Weitere Pläne
»Es ist soweit! Seid Ihr bereit?«
Dann wollen wir ganz schnell wieder unsere Freunde auf der Veranda besuchen. Hüpft also rasch ins Bett und macht es Euch unter Eurer Decke so richtig gemütlich. Kuscheln ist jetzt angesagt! Nun schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren; Achtung, unsere Freunde auf der Veranda machen gerade große Pläne für das nächste Abenteuer.
»Tragen«, wiederholte Kalle. »Ich? Einen Zwerg.«
Der Bursche konnte seine Überraschung nicht verbergen. Eigentlich wollte Kalle mit Öseblöm zum Stiefelmacher. Aber es war schon richtig, Öseblöm wäre für Kalle auf die Dauer zu schwer geworden und schließlich wusste Kalle auch nicht, wo sie den Stiefelmacher finden konnten. So viele Gedanken schossen dem jungen Abenteurer durch den Kopf; aber der Gedanke, dass er zusammen mit Dalin auf die Reise gehen sollte, daran konnte er sich so schnell nicht gewöhnen.
»Das heißt aber, dass Du zurückkommst!«, jubelte Balthasar, sprang auf und nahm Dalin ganz fest in den Arm.
»Ja«, bestätigte der Zwerg, der sich hier bei den Burschen sehr wohl fühlte. »Es ist zwar richtig, dass Zwerge immer auf Reisen sind; doch das hat seinen Grund.«
»Und der wäre?«, fragte Kreszenz.
»Das werde ich ein anderes mal erzählen; vielleicht«, antwortete Dalin und lächelte wieder einmal sein geheimnisvolles Lächeln.
Auch unser Öseblöm lächelte. In dem Wanderer stieg eine Ahnung auf, die ihn fröhlich stimmte. Doch jetzt galt es, die nächsten Schritte zu planen.
»Also gut,« sagte Öseblöm, »dann ist es beschlossen. Ich werde den Stiefelmacher aufsuchen.«
»Was schaust Du da uns an?«, fragte Amira. »Ich glaube nicht, dass wir Dir dabei helfen können. Außerdem möchten wir hier bleiben und ab und zu Don Carlos besuchen. Ich weiß auch überhaupt nicht, wo wir den Stiefelmacher suchen sollten.«
»Finden«, sagte Handan. »Wir müssen ihn finden. Ich denke, es ist das Beste, wenn Öseblöm und ich uns allein auf den Weg machen.«
»Vielleicht nicht ganz allein«, überlegte unser Wanderer laut. »Wir haben hier noch zwei Gäste, die wieder nach Hause sollten.«
Alle Blicke lagen nun auf Betty und Marie.
»Ich will aber noch nicht Hause«, beschwerte sich die kleine Betty.
»Und ich auch nicht«, stimmte Marie mit ein.
»Ich glaube nicht, dass wir das diskutieren sollten«, stellte Öseblöm fest.
»Die Frage ist eher, wie ihr am besten nach Hause kommt?«, ergänzte Kalle. Der Bursche hatte sich wieder gefasst und freute sich bereits auf die Reise. Die Arbeit auf dem Feld musste warten.
»Ich möchte nicht zuviel Zeit verlieren«, sagte Öseblöm und überlegte laut: »Marie könnten wir mitnehmen. Das liegt sozusagen auf unserem Weg. Aber die kleine Betty …«
»Sollte ich vielleicht?«, fragte Kalle.
»Auf keinen Fall!«, mischte sich Dalin ein. »Wir starten morgen ganz früh. Auch wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Dann bleibe ich solange hier!«, freute sich das Eichhörnchen bereits.
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist«, meinte Balthasar plötzlich. Der Kleine hatte ebenfalls eine Ahnung, ein unbestimmtes Gefühl. »Betty sollte schleunigst nach Hause.«
»Warum?«, wollte das Eichhörnchen wissen.
»Kann ich nicht sagen, aber es ist so«, antwortete Balthasar und er war sich seiner Sache sehr sicher.
Öseblöm warf seiner Freundin Amira einen fragenden Blick zu.
»Na gut«, sagte Amira. »Ich bringe Betty zu ihrem Wald und komme dann sofort zurück.«
»Aber Amira versteht mich doch gar nicht«, beschwerte sich Betty. »Sie hat weder ein Halstuch noch ist Öseblöm dabei. Ralle auch nicht und überhaupt …«
»… wird uns die Stille auf der Reise ganz guttun!«, beendete Amira die Diskussion. Die Adlerdame wurde plötzlich sehr bestimmt. Von einem Augenblick zum anderen hatte sie erfasst, was passieren würde. Ralle, der noch immer mit ihr tief verbunden war, verspürte plötzlich ein Kribbeln auf seinem Rücken. Der Bursche war sprachlos und schwieg.
»Gut«, fasste Kalle die Pläne zusammen. »Dalin und ich starten morgen in Richtung Dorf der tausend Mühlen; Handan und Öseblöm machen sich auf, den Stiefelmacher zu besuchen und setzen auf dem Weg die kleine Marie zu Hause ab. Malle und Ralle schauen auf unserem Feld nach dem Rechten; Balthasar, Kreszenz und Mallewutz …«, hier stutzte Kalle.
»Wo ist eigentlich Mallewutz?«, fragte er.
Das war eine berechtigte Frage! Bei all dem Trubel durch die Wanderstiefel, war niemandem aufgefallen, dass sich der kleine Mallewutz still in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Der Bursche lag noch immer auf seinem Bett. Mit verschränkten Armen unter seinem Kopf starrte er an die Decke und hing seinen trübseligen Gedanken nach. »Wieso konnte ich nicht Öseblöms Halstuch bekommen?«, fragte er sich immer wieder.
Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«