… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 177

Garstiger Helfer

»Es ist soweit, seid Ihr bereit?«

Dann wollen wir uns nun gemeinsam ins nächste Abenteuer stürzen. Aber dazu müsst Ihr erst wieder ins Bett. Deckt Euch also gut zu, schließt Eure Augen und macht Eure Ohren ganz weit auf. Nebenbei bemerkt, solltet Ihr Eure Herzen auch weit öffnen, denn nur Kinder mit großen Herzen können uns hier auf dieses Abenteuer begleiten. Unter der Veranda war ganz schön viel los …

Dalin war nicht unglücklich darüber, dass Öseblöm sich bereit erklärt hatte, unter die Veranda zu krabbeln. Er erinnerte sich noch zu gut an die ungebetene Hilfe des Geästs. Dabei war ja Öseblöms Bettdecke ziemlich ramponiert worden. Zum Glück hatten die Burschen mehr als genug Decken daheim, sodass Öseblöm einfach eine neue bekam.

»Sei vorsichtig«, rief Dalin. »Der Busch will Dir „helfen“!«

»HELFEN …, HILFE …, HELFEN …«, ertönte es unter der Veranda. »ICH BIN BUSCH, komm zu mir mein FREUND, ich HILFT DIR …«

Öseblöm musste achtgeben, denn das knochige Geäst versuchte immer wieder, sich schlangenartig um sein Handgelenk zu winden.

»Ich glaube, diesmal muss ich DIR helfen, mein Freund«, begrüßte der Wanderer das Geäst, das sich noch immer für einen ausgewachsenen Busch hielt.

»Oh, welch EDLES ANSINNEN …«, kam es etwas knurrig zurück. »ICH BIN HELFER BUSCH, ein FREUND, ein helfender FRRREUND, ein FREUNDLICHER HEEELFER …, gib mir DEINE HAND …«

Öseblöm überlegte kurz, wie er es am besten anstellte, das Geäst unter der Veranda hervorzuholen. Auf keinen Fall wollte er dem Busch seine Hand reichen.

Plötzlich hatte er eine Idee!

Sofort kroch er wieder zurück, erhob sich, sprang auf die Veranda und rannte ins Haus.

»ICH BIN DER HELFER!!!«, knurrte es unter Veranda mit einer so hölzernen Stimme, dass den Freunden ganz schaurig wurde.

»Und den sollen wir mitnehmen?«, fragte Kalle besorgt.

Die kleine Betty schaute nicht minder skeptisch.

»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist«, sagte sie und versteckte sich in Kalles Armen.

»Was hat Öseblöm nur vor?«, fragte Balthasar. »Der Busch kann doch nicht hier bleiben.«

»Ich zeige ihm jetzt, was aus ihm wird, wenn er jetzt nicht mitkommt!«, rief Öseblöm und stand lustig grinsend in der Tür. Dabei hielt er einen großen Reisigbesen in die Höhe.

»Du meinst, das beeindruckt ihn?«, zweifelte Kalle.

»Ich zeige ihm seine Zukunft, wenn er jetzt nicht mit nach Hause kommt«, erklärte Öseblöm fest entschlossen und schwang sich mitsamt Besen unter die Veranda.

Plötzlich herrschte eisiges Schweigen.

Niemand konnte hören, was Öseblöm und der Busch miteinander redeten, falls sie überhaupt etwas redeten.

Dalin, noch immer auf Knien vor der Veranda, konnte es als Erstes erkennen. Die Freunde auf der Veranda sahen ein klein wenig später, wie Öseblöm langsam rückwärts hervorgekrochen kam. In seinen Händen den Reisigbesen, darum herum gewickelt das knochige Geäst. Jetzt, bei Tageslicht betrachtet, sah es gar nicht mehr so wild aus. Ganz im Gegenteil, das knochige Geäst schien sogar ein wenig zu zittern.

Öseblöm sprach mit sanfter Stimme auf das Geäst ein: »Mein Freund Kalle wird Dich jetzt zu Deinem Vater nach Hause bringen. Und dann kannst Du wieder ein RICHTIGER Busch sein.«

Dalin und seine Freunde staunten nicht schlecht. Gerade wollte der Zwerg nachfragen, wie Öseblöm das nur gemacht hat, als der Wanderer ein kurzes Zeichen gab, jetzt besser still zu bleiben.

»Und Ihr werdet weder meinem Freund Kalle noch meiner kleinen Betty etwas antun. Ihr werdet auch nicht HELFEN! Habt Ihr das verstanden?«

Der Wanderer sprach mit sanfter Stimme, aber mit einer solchen Eindringlichkeit, dass der Busch noch mehr zu zittern begann.

»VERSPROOOCHEN …«, knurrte er, dann schwieg er für den ganzen Rest des Tages.

Öseblöm gab Kalle ein Zeichen. Der schritt leise die Verandastufen herab und näherte sich vorsichtig dem Reisigbesen. Dann übergab der Wanderer den Besen mit dem Geäst. Betty hatte es sich mittlerweile auf Kalles Schulter bequem gemacht.

»Halt Dich gut fest«, empfahl Kalle dem Eichhörnchen. »Es wird eine ziemlich schnelle Reise …«

Schließlich winkte der Bursche seinen Freunden noch einmal zu.

»Wir sehen uns heute Abend, spätestens aber morgen früh«, rief Öseblöm und mit einer lässigen Geste Richtung Geäst: »Falls er Ärger macht …, verbrenn ihn!«

Balthasar und Mallewutz schnaubten, als sie das hörten. Selbst Dalin zog erstaunt seine Augenbrauen in die Höhe. Das knochige Geäst aber sprach kein Wort.

Es wechselte lediglich die Farbe von Rot zu Giftgrün. Kaum war Kalle mit seiner Fracht verschwunden, kletterte Öseblöm auf Handans Schulter. »Na wo bleibt Ihr denn?!«, rief er und winkte Dralle und Kreszenz herbei. Mit Kalles Seil banden sie sich wieder fest. Die Reise konnte beginnen. Langsam erhob sich der Riese von Wurzelbruck zu seiner vollen Größe. Dann begann die Erde zu zittern …

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«