… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Riesen Rums

»Es ist soweit! Seid Ihr bereit?«

Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag, denn wir wollen diesen Tag mit einer wunderbaren Geschichte ausklingen lassen. Und einer wirklich guten Geschichte folgen wir am besten in unserem Bett. Also schlüpft jetzt wieder unter die Decke und macht es Euch so richtig gemütlich. Nun schließt Eure Augen und macht Eure Ohren ganz weit auf, denn wir begleiten Kreszenz und Handan …,

… die gerade dabei sind, dem Bürgermeister zu erklären, worum es geht.

Während Kreszenz in seinen Schränken nach einer passenden Hose für seinen Freund Ralle suchte, erzählte Handan dem Bürgermeister und seiner Frau, was geschehen war.

»… auf der Suche nach Don Carlos hat der junge Dralle seine Hose verloren. Und nun will Kreszenz seinem Freund mit einer neuen Hose aushelfen.«

»Aber Dralle hat doch genügend eigene Hosen …?!«, zweifelte die Frau des Bürgermeisters.

»Misch Dich da nicht ein, Eutonia.«

Kreszenz senior schien darauf bedacht, keinen Ärger zu bekommen. Noch immer war ihm sein pein­licher Auftritt vor den Burschen recht gut in Erinnerung. Für ihn ein guter Grund, freundlich zu bleiben und mehr Zurückhaltung zu üben.

Eutonia Krase jedoch, immerhin die Frau des Bürgermeisters, ließ sich nichts von ihrem Mann sagen. Sie hatte auch keine Angst vor diesem Riesen, der so sanftmütig lächelnd vor ihrem Haus stand.

»Das ist richtig«, antwortete Handan leise. »Aber unser Dralle ist auf der Reise so schlank geworden, dass seine Hose und er ab jetzt getrennte Wege gehen. Außerdem heißt er nicht länger Dralle, sondern Ralle.«

Ohne eine Entgegnung abzuwarten fuhr der Riese fort: »Ich möchte mich hier auch noch einmal für das gewaltige Donnern entschuldigen. Ihr wisst ja, dass dies eigentlich nicht meine Art ist. Ich bemühe mich sonst immer, auf die kleinen Menschen Rücksicht zu nehmen. Doch diesmal hatten wir einen ernsten Notfall und durften keine Zeit verlieren.«

Kreszenz senior nickte nur verständnisvoll mit dem Kopf.

»Aber dann hat Dralle praktisch nichts mehr zum Anziehen, oder?!«, wollte Eutonia wissen.

»Ralle, er heißt Ralle, Mama!«, rief der kleine Junior seiner Mutter zu, als er mit einer Hose im Arm in der Haustür erschien.

Jetzt ging wieder alles sehr schnell.

Der junge Bursche sprang mit einem großen Satz in die offene Handfläche des Riesen. Der wiederum bugsierte ihn behutsam auf seine Schulter und schon setzten sich die beiden ungleichen Freunde wieder in Bewegung.

»Ich bin bald zurück!«, rief Kreszenz noch seinen Eltern zu.

»Macht Euch keine Sorgen, ich hab da nur eine Idee …«

»WIR haben eine Idee«, korrigierte ihn der Riese.

Dann waren die beiden auch schon hinter der nächsten Biegung verschwunden. Der Bürgermeister und seine Frau jedoch stapften schnurstracks zu ihren Nachbarn und gaben erst einmal Entwarnung. Es war weder ein Tornado, noch war es ein Erdbeben, das heute Morgen das kleine Dorf erschütterte.

Die Nachbarn wiederum informierten sofort ihre Nachbarn und so machte die erleichternde Nachricht in Windeseile die Runde. Langsam setzte das normale Dorfleben wieder ein.

Handan und Kreszenz marschierten weiter in Richtung Rumshof. Na ja, eigentlich schlichen sie, denn der Riese von Wurzelbruck bemühte sich, so leise wie möglich, auf Zehenspitzen zu schleichen und jede Erschütterung zu vermeiden. Dennoch kamen sie zügig voran, schließlich waren es Riesenschritte, mit denen Handan sich fortbewegte.

Währenddessen arbeitete Bauer Rums nichts ahnend auf seinem Hof.

Pimpinelle war mittlerweile unverrichteter Dinge von der geschlossenen Schule zurückgekehrt. Sie konnte nicht einmal in Erfahrung bringen, warum die Schule geschlossen hatte. Es war einfach niemand da. Schon auf dem Hinweg wunderte sich Pimpi. Kein Mensch weit und breit. Überall leere Straßen und verschlossene Fenster.

»Seltsam«, dachte sie sich und machte sich nach einiger Zeit wieder auf den Heimweg.

»Hast Du heute keine Schule?«, fragte Bauer Rums seine Tochter, als die überraschend früh auf dem Hof auftauchte.

Pimpi schüttelte nur den Kopf.

»Hab wahrscheinlich was verpasst, aber die Schule ist heute zu. Es ist niemand da. Nirgendwo.«

»Na, das trifft sich gut. Dann kannst Du mir ja bei den Kühen helfen«, stellte der Bauer fest und nahm es praktisch. Er machte sich nicht gerne viele Gedanken.

Und so kam es, dass Bauer Rums und seine Tochter im Kuhstall bei ihren Kühen waren, als Kreszenz mit dem Riesen Handan den Rumshof erreichte. Noch ein zwei Schritte wären es gewesen, dann hätte der Riese von Wurzelbruck mitten auf dem Hof gestanden …

Aber es sollte anders kommen. Die Stalltür zum Kuhstall stand sperrangelweit offen. Pimpi wollte gerade mit einem Eimer voller frischer Kuhmilch ins Wohnhaus, als Handan über seine eigenen Füße stolperte. Mit einem überraschten »Aaaah …« verlor er sein Gleichgewicht und krachte donnernd zu Boden, mitten auf den Hof von Bauer Rums, genau zwischen Kuhstall und Wohnhaus.

Für Euch, liebe Kinder, ist es jetzt an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«