… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 189

Kalle in Eile

»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«

Die nächste Gutenachtgeschichte wartet schon auf Euch. Als schlüpft ganz schnell unter Eure Decke, macht es Euch wieder so richtig gemütlich … Nun schließt Eure Augen und öffnet Eure Ohren. Psst, ganz leise sein und gut zuhören, denn wir begleiten nun Kalle und Betty, die es wirklich eilig haben, endlich ihre Freunde zu treffen …

Kalle hörte die Stimme und fühlte, wie der Wind ihn zärtlich streichelte.

»Halt Dich fest!«, rief er seiner kleinen Begleiterin zu.

Betty steckte noch immer in seinem Hemd und das war auch gut so. Denn der junge Bursche gab Dix und Dax das Zeichen zum Aufbruch.

»DixDax«, entfuhr es ihm.

Es war nur ein leises Flüstern, aber seine Wanderstiefel achteten auf jedes Wort und jede noch so kleine Geste. Wie ein gewaltiger Wirbelsturm legten sie los und ließen unseren Freunden kaum Zeit Luft zu holen. In wirklich atemberaubender Geschwindigkeit brausten sie davon, wirbelten den Staub unter ihren Sohlen auf und waren schon längst außer Sichtweite, als auch das letzte Staubkorn endlich wieder den Boden erreichte.

So sahen unsere Freunde auch nicht mehr, dass der mächtige Baum am Eingang des Zauberwaldes ihnen noch mit seinem lustigen Jägerhut zuwinkte.

»Viel Glück!«, rief der Baum, aber seine Worte gingen im Dröhnen der Wanderstiefel unter.

Unser Kalle brauchte ein wenig, um mit dieser Geschwindigkeit fertig zu werden und nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Kaum sah er, wie sie auf einen Felsen zurasten, spürte er auch schon, wie die Stiefel mit einem Riesensprung darüber hinwegflogen. Kein Hindernis war zu hoch für Dix und Dax.

Es dauerte nicht sehr lang, da erreichten sie auch schon die Schafherde, wo Erik noch immer darüber nachdachte, warum es alle Besucher immer so eilig haben.

Die Sonne stand jetzt bereits tief am Horizont, als Kalle plötzlich, wie aus dem Nichts auftauchte. Mit einem Riesensatz sprang er über einen Felsen mitten in die friedlich grasende Schafherde hinein.

»VORSICHT!«, brüllte er und raste mit einem Affentempo mitten durch die Herde hindurch. Dabei war er so schnell, dass der gigantische Luftsog, den unsere Freunde verursachten, den armen Erik packte und gleich dreimal um die eigene Achse wirbelte.

»Was war denn das?«, fragte der Anführer der Schafherde, aber kein einziges Schäfchen konnte erklären, was gerade passiert war. Viel zu schnell raste dieser Wirbelsturm durch die Schafherde.

»Vielleicht sollte ich doch einmal etwas schneller denken?«, überlegte Erik, ein Gedanke, für den er natürlich wieder Zeit brauchte, um ihn auch ganz genau zu denken …

Kalle und Betty jedoch waren schon längst außer Sichtweite, als die vielen Schäfchen noch damit zu tun hatten, wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen. Später sollten sie allen von einem Tornado erzählen, der mitten durch ihre Herde gerast sei.

Kalle konnte bereits am Horizont die drei Bäume erkennen, die aufmerksam den vergessenen Eingang zur Höhle bewachten.

»DaxDix«, rief der Bursche plötzlich und die Wanderstiefel wurden auf der Stelle langsamer.

Dieses Wort hatte ihm niemand verraten, auch die Stiefel nicht, aber es stand mit einem Mal wie in deutlichen Buchstaben geschrieben vor seinen Augen.

»Seltsam …«, murmelte Kalle nachdenklich, aber er freute sich, dass er nun noch besser mit den Wanderstiefeln zurechtkam.

So etwas, wie mit dem Zauberwald sollte ihm nicht noch einmal passieren. Deshalb kam unser junger Abenteurer auch bei den steinernen Bäumen zum Stehen. Noch völlig außer Atem begrüßte er die Wächter.

»Einen wunderschönen guten Abend«, begann er und verneigte sich höflich. »Mein Name ist Kalle und ich bin ein guter Freund von Vinidi Öseblöm …«

Die Bäume schwiegen.

Kalle wartete auf eine Reaktion. Das Eichhörnchen wagte mit seinem kleinen Köpfchen einen ersten Blick aus dem Hemd heraus. Dann sprang es auch schon auf Kalles Schulter.

Eine Weile verging, ohne dass irgendetwas passierte. Zumindest hätte selbst ein guter Beobachter nichts bemerken können. Doch mit einem Mal gaben die Bäume wortlos den Weg frei.

Kalle lächelte zuversichtlich und unsere beiden Freunde schritten rasch auf den Höhleneingang zu, der seit Ewigkeiten hinter einem majestätischen Gebüsch verborgen lag.

Kalle berührte die ersten feinen Zweige dieses Buschwerks und flüsterte: »Karun …«.

Nach einer kurzen Pause wieder: »Karuuun …«

Der Strauch begann zu zittern und änderte seine Farbe in fast goldenes Gelb.

»Sei willkommen, mein Freund«, sprach er. »Nun hast Du verstanden!«

»Sind meine Freunde schon auf der anderen Seite?«, fragte Kalle. – »Nein«, antwortete Karun. »Sie sind noch in der Höhle.« – »Und die kleine Marie?«, wollte Kalle wissen. – »Ich sagte doch, sie sind noch in der Höhle«, wiederholte Karun und fügte abschließend noch hinzu: »Vergiss nicht, sei Öseblöm jetzt ein GUTER Freund.« Dann gab Karun den Weg frei. – Die kleine Betty jedoch hatte wieder einmal von alledem nichts mitbekommen, denn sie war schlicht auf Kalles Schulter eingeschlafen …

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«