… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 198

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»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«

Die nächste Gutenachtgeschichte wartet schon auf Euch. Und Ihr wisst ja bereits, dass eine wirklich gute Geschichte am allerbesten im Bett zu lesen ist. Darum hüpft nun ganz schnell in Euer Bett, deckt Euch gut zu und macht es Euch wieder so richtig gemütlich. Jetzt schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn unsere Freunde wollen gerade aufbrechen.

»Meine Hose hält auch ohne Gürtel«, fügte Kreszenz noch hinzu. »Hoffe ich jedenfalls.«

Damit reichte er den Gürtel seinem Freund Ralle, doch der stand wie angewurzelt da. Auf seinem Arm saß nach wie vor Amira und machte keinerlei Anstalten, sich zu erheben. Mit der anderen Hand aber hielt Ralle krampfhaft seine übergroße Hose fest.

»Lass mich Dir helfen«, bot nun Kalle an, befreite Ralle von seinem deutlich zu großen Gürtel und ersetzte diesen durch Kreszenzs Gürtel.

»Du kannst jetzt loslassen«, sagte Kalle, nachdem er Ralles Hose so richtig festgezurrt hatte. »Es schaut zwar nicht besonders gut aus, aber wenigstens musst Du nicht ohne Hose nach Hause gehen.«

»Danke«, sagte Ralle erleichtert.

»Wenn Don Carlos auf der Veranda ist, sollten wir wohl wieder zurück«, schlug Öseblöm vor.

»Das ist wahr«, ertönte Kasrans Singsangstimme. »Und Ihr solltet Euch beeilen, denn Don Carlos bleibt nicht mehr viel Zeit.«

»Hättet Ihr ihm nicht einfach so helfen können?«, fragte Handan. »Auch gegen seinen Willen? Der Adler vom hohen Berg scheint ja manchmal ein ziemlicher Dickkopf zu sein.«

Kasran schüttelte bedauernd seinen Kopf. »Es ist uns nicht gegeben, gegen den Willen eines Wesens zu helfen.«

»Habt Ihr so was denn überhaupt schon einmal versucht?«, fragte überraschend das Schäfchen Marie. Sie erinnerte sich gut daran, dass Erik von Weidenstamm ihr schon oft geholfen hatte, auch gegen ihren Willen. Und so sollte das für so ein mächtiges Lichtwesen doch nicht so schwer sein.

»Ich sagte doch, es ist uns nicht gegeben …«, antwortete Kasran und gab deutlich zu verstehen, dass das Gespräch hier beendet sei.

Öseblöm dachte kurz nach, wie sie sich am besten aufteilen könnten.

»Kalle könnte kurz die kleine Betty nach Hause bringen«, überlegte er laut. »In meinen Stiefeln ist er schnell genug. Und ich könnte mit Amira über den hohen Berg fliegen. Ralle und Kreszenz hätten auf Handans Schultern Platz und Handan könnte Marie auf seinem Arm tragen …«

»Auf allen Vieren …?«, bemerkte der Riese von Wurzelbruck mit skeptischem Blick. »Du vergisst mein Freund, dass ich in der Höhle auf allen Vieren kriechen muss. Ich wünschte, ich hätte Flügel.«

»Ich soll nach Hause?«, erboste sich Betty. »Glaubst Du, ich hätte den ganzen weiten Weg auf mich genommen, um von Kalle mal eben schnell nach Hause gebracht zu werden? Oh nein, mein Freund, ich werde mit Euch kommen, bis ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass es Don Carlos wieder gut geht!«

»Ich sagte doch, MUTIGES HERZ«, mischte Kalle sich jetzt ein und fuhr mit einem feinsinnigen Lächeln fort: »TAUBES OHR stimmt aber auch, denn sie wird nicht auf Dich hören, Öseblöm!«

»Ihr braucht zu lange durch die Höhle«, stellte Kasran fest. »Am einfachsten wäre es, wenn Ihr alle über den hohen Berg fliegt.«

»Da müsste ich aber oft hin und her«, schlussfolgerte Amira. »Und einen Riesen kann ich unmöglich tragen. Nicht einmal einen der Burschen könnte ich auf meine Schultern nehmen. Die sind einfach zu schwer für mich. Ich bin nur ein kleiner Adler.«

»Kleiner Adler …«, wiederholte Marie. »Was soll ich denn sagen?«

»Bitte …,« ertönte es wieder in feinem Singsang aus der Höhle, »einfach nur BITTE.«

»Würdet Ihr uns helfen?«, bat daraufhin Öseblöm das Lichtervolk um Hilfe, und verneigte sich voller Respekt.

»Jederzeit«, antwortete Kasran. Und mit einem Funkeln, das aussah wie ein Augenzwinkern, fügte er hinzu: »Nur das mit den Flügeln müssen wir anders machen.«

Handan fühlte sich unbehaglich, als er diese Worte vernahm. Zwar war er es gewohnt, aus großer Höhe auf alles herunterzuschauen, aber er war noch nie zuvor geflogen. Wie sollte man auch ohne Flügel fliegen, und da Riesen bekanntermaßen keine Flügel haben, hatte er sich auch niemals wirklich Gedanken darüber gemacht. Doch jetzt sollten sie alle zusammen über den hohen Berg fliegen.

»Darf ich bitten?!«, wandte sich Öseblöm an seine Freundin Amira. »Wir beide können fliegen, nicht wahr?«

Amira schaute noch einmal zu ihrem neuen Freund Ralle, dann schwang sie sich zögernd in die Höhe, um auf einem kurzen Ast in der Nähe zu landen. Öseblöm rannte hinter ihr her und kletterte gewohnt selbstsicher auf ihren Rücken.

»Dann kann es losgehen!«, rief er und gab das Zeichen zum Aufbruch. – Kasran war mittlerweile wieder im Freien, unsichtbar für unsere Freunde. – »Oh je, oh je!«, rief Handan, als ihm der Boden unter seinen Füßen davon glitt. Ralle und Kreszenz sprangen mit einem Satz hoch, hielten sich an seinen Beinen fest und wurden dann sanft, von unsichtbarer Hand behutsam auf die Schultern des Riesen gesetzt. Kalle und Betty schwebten bereits einige Meter über dem Boden und fanden Gefallen an dieser Art der Fortbewegung. – »Und was ist mit mir?!«, rief Marie, bevor auch sie in die Höhe gehoben wurde.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«