… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 218

Stiefelmacher

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?! «

Dann lasst uns diesen Tag mit einer noch schöneren Geschichte ausklingen. Seid Ihr bereit? Dann hüpft nun ganz rasch ins Bett und macht es Euch unter Eurer Decke so richtig kuschelig. Jetzt schließt wieder Eure Augen, macht Eure Ohren ganz weit auf und hört gut zu, denn unsere Freunde werden in diesem Augenblick in ein großes Geheimnis eingeweiht.

»Stiefelmacher«, wiederholte Kalle mehr für sich selbst. »Meinst Du etwa einen Schuhmacher?«

»Ich glaube kaum, dass unser Dorfschuster solche Stiefel herstellen kann«, bezweifelte Kreszenz. »Ich meine, er macht wirklich gute Schuhe, ja, auch seine Stiefel sind von beeindruckender Qualität, aber solche Wanderstiefel …«

Während sich die Freunde ihre Gedanken machten und eine Zeit lang wild durcheinander diskutierten, fand unser Öseblöm langsam Gefallen an dem Gedanken, neue, »eigene« Wanderstiefel zu tragen.

»Und wie komme ich dort hin?«, fragte Öseblöm und unterbrach damit die Diskussion, in deren Verlauf schon wieder der Mond eine große Rolle spielte.

»Du hast doch Deine Stiefel von Handan, nicht wahr?«, fragte Kalle und begann sich innerlich auf ein neues Abenteuer einzustellen.

Öseblöm nickte zustimmend.

»Und woher hat Handan die Stiefel?«

Kaum hatte Kalle diese Frage gestellt, da richteten sich alle Augen auf den Riesen aus Wurzelbruck.

»Ich habe sie direkt vom Stiefelmacher«, antwortete der Riese.

»Dann weißt Du doch, wie man dorthin kommt!«, stellte Kalle fest und fand, dass es nun kein Problem mehr sein könnte.

»Aber Du scheinst den Stiefelmacher ja wohl auch zu kennen«, wandte sich Balthasar an den Zwerg, der mittlerweile ebenfalls am großen Tisch Platz genommen hatte.

»Das ist richtig«, antwortete Dalin.

»Dann weißt Du doch auch, wie man dorthin kommt, oder? Wo ist dann das Problem?«

Auch Balthasar fühlte sich zufrieden mit seiner Feststellung.

»Die Frage ist nicht richtig gestellt«, begann nun Handan eine Erklärung. »Sie müsste lauten: Wann ist das Problem?«

»Wann ist das Problem?«, wiederholte Kalle die Frage. »Na wann schon: JETZT!«

»Ihr versteht nicht, Freunde«, sagte Dalin. »Handan hat recht; das Problem liegt nicht im WO, sondern eher im WANN und OB überhaupt.«

»Wie meinst Du das?«, mischte sich Malle ein, der bislang eher still dem Gespräch gefolgt war.

»Geduld bitte, so lasst mich doch erzählen«, begann Dalin.

Jetzt herrschte gebannte Stille auf der Veranda. Nur Ralle lächelte ab und zu, denn Amira »erzählte« ihm alles auf ihre mittlerweile sehr vertraute Weise.

»Auf meinen vielen Reisen lernte ich eines Tages des Riesen von Wurzelbruck kennen. Schnell stellte sich heraus, dass Handan mich verstehen konnte. So freundeten wir uns an. Seine Wanderstiefel blieben mir natürlich nicht verborgen; zumal sie auf mein Flötenspiel immer freundlich reagierten.«

Bei diesen Worten klapperten Dix und Dax unter dem Tisch. Ab und zu schlichen sie sich an Öseblöms Füße heran, streichelten sie kurz und huschten dann schnell wieder zurück zu »ihrem« Kalle.

Dalin aber fuhr unbeirrt fort: »Da war es nicht verwunderlich, dass ich nach der Herkunft dieser fantastischen Stiefel fragte. So erfuhr auch ich vom Stiefelmacher. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass ein Zwerg, wie ich, der immer viel auf Reisen ist, solche Stiefel schon gut gebrauchen könnte, nicht wahr. Deshalb machte ich mich auf, den Stiefelmacher zu suchen.«

»Zu suchen?«, fragte Kalle, »ich denke, ihr wisst, wo er wohnt?«

»Na ja, wir kennen wohl den Ort«, antwortete Dalin, »aber dort muss man ihn suchen.«

»Das klingt aber sehr eigenartig«, murmelte Balthasar dazwischen.

»Geheimnisvoll, es klingt geheimnisvoll!«, warf Kreszenz ein und seine Augen leuchteten vor lauter Aufregung. Das war doch eine tolle Welt, in die er durch seine neuen Freunde geraten war; und der Sohn des Bürgermeisters empfand große Dankbarkeit für die Freundschaft, die ihm entgegengebracht wurde.

»Und Du hast ihn nicht gefunden, aber Handan schon?«

Kalle hatte sichtlich Schwierigkeiten sich das alles vorzustellen. Denn schließlich besaß neben Öseblöm nur noch Handan solche Wanderstiefel. Genaugenommen hatte Öseblöm jetzt keine Wanderstiefel mehr.

»Doch, doch,« versicherte Dalin, »ich habe den Stiefelmacher gefunden. Ja, ich traf ihn sogar mehr als einmal. Aber der Stiefelmacher war nicht bereit, mir ein paar Wanderstiefel zu machen!«

»Damit sind wir beim OB«, fuhr nun Handan mit der Erklärung fort. »Der Stiefelmacher entscheidet ganz allein, ob er für jemanden solche Wanderstiefel macht.« – »Womit wir noch das WANN erklären müssen«, beantwortete Öseblöm auch noch die letzte Frage. »Der Stiefelmacher braucht nämlich ganze zwei Jahre für ein paar Stiefel …!«

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«