… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 175

Laufen lernen

»Es ist soweit! Seid Ihr bereit?«

Unsere Freunde auf der Veranda sind nämlich fest entschlossen, sich ins nächste Abenteuer zu stürzen und ihrem Freund Don Carlos zu helfen. Wenn Ihr also wissen wollt, wie diese Geschichte weiter geht, dann solltet Ihr jetzt ganz schnell ins Bett. Nun müsst Ihr nur noch Eure Augen schließen und Eure Ohren ganz weit aufmachen …

Kalle war sprachlos. Er hatte mit vielem, ja, irgendwie mit allem gerechnet, aber nicht damit! Er sollte Öseblöms Wanderstiefel tragen …?

»Ich, ich soll«, stotterte Kalle, der sich noch immer nicht gefasst hatte.

»Nein, Du sollst nicht, Du musst meine Wanderstiefel nehmen!«, rief Öseblöm. »Sonst können wir es nicht schaffen.«

»Aber was sollen wir denn im Zauberwald?«, fragte Betty.

Ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken an den »freundlichen Busch«.

»Ihr werdet zuerst den knochigen Rest des Busches zurückbringen, der uns unter der Veranda auf die Nerven geht«, erklärte Öseblöm. »Nur weil Ihr ihn gerade nicht hören könnt, bedeutet das nicht, dass er Ruhe gibt. Und ich kann ihn die ganze Zeit über hören. Glaubt mir, ihr wollt nicht wissen, auf was für hilfreiche Ideen das Geäst so gekommen ist, in der letzen Nacht.«

Öseblöm grinste gequält.

»Also gut«, sagte Kalle. »Und was machen wir, wenn wir vom Busch gefangen genommen werden?«

»Dann rufst Du nach dem Herrn des Waldes!«, antwortete Öseblöm.

»Karun …«, entfuhr es Kalle.

»Es wäre sowieso gut, wenn Du ihn treffen könntest«, meinte Öseblöm. »Möglicherweise kann er Dir sagen, wo wir Don Carlos finden.«

»Ob so oder so, Du bringst Betty sicher auf die andere Seite des hohen Berges. Dort treffen wir uns. Aber jetzt, wird geübt!«

Öseblöm zog seine Stiefel aus und stellte sie nebeneinander Kalle vor die Füße. Dabei stand Dix aufrecht und Dax verkehrt herum.

»Du kennst die Regeln?«, vergewisserte sich der Wanderer. Dann wandte er sich direkt an seine Stiefel.

»Dass Ihr mir auch keinen Ärger macht, verstanden? Wir brauchen jetzt Eure Hilfe.«

Die Wanderstiefel zitterten ein wenig und zeigten, dass sie einsatzbereit waren. Kalle musste sie nur noch überstreifen …

Genau in diesem Augenblick kamen Mallewutz und Balthasar aus der Schule zurück.

»Ihr seid noch da!«, rief Balthasar erfreut. »Die Schule war ziemlich langweilig heute.«

»Das fand ich gar nicht«, widersprach Mallewutz. »Aber hier scheint mehr los zu sein.«

Da mochte Mallewutz wohl recht haben. Kalle streifte sich also die Stiefel über. Zuerst dachte er, sie seien zu klein, dann wiederum hatte er den Eindruck, sie seien zu groß, zuletzt spürte er, wie Dix und Dax sich an seine Füße anschmiegten und ihm sicheren Halt gewährten.

Kaum richtete er sie direkt nebeneinander aus, sprangen sie auch schon los und zerrten unseren Kalle gnadenlos mit. Die Stufen der Verandatreppe herunter, quer über den Hof, dann mit einem Satz auf das Verandageländer …

Kalle hatte Mühe, sein Gleichgewicht nicht zu verlieren.

»Hoho!«, rief er, als er nach hinten überzukippen drohte.

Das verstanden Dix und Dax als Ansporn. Jetzt bewegten sie unseren Burschen in großen Sprüngen vorwärts und in die Höhe. Nach einem kurzen Anlauf sprangen sie mit Kalle auf das Dach des Burschenhauses, nur um kurz darauf wieder auf dem Hof zu landen.

»Du solltest auch mal zum Stehen kommen!«, rief Öseblöm dem jungen Abenteurer zu.

Kalle richtete die Stiefel voneinander ab und im selben Moment kamen Dix und Dax zum Stehen.

»Das ist schon gar nicht so schlecht«, urteilte Handan und applaudierte laut. »Aber bevor Ihr Euch auf die Reise macht, solltest Du noch ein bisschen üben. Sicher ist sicher.«

Kalle schob die Stiefel vorsichtig wieder zusammen. Alles starrte gebannt auf den Burschen und seine ersten »Gehversuche«.

Da rief Balthasar plötzlich ganz laut: »DixDax!«

Wie von einer Tarantel gestochen starteten die Stiefel und hinterließen nur noch eine große Wolke aus trockenem Staub. Kalle war verschwunden.

Balthasar lachte laut. Die anderen Freunde jedoch machten besorgte Gesichter.

»Und wo ist jetzt Kalle?«, fragte Betty, die mittlerweile auf Öseblöms Schulter Platz genommen hatte.

Der Riese Handan stand kurz auf, um Kalle über die Dächer nachzuschauen. »Er ist schon ziemlich weit fort«, meinte er. Und nach einer Pause: »Ah, jetzt scheint er die Kontrolle zu finden.« – »Woher weißt Du das?«, fragte Kreszenz. – »Kalle dreht gerade um. Er kommt zurück. Ich hoffe, er kann bremsen!« – »Das hoffe ich auch«, sagte Öseblöm. »Macht Platz!« – In diesem Augenblick kam Kalle herangeeilt, wie eine Rakete, ein letzter Sprung und schon blieb er direkt vor der Veranda stehen. »Jetzt können wir starten!«, rief er und grinste breit über sein ganzes Gesicht.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«