… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 199

Guter Flug

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag …«

Dann wollen wir diesen für heute beschließen. Hüpft also ganz schnell in Euer Bett, deckt Euch gut zu und macht es Euch so richtig kuschelig. Seid Ihr bereit? So schließt jetzt bitte die Augen und spitzt Eure Ohren, denn unsere Freunde stiegen gerade, wie bunte Luftballons, langsam in die Höhe des warmen Morgenhimmels und die Sonne hatte ihre helle Freude daran.

Langsam, geradezu vorsichtig, hob Kasran die Freunde in die Höhe. Marie drehte sich dabei um die eigene Achse. Handan wurde leicht schwindelig bei dem Blick in die Tiefe. Unten saßen noch immer Öseblöm und Amira, die den Flug unserer Freunde verfolgten.

Jetzt breitete Amira ihre mächtigen Flügel aus und schwang sich zusammen mit Öseblöm in die Höhe. Nach kurzer Zeit schlossen sie zu ihren Gefährten auf, die stetig an Höhe gewannen.

Kasran war wirklich behutsam, denn er hätte sehr viel schneller sein können. Aber das Lichtwesen wollte die Abenteuerer nicht erschrecken. So schwebten Handan, Kalle und Marie wie Seifenblasen an der schroffen Felswand empor, immer höher, dem Gipfel entgegen.

Unterdessen ging Amira wieder in ihren gleitenden Steigflug über und ließ sich vom Aufwind nach oben tragen.

»Haltet Euch gut fest!«, riet Handan den Burschen.

Die krallten sich an seinem Kragen fest und starrten in die Tiefe.

»Ganz schön hoch hier«, murmelte Kreszenz.

»Es heißt ja auch hoher Berg und nicht tiefer Berg!«, rief Kalle zu den Freunden herüber.

Der junge Abenteurer hatte sich schnell daran gewöhnt, von Kasran getragen zu werden und genoss den Flug. Ganz besonders gefiel ihm der Blick in die weite Ebene, wie sie von der aufgehenden Sonne in ein wunderbares, goldgelbes Licht getaucht wurde.

»Wir hätten uns wieder festbinden sollen«, stellte Ralle fest, der sich ebenfalls mit aller Kraft an den Hemdkragen des Riesen klammerte.

»Warum macht Ihr das jetzt nicht?«, fragte Handan.

Der Riese fühlte sich noch immer ziemlich unsicher, wollte es aber nicht zeigen. Schließlich war er ja ein Riese und ein Riese hatte doch keine Angst.

»Weil Kalle unser Seil hat«, erklärte Kreszenz.

»Mein Seil!«, rief Kalle herüber. »Es ist mein Seil und es bleibt mein Seil und …«

»Schon gut«, unterbrach Ralle. »Weil Kalle sein Seil hat, das er aber gar nicht braucht. Es sei denn, er will die kleine Betty damit festbinden …«

»Streitet Ihr etwa?«, fragte Handan.

»Ach was«, rief Kalle. »Die beiden haben nur Angst!«

»Kein Grund zur Angst«, erklang plötzlich in wohlbekanntem Singsang Kasrans Stimme wie aus dem Nichts heraus. »Ich lasse Euch nicht fallen, niemals! Selbst wenn Ihr springen würdet, es würde Euch nichts geschehen.«

»Na, das probiere ich lieber nicht aus«, sagte Ralle. »Aber trotzdem danke, für Deine Hilfe.«

Es verging Minute um Minute, während unsere Freunde sich langsam aber stetig dem Gipfel näherten.

»Da ist das Nest!«, rief Betty, die es sich in Kalles Hemd gemütlich gemacht hatte. Hier fühlte sich das Eichhörnchen sicher.

»Welches Nest?«, fragte Kalle.

»Na, das Nest von Don Carlos!«, erklärte Betty und deutete auf einen kleinen Felsvorsprung in der steilen Gebirgswand.

Jetzt sahen es auch die anderen.

»Ganz schön traurig, so ein verlassenes Nest«, bemerkte Ralle.

»Oh, ich erinnere mich an eine Zeit, wo ich das gar nicht so schlecht fand«, piepte Betty leise, sodass nur Kalle sie verstehen konnte.

»Es ist schon gut«, sagte dieser, und streichelte der Kleinen ihr Köpfchen.

Nun erreichten alle zur gleichen Zeit den Gipfel des hohen Berges.

»Wir sind genauso schnell, wie Kasran«, stellte Amira befriedigt fest. »Normalerweise brauche ich ja länger, um den Gipfel zu erreichen, aber heute sind die Winde günstig.«

»Es geht kein Wind«, widersprach Öseblöm seiner Freundin. »Wir steigen nur deshalb so schnell auf, weil Kasran dies wünscht.«

»Papperlapapp«, knurrte Amira ein bisschen verärgert. »Der hat einfach an dem Riesen zu viel zu schleppen. Das ist alles.«

Öseblöm schwieg. Er wollte nicht streiten. Wichtig war nur, dass sie diese Hilfe bekamen und dadurch sehr viel schneller das massive Gebirge überwinden konnten. Langsam schwebten die Freunde über den Gipfel und glitten auf der anderen Seite wieder in die Tiefe. – »Ich werde Euch am Eingang zur Höhle absetzen. Von dort aus kennt Ihr ja den Weg.«  Kasrans Stimme wirkte beruhigend. – »Wir fliegen gleich weiter!«, rief Öseblöm seinen Freunden zu. »Wir sehen uns nachher auf der Veranda.« – Sogleich legte Amira ihre Flügel an und ging in einen schnellen Sinkflug über. Sie wollte sich beeilen.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«