Dalin. »Zusammen mit Mallewutz wirst Du Dich an der Schule erfreuen.«

»Erfreuen?«, wiederholte Mallewutz fragend. »Wir würden viel lieber hier bleiben und …«

»… warten und nichts tun?«, ergänzte Dalin.

Der Zwerg besaß große Autorität und er ließ nicht mit sich diskutieren.

»Na, ganz allein werde ich aber nicht auf dem Feld arbeiten«, stellte Malle fest. »Da helfe ich lieber im Haus, schließlich gibt es auch hier einiges zu tun.«

»Du kannst mir gut zur Hand gehen«, stimmte Dalin zu und wandte sich dann an die jüngsten Burschen: »Ihr macht Euch jetzt fertig. Es wird Zeit.«

»Genau«, sagte Kalle. »Ich komme kurz mit und erkläre den Lehrern, dass Kreszenz heute … und vielleicht morgen nicht kommen kann.«

»Vielleicht sollte ich doch heute noch gehen …«, überlegte der Sohn des Bürgermeisters.

»Nein«, widersprach Dalin. »Du hast doch gehört, dass wir keine Zeit verlieren sollten.«

Und so kam es, dass Kalle vor der Schule den Bürgermeister traf, der gerade mit einigen Lehrern sprach. Die waren zunächst so gar nicht damit einverstanden, dass Kreszenz dem Unterricht fern blieb. Als aber auch Kalle von einem großen Notfall sprach und auch noch darauf hinwies, dass Kreszenz dieses Schuljahr sowieso wiederholen müsste, hatten die Lehrer schließlich ein Einsehen. Es hätte auch nicht viel geändert.

Der Bürgermeister wünschte Kalle noch viel Glück.

»Und pass bitte auf meinen Sohn auf«, bat er den Burschen, der mittlerweile zu einem echten Abenteurer gereift war.

Auf der Veranda des Burschenhauses verstrich die Zeit wieder ganz besonders langsam. Dralle und Kreszenz hatten gepackt und saßen startklar auf der Bank. In ihren Augen hatte die Zeit etwas von einem klebrigen Kaugummi. Nur zögerlich schien der Sekundenzeiger voranzuschreiten. Da halfen auch die aufmunternden Worte nicht, die Dalin ihnen immer wieder zuwarf.

Kalle hockte sich dazu und ließ es sich mit einem zweiten Frühstück gut gehen.

»Habt Ihr keinen Hunger?«, fragte er.

Dralle schüttelte nur den Kopf. Es war ihm unbehaglich. Ständig dachte er darüber nach, warum Herr Öseblöm ausgerechnet ihn ausgesucht hatte. Dem jungen Kreszenz erging es nicht viel anders. Er dachte an die Zeit zurück, in der er als Oberrüpel seine Mitschüler drangsalierte. Großspurig war er damals aufgetreten. War das mutig?

Heute erschien es ihm eher dumm. Jetzt würde er Mut brauchen! Einem Freund zu helfen und sich ins Unbekannte vorzuwagen, das erfordert Mut und Courage. Kreszenz zweifelte ein wenig, ob er diesen Mut wirklich hätte.

Kalle hingegen schien keine Angst zu verspüren, ganz im Gegenteil. Er freute sich auf die Abwechslung und ließ es sich schmecken.

Da ertönte aus der Ferne ein mächtiges Donnern und Grollen. Der Boden bebte und das Geschirr begann auf dem Tisch zu tanzen.

»Handan hat es wirklich eilig«, bemerkte Kalle und trank noch schnell einen Schluck Tee.

Diesmal bremste der Riese aus Wurzelbruck erst kurz bevor er die Veranda erreichte. Auf seiner Schulter saß Öseblöm und hielt sich mit aller Kraft fest. Es war noch nicht einmal Mittag, als Öseblöm mit einem Satz heruntersprang und die Verandastufen erklomm.

»Hallo Freunde.« Der Riese von Wurzelbruck ließ sich wieder vor der Veranda nieder und begrüßte die Burschen. Dem Zwerg nickte er freundlich zu.

»Wie ich sehe, erholst Du Dich gut«, stellte er fest.

Dalin lächelte. »Bei dieser Pflege ist das auch kein Wunder.«

»„Lasst uns keine Zeit verlieren!«, drängte Betty. Das Eichhörnchen war schon den ganzen Vormittag nervös über die Veranda gesprungen. – »Geduld, Geduld«, bat Öseblöm um Ruhe. »Zuerst muss Kalle noch ein wenig üben.« – »Üben?«, fragte Kalle verdutzt. »Was sollte ich üben?« – »Ich habe es schon mit Handan besprochen«, erklärte Öseblöm. »Du wirst heute mit Betty zum Zauberwald gehen.« – »Zum Zauberwald?«, wiederholte Kalle. »Der ist doch viel zu weit weg für mich!« – »Das stimmt«, entgegnete Öseblöm. »Und deshalb musst Du üben, denn Du wirst meine Wanderstiefel nehmen …«

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«