Busch oder Busch

»Die nächste Geschichte steht bereit. Ich hoffe sehr, Ihr seid soweit?!«

Dann wird es Zeit, dass wir es uns wieder so richtig gemütlich machen. Also heißt es jetzt gut zudecken; kuscheln ist angesagt. Schließt nun bitte Eure Augen – nicht blinzeln! Öffnet Eure Ohren und macht auch Eure Herzen ganz weit auf, denn unser Freund Kalle wandert mit seiner kleinen Freundin immer tiefer in den Zauberwald hinein …

»Leuchtendes Auge!«, wiederholte Betty. »Ein lustiger Name! Das muss ich unbedingt den anderen erzählen, sobald wir zurück sind …«

»Untersteh Dich!«, warnte Kalle das Eichhörnchen. »Kein Wort darüber zu den anderen, hast Du verstanden.«

»Ich habe Dich gehört«, antwortete Betty etwas schnippisch. »Aber VERSTEHEN tue ich Dich nicht. Was ist denn schon dabei?«

Kalle antwortete nicht und schritt weiter voran, immer darauf bedacht nicht auf eine junge Pflanze oder ein kleines Tier zu treten. Wieder hatten beide das Gefühl, aufmerksam beobachtet zu werden. Die Bäume, ja, der ganze Wald folgte jeder Bewegung der Abenteurer.

Das knorrige Geäst hatte allmählich an Farbe zurückgewonnen und je weiter sie vorankamen, desto grüner schienen die einzelnen Zweige zu werden. Doch nach wie vor traute es sich nicht, ein Wort zu sagen.

»… TRAURIG …, GAAANZ TRAUUUURIG …«, ertönte es immer wieder aus der Ferne. Allerdings wurde es mit jedem Schritt lauter.

»Hörst Du das?«, fragte Kalle und blieb plötzlich stehen.

Betty regte sich nicht und schwieg.

Der Bursche lauschte in den Wald hinein.

»Hörst Du das auch?«, wiederholte er seine Frage.

Das Eichhörnchen sagte kein Wort und starrte regungslos vor sich hin. In der Ferne war deutlich ein Knacken und knacksen von zerbrechenden Zweigen zu hören. Betty konnte es unmöglich überhören, aber sie antwortete nicht.

Also ging Kalle weiter.

Plötzlich begann das knorrige Geäst zu zittern und dann rief es laut:

»BUSCH, Ich BIN BUSCH!«

»… TRAUUUURIG, es ist alles SOOOO TRAUUUURRR..GURGEL …«

Unsere Freunde hatten das Gebüsch erreicht, den freundlichen Busch, der jeden festhielt, nur um zu HELFEN …

Kaum dass die beiden Abenteurer vor dem riesigen Gebüsch standen, donnerte dieses auch schon los. »WER ist BUSCH?!!!«

Das knorrige Geäst in Kalles Hand zitterte als es antwortete: »ICH BIN BUSCH, FREUND BUSCH!«

Kalle verneigte sich höflich, um das Gebüsch aus dem Zauberwald zu begrüßen.

»Ich wünsche einen wunderschönen guten Tag, mein freundlicher Busch aus dem Zauberwald.«

Die ersten Zweige des »freundlichen Buschs« versuchten bereits, sich um Kalles Beine zu wickeln. Aber der Bursche gab ihnen den Reisigbesen zu fassen.

»Wie kann ich Dir HELFEN, junger Mann?«, fragte der Busch.

»Mein Name ist Kalle und ich bin ein guter Freund von Vinidi Öseblöm …«

»AAH …, ÖSEBLÖM …«, antwortete der Busch. »Ein GUTER FREUND!«

Jetzt meldete sich das knorrige Geäst zu Wort.

»Nein, ICH BIN BUSCH, ein GUTER BUSCH, ich HELFE GERN …«

Nun begann auch der Busch aus dem Zauberwald zu zittern.

»WER WAGT ES …?«, donnerte er los und all seine vielen Zweige färbten sich dunkelrot. »Es gibt nur EINEN BUSCH, FREUND BUSCH und ICH BIN BUSCH!«

»NEIEN, BIST DU NICHT«, widersprach das Geäst. »DENN ICH BIN BUSCH und es gibt nur MICH!«

Kalle schüttelte den Kopf.

»Hast Du so etwas schon einmal erlebt?«, fragte er Betty.

Doch das Eichhörnchen schwieg beharrlich und drehte Kalle den Rücken zu. Der junge Bursche warf nun das Geäst in den Busch hinein. Kaum dass Busch und Geäst sich berührten, umschlungen sie sich und wuchsen augenblicklich zusammen. Jetzt wechselte der Busch zu einem leuchtenden Grün.

»„DANKE!«, rief der Busch. »LEUCHTENDES AUGE hat mir geholfen. AUCH DU NUN FREUND!« – Die kleine Betty gluckste kurz vor sich hin, sprach aber weiterhin kein Wort. Kalle war verblüfft. – Der Busch wandte sich nun direkt an das Eichhörnchen: »Und Dir geht es gut, meine Kleine?«, fragte er. »Konnte ich Dir helfen?« – Plötzlich wirkte der Busch überhaupt nicht mehr einfältig. Betty regte sich nicht und ignorierte auch den Busch. – »Nun, Du hast noch einiges zu lernen …, TAUBES OHR!«, bemerkte der Busch und schien zu lächeln. – Unser Kalle aber brach jetzt in lautes Gelächter aus. »Leuchtendes Auge und Taubes Ohr«, lachte er. »Das ist ja ein tolles Gespann …«

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«